Das eigentliche Ziel der Expedition war in der Gegend vom Mt. Asgard, der für mich einer der bemerkenswertesten Berge ist, die ich kenne: Zwei zylindrische Türme, die auf allen Seiten ultrasteil abfallen und die von vielen langen Big Walls umringt werden. Neben den Kletterschwierigkeiten liegt die Herausforder-ung der Baffin Island in ihrer extremen Abgeschiedenheit – (rund 600 km oder drei Wochen hin und eine wieder zurück) – und das um nur zwei Wochen zu klettern. Das klingt verrückt, doch die Gegend und die Kletterei hier war so einzigartig, dass wir es am Ende nicht bereut haben. Auch fanden wir auf dem Weg zum Mt. Asgard Tonnen von perfekten Boulderblöcken, die uns in Form hielten. Dort zu bouldern ist durchaus etwas, worüber man nachdenken sollte.
Die Techno-Soloexpertin Silvia Vidal aus Catalunya schloß sich uns aus logistischen Gründen an. Als sie sich für ihr eigentliches Projekt, den Mt. Tiroka über eine neue Tour solo zu machen, nicht wohl fühlte, luden wir sie ein, mit uns zu klettern. Für uns Freikletterer war es interessant, etwas von ihr über das Technoklettern zu lernen und sie hatte auch ein Portaledge, was gut war, weil wir nur ein Portaledge und zwei Hängematten mit hatten. Jetzt musste nur einer von uns in der Hängematte schlafen.
Warm up Touren
Während des Aufstieges durch das Weasel Tal tauchten viele Wände auf und nach den Anmarschtagen hielten wir es nicht mir aus. Wir mussten einfach etwas klettern. Wir teilten uns in zwei Teams, suchten zwei Wände aus und los ging’s. Sean and Steph machten die erste Begehung von „Chocolate Boomerang“ (700 m, 5.11) am Nordwestpfeiler des Mt. Tirokwa in 24 Std. Die Route folgt einem Projekt von Australiern, hat perfekten Fels, ist aber heikel mit einigen run-outs. Mein Bruder und ich machten uns an einen unbestiegenen Nebenturm des Mt. Odin (20 SL, 5.11), vermutlich eine Erstbegehung.
The Belgarians
Mit dieser Kletterei in den Armen fielen uns die letzten 60 km zum Basecamp von unserem eigentlichen Ziel, dem Mt. Asgard, trotz der schweren Rucksäcke deutlich leichter. Nach einem Erkundungsgang an den Technotouren "Inukshuk" am Nordturm und Bavarian Direct am Südturm, entschieden wir uns für einen Freikletterversuch der "Bavarian Direct". Wir trafen auf exzellenten Fels im Bereich 5.12/5.13.
Nach elf Tagen gelang uns beinahe eine komplett freie Begehung, wobei wir die schwierigen Längen untereinander aufteilten. Da der Gletscher seit 1996 so stark zurückgegangen war, steckte nun der Einstiegsbohrhaken in 15 m Höhe. Jetzt hat die Tour eine neue Einstiegslänge im glattpolierten Fels. Nach einem fehlgeschlagenen Freikletterversuch schickten wir unsere Technoexpertin Silvia mit ihren Cooperheads, Hooks und sonstigen seltsamen Gerätschaften los. Sie meinte dazu nur „nette A4+“. In unserer Sprache bedeutet das, an Nr. 1 Cooperheads mit Groundfall-Potential herumhängen, ziemlich übel. Wir konnten diese Länge erst nach Toprope-Auschecken klettern -frei 5.12 / E8. Die meisten Längen gelangen auf Anhieb oder nach Auschecken, wobei wir versuchten keine Bolts zu schlagen. Die Route führt über großartige Risse und schwere Platten, die die Risse verbinden.
Bavarians and Belgians
Da wir die Tour frei klettern wollten, verließen wir oft die Originalroute und bewegten uns ca. die halbe Zeit im Neuland. Wir nannten unsere Linie The Belgarians um der gemeinsamen Anstrengung der Bayern und Belgier Rechnung zu tragen, obwohl die Erstbegehung mit vielen Stichbohrhakenleitern und gebohrten Hooks nicht gerade sauber war.
In der siebten Länge konnte ich die Züge, die ich alle einzeln klettern konnte, nicht verbinden. Die Route geht sicher frei, nur war sie eine Spur zu schwer für uns. Mindestens 5.13+(8b oder 10). Wir mussten daher einen Zug künstlich klettern, womit The Belgarian 5.13/A1 wurde. Wir möchten auch festhalten, dass wir einige Längen erst nach dem Durchstieg rotpunkt geklettert sind.
Ausklettern
Nach einigen Rasttagen mit Harmonica und Trommeln, starteten wir zum Mt. Asgard Nord Turm, den wir im Alpinstil machen wollten. Sean und Stephane wiederholten die Porter Route (5.12/A4, 40 Seillängen, EB durch Charlie Porter 1975) in 24 Stunden nonstop. Sie kletterten alle Längen bis auf die dritte on sight und meinten, dass diese nach etwas Auschecken auch frei möglich sei. Oliver und ich kletterten die Nordostwand des Nordpfeilers, wir glauben es ist eine Erstbegehung, die nur im oberen Teil eine Tour von Kanadiern berührt. Whiskey Conzales (1200 m, 5.11) gelang uns in 24 Std. frei, hat großartigen Fels und einige delikate run-outs zwischen den Rissen.
Fazit
Wir hatten großartige Klettertage auf den Baffin Islands, das Wetter war perfekt mit angenehmen Temperaturen und kaum Niederschlag. Im Sommer ist es auf den Baffin Island in der Nacht hell, was perfekt für lange Touren ist. Wir werden sicher wieder hinfahren, die Zukunft des Big Wall Klettern ist dort zuhause.
Wir möchten uns bei unseren Sponsoren für deren Unterstützung bedanken:
The Belgian Alpine Club,
Black Diamond,
Patagonia,
Sterling,
Milo,
Five Ten,
Boreal,
Petzl,
Seeonee,
Crux,
Julbo,
Belclimb.net,
Climb.be,
und UPMM.
Text: Nico Favresse (engl.)
Der Expeditions-blog:
Expeditionszeit: Juli-August 2009
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