Via delle Bocchette – Brenta Durchquerung

Klettersteig
Mittel
(6)

Toureninfo

Die steilen Leitern hinunter zum Rif. Alimonta (2. Tag)
Diff.
Schwierigkeit C
Kletterlänge / Gesamthöhe / Kletterzeit / Gesamtzeit
Kletterlänge / Gesamthöhe / Kletterzeit / Gesamtzeit 490 Hm  /  860 Hm
4:30 Std.  /  10:30 Std.
Absicherung
Absicherung Gut
Ausrichtung Nordwest
Ausrichtung Nordwest
Zustiegszeit
Zustiegszeit 1:30 Std.
Abstiegzeit
Abstiegzeit 4:30 Std.
Kondition:
Kraft:
Erfahrung:
Landschaft:
Beste Jahreszeit:
Jan
Feb
Mär
Apr
Mai
Jun
Jul
Aug
Sep
Okt
Nov
Dec

Standort / Karte

Tourenbeschreibung

Regionen:
Gebirge:
Berg:
Cima Tosa  (3173 m)
Charakter:

Der mächtige Gebirgskamm der Brentagruppe liegt eigentlich auf der anderen Seite des Etschtales und wird dennoch fälschlicher Weiser oft zu den Dolomiten gezählt. Der Grund dafür liegt sicherlich in der dolomitenähnlichen Felskulisse, die mit ihren senkrechten Wänden und Türmen die 3000er Grenze überragt und in ihren hintersten Felswinkeln auch heute noch Gletscherreste verbirgt. Die echten Felskletterer zieht es lieber in die etwas höheren echten Dolomitenwände, was auch daran liegen mag, dass die Königslinien in der Brenta den Ferratisten vorbehalten sind. Die Brentagruppe gehört zweifelsfrei zu den besten mit Eisenleitern erschlossenen Gebirgsgruppen im gesamten Alpenraum. Weit über die italienischen Grenzen bekannt ist die Via delle Bocchette oder Bocchette Weg im Süden der Brenta. Obwohl die Tour durchaus anspruchsvoll ist, wird sie von Ferratisten geradezu gestürmt. Zu recht, denn dieser Höhenweg ist einer der einzigartigsten Panoramasteige der Alpen und verläuft zwischen dem Grostèpass und der XII Apostel Hütte auf einer durchschnittlichen Höhe von ca. 2500 bis 2700 m immer ganz scharf entlang des Brenta Hauptkammes. Der Bocchette Weg gliedert sich in einzelne Teilabschnitte über Grate und schmale Bänder mit berauschenden Tiefblicken. Optimaler Ausgangspunkt ist Madonna di Campiglio.

Via delle Bocchette – in 4 Tagen durch die südliche Brenta:

