Will Gadd und EJ Plimley auf ihrem Höllenritt © Christian Pondella Will Gadd und EJ Plimley auf ihrem Höllenritt © Christian Pondella
27 Februar 2009

Die kanadische 5.9 A2 Bewertung

Der Eiskletterspezialist Will Gadd erklärt uns diese kanadische Spezialbewertung und warum der Hunlen Fall diesen Grad bekommen hat….

Die in den Kanadischen Rockies verbreitete 5.9 A2 Bewertung wird für Touren verwendet, die aufgrund des brüchigen Fels, den schlecht anzubringenden Sicherungen und deren wilder, abgelegener Lage nur schwer in normale Schwierigkeitstabellen einzuordnen sind. Ich habe schon 8c Kletterer gesehen, die bei einer solchen 5.9 Route unter Tränen W.O. gegeben haben. (Ich selber klettere zwar nur 8a+, bin aber auch schon vor solchen 5.9er Touren davongelaufen. Die Bewertung ist ein kleiner Spaß beim Kanadischen Klettern.

Gefährliche Mischung aus Wasser und Luft

Zur Frage warum er den Hunlen Fall so bewertet hat, meint Will: „Es gibt einige Eisstellen am Hunlen Fall, wo eine Schraube halten würde, aber nicht viele und diese Stellen sind nicht besonders fest mit der Wand verbunden. Das Eis selbst stammt oft von der Gischt (den durch den Wind davongetragenen Wassertropfen) und ist eine Mischung aus Wasser und Luft, wie ich es noch nicht oft gesehen habe. Also keine sehr sichere Tour. Wir haben auch keine Bolts verwendet, nur Haken und Keile, weil die Tour in einem strengen Naturschutzgebiet liegt und wir daher nichts zurücklassen wollten. Der Fels ist Granit, aber locker und brüchig, wie oft in den Kalkfelsen der kanadischen Rockies.

Ich glaube nicht WI 6 und WI 7

So, es ist eine lange Antwort, weshalb ich 5.9 und A2 gewählt habe. Wenn man hier toprope klettert, stirbt man nicht, wenn das Eis ausbricht. Was eine Art 5.9+ ergibt und A2 weil Eisklettern eine Art technisches Klettern ist. …. Ich glaube auch nicht an die Eisgrade W6 und W7, denn alle 6er und 7er die ich bis jetzt im Eis geklettert bin, waren WI5 mit schlechter Sicherung (mit Ausnahme der Gletschereisbrüche und Eishöhlen, wie jener in der unser Freund Hari Berger gestorben ist). Für mich war der Hunlen Fall die anspruchsvollste Eistour, die ich je gemacht habe, doch auch das ist nicht ganz korrekt, da die Tour auch Drytooling- Passagen hat und Alpine Schneefelder. (Wie bewertet man ein 85° steiles Schneefeld, das stellenweise Eiseinschlüsse hat?) etc.

Epische Touren

Wenn ein kanadischer Kletterer 5.9 A2 sieht, weiß er, dass er vor einer epischen Route steht, die brüchigen Fels, schlecht anzubringende Sicherungen und eine ernste Situation mit sich bringt. Nach ein paar 100 Begehungen kann auch aus einer 5.9 A2 vielleicht eine 5.12 oder 5.8 mit gut anzubringenden Sicherungen werden.

Es ist natürlich etwas lustig und nicht traditionell, diesen Grad für einen Eisfall zu verwenden, aber es trifft die Sache gut. Ich meine, dass sogar jemand der sicher WI 6 im Eis vorsteigen kann und einen starken Background im alpinen Winter Big Wall Climbing hat, sich in dieser Route schwer tun wird. Für mich war die Tour auch sehr anspruchsvoll, doch eine echt coole Erfahrung.

Lange Antwort. Sorry, dass ich nicht noch klarer werden kann, doch ich sehe die Dinge so. Schwierigkeitsgrade sind für Kletterer da, die Kletterroute ist so wie sie ist und Hunlen war eine der großartigsten Touren die ich je gemacht habe.

Will Gadd



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