Am ersten Tag dieser weltberühmten Himmelsleiter geht es gemütlich mit der Seilbahn hinauf auf den Passo del Grostè, von wo aus man in einer guten Stunde den Einstieg des Sentiero Alfredo Benini am Fuße der Cima Grostè erreicht. Dieser führt an der Ostseite der Cima Falkner auf einem sonnendurchfluteten und immer schmäler werdenden Band zur Cima Sella und wechselt davor kurz auf die Westseite, bevor es über unzählige Leitern steil hinunter zur Bocca di Tuckett geht. Am unteren Ende des Kars sieht man bereits die gleichnamige Hütte, auf der ein gemütlicher Einstiegstag seinen urigen Ausklang findet, bevor am nächsten morgen die Königsetappe wartet. Am zweiten Tag steigt man wieder in die Bocca di Tuckett hinauf und folgt dem Brenta Hauptkamm auf dem Sentiero Bocchette Alte in einem fantastischen Auf und Ab über ausgesetzte Leitern und schöne Querpassagen auf den „Brentabändern“– Dolomitenfeeling der Extraklasse! - nach Süden zum Rifugio Alimonta. Dieser Abschnitt ist von vielen langen und teilsweise extrem steilen Leitern geprägt, deren  Höhepunkte die Scala degli Amici bzw. Scala degli Die (Götterleiter) bilden. Auch überschreitet man auf der Bocchette Alte kurz die 3000er Marke, der Aufstieg auf die 3150 m hohe Cima di Brenta ist grundsätzlich möglich, sollte aber nur von erfahrenden Alpinisten gemacht werden (ungesicherte Kletterei bis 2-).  Am dritten Tag geht es auf der Via delle Bocchette Centrale, dem berühmten Bänderklettersteig direkt ins Herz der Brenta mit der eindrucksvollen Felsnadel des Campanile Basso, die 450 m aus dem Kar ragt. Immer auf ganz schmalen aber gut gangbaren Felsbändern, die wie mit dem Lineal gezogen die Felswände teilen, gelangt man zum Rifugio Pedrotti-Tosa. Am letzten Tag stehen der Sentiero Brentari und der Sentiero dell‘Ideale auf dem Programm. Beide Steige zählen zu den ältesten Brentasteigen und stellen den letzten Teil der Brentadurchquerung dar, die vor allem von den beiden Gletschern geprägt ist. Der Abstieg auf den d‘Ambiez Gletscher und der Beginn des Aufstieges zur Bocca d‘Ambiez gehören wegen des Gletscherrückganges zu den schwierigsten Passagen des gesamten Bocchette Weges. Bevor es auf den Gletscher hinunter geht, können sehr erfahrene Alpinisten noch auf den höchsten Brentagipfel, die Cima Tosa, 3173 m steigen, sie müssen dabei aber einen steilen Kamin im 2ten Schwierigkeitsgrad im Auf- und Abstieg überwinden. Für Freunde steiler Eisenleitern bietet sich die Variante über die Ferrata Ettore Castiglione an. Beide Varianten treffen sich beim Rifugio XII Apostoli, wo man die gelungene Durchquerung der Brenta mit dem lustigen Hüttenwirt so richtig feiert und sich am nächsten Tag auf den auf den landschaftlich schönen, aber langen Rückweg macht. Dieser kann entweder im Tal oder, wieder an mehreren Tagen im ersten Stock der Brenta erfolgen. Denn parallel zum Bocchette Weg, der sicherlich das Brenta Penthouse darstellt, kann man die südliche Brenta im Osten und im Westen auch eine Etage tiefer auf schönen und etwas weniger schweren Klettersteigen, wie z.B. den Sentiero SOSAT oder Sentiero Osvaldo Orsi oder die durchqueren, die auch gerne bei unsicherem Wetter oder Kräftemangel als Ersatzetappe herangezogen werden.

Genaue Routenbeschreibung:

Teilabschnitte der Brentadurchquerung Bocchette Weg (mit Toposkizzen):

Sentiero Alfredo Benini - Tag 1

Sentiero Bocchette Alte - Tag 2 (Tag 1 und 2 kann man gut zusammen legen.)

Via delle Bocchette Centrale - Tag 3

Sentiero Brentari/Sentiero dell‘Ideale - Tag 4

Ausrüstung:

Komplette Klettersteigausrüstung und Helm. In der Vor- und Nachsaison evtl. Steigeisen und Leichteispickel.

Ergänzung zur Schwierigkeit:

Die oben genannten Zeiten und Schwierigkeiten beziehen sich auf den längsten und herausfordernsten Streckenabschnitt - den Sentiero Bocchette Alte am 2. Tag der Brenta-Durchquerung.

Zustieg zur Wand:

Von der Bergstation der Grostè Seilbahn am Passo del Grostè folgt man dem Weg 305 (Sent. Benini) und geht in südlicher Richtung auf den schon sichtbaren Felsblock der Cima Grostè zu. Unter den Nordabbrüchen folgt man der Markierung links an die Kante zum Einstieg mit Tafel auf 2726 m (Vorsicht, noch vor den Nordabbrüchen zweigt links ein Weg zum Gipfel der Cima Roma ab, dieser wird oft fälschlicherweise benutzt).

Abstieg:

Auf dem Weg 304 zum Rif. XII Apostoli absteigen (1¼ Std.). Von der Hütte auf dem Weg 307, dann auf dem Weg 324 ins Val d‘Agola hinunter. Vorbei am oberen Parkpl. (1323 m, bis dorthin 3 Std.), entlang der Straße talauswärts, bis man nach der Brücke (1172 m) rechts nach Mad. di Campiglio abzweigt. Aufstieg zum Rif. Vallesinella - vor der Brücke re. über die M. Brenta Bassa - möglich (jeweils ca. 1¼ Std. ab Wanderparkpl.).

Kartenmaterial:

AV-Karte Nr. 51, Brentagruppe; Kompass WK 73, Gruppo di Brenta

Bemerkungen:

Ideale Zeit für den Bocchette Weg ist der Sommer. Im Herbst liegt in den Gipfelregionen oft schon etwas Schnee, dann sind etwas heikle (da vereiste) Passagen dabei.

Hütten Brentadurchquerung (Weblink zur Hüttenseite:

Rifugio Tuckett

Rifugio Alimonta

Rifugio Pedrotti

Rifugio XII Apostoli

Infostand: 

08.02.2016

Autor: 

Andreas Jentzsch

Autor (Referenz): 

Ausgangspunkt / Anfahrt

Bilder (98)

Kommentare

19.11.2024 - 10:46

AW: Via delle Bocchette – Brenta Durchquerung

Hallo Zusammen,

ich würde die Durchquerung nächstes Jahr gerne entgegengesetzt der hier beschriebenen Tourrichtung machen, so dass ich am Ende mit der Gondel nach Mad. di Campiglio runterfahren kann. Ist das grundsätzlich möglich oder nicht empfehlenswert? Wenn "nicht empfehlenswert" wäre die Begründung natürlich auch sehr interessant. Im Voraus lieben Dank für konstruktive Antworten.

LG

Micha

13.08.2023 - 09:50

AW:Via delle Bocchette – Brenta Durchquerung

"Leicht" würde ich die Zusammenlegung der ersten beiden Tage nicht bezeichnen. Es entsteht dann daraus eine sehr lange, hochalpine Tour mit 1400 Höhenmetern im Auf- und Abstieg. Durchschnittliche Geher brauchen dafür um die 9 Stunden, bessere Geher dementsprechend weniger. Bezüglich des letzten Abschnitts: Im August 2023 war der d'Ambiez Gletscher quasi nicht mehr vorhanden, bis auf ein paar Schneereste im oberen Bereich. Es wurde mittlerweile ein Fixseil mit Schlingen angebracht, so dass man den ersten Einstieg auch ohne Gletscher schaffen kann. Der zweite, obere Einstieg ist ohne Gletscher nicht machbar (außer man möchte mit Rucksack ein paar Meter Freiklettern). Schwieriger ist der Camosci-Gletscher danach. Der war im August komplett aper und auf dem blanken Eis waren Geröll und Sand, was beides zusammen zu einer äußerst rutschigen Oberfläche wurde. Grödel alleine waren nicht mehr ausreichend (wir sind nur mit Mühe und Not irgendwie drübergekommen), Steigeisen und Pickel wären absolut zu empfehlen gewesen.

22.08.2023 - 11:37

AW: AW:Via delle Bocchette – Brenta Durchquerung

Hallo joana,

danke für Deinen Bericht. Wir möchten im September von der Silvio Agostini Hütte zur Pedrotti Hütte über den Ambiezgletscher. Du schreibst, der Gletscher ist nicht mehr vorhanden. Braucht man dann also dafür noch Steigeisen? Vielen Dank schon mal für Deine Antwort.

29.08.2023 - 12:47

AW: AW: AW:Via delle Bocchette – Brenta Durchquerung

Servus Matthias, 

Der Ambiezgletscher ist schon noch vorhanden, allerdings vorallem im unteren Bereich von viel Schotter bedekt. 

Wir haben ihn letzte Woche mit Grödeln problemlos überquert. 

Auch haben wir 2 Italiener beobachtet, die ganz ohne Metal unterwegs waren. Für 90% der strecke ist das auch kein Problem. Auf den letzten 5 Metern die etwas steiler sind haben sie aber sehr gekämpft. 

Camosci-Gletscher: Zusätzlich Starker Steinschlag. Alle 3 minuten ca. gingen größere Steine auf der gesamten Gletscherfläche ab. Ein umgehen des Gletschers ohne Steinschlag ist nicht Möglich. 

MFG Veit

12.07.2023 - 08:31

AW: Via delle Bocchette – Brenta Durchquerung

Hi zusammen,

aufgrund einer Falschreservierung habe ich leider keine Bleibe auf Rifugio Alimonta. Geplant war aus Rifugio Stoppani zu starten und beide ersten Tage zusammenzulegen. Nun frage ich mich, ob es nicht auch möglich wäre, die ersten drei zusammenzulegen (weil es auf Rifugio Pedrotti noch Plätze gibt)!? Kann dazu jemand was sagen?? Rein rechnerisch wären die ersten drei Tage um die 2300hm, was viel für einen Tag wäre, aber auf der Karte sieht es so aus als könnten zwei Abstecher über die Hütten Tuckett und Alimonta gekürzt und so ca. 600hm eingespart werden!??

Ich will auch nichts unmögliches versuchen, deshalb die Frage an diejenigen, die diese Tour bereits gemacht haben. Geplant ist die Tour für übernächste Woche, also Ende Juni.

Danke und Grüße

13.08.2023 - 09:52

AW:Via delle Bocchette – Brenta Durchquerung

Für eine Zusammenlegung der ersten drei Tage muss man extrem gut drauf sein. Die Zusammenlegung von Tag 1 und 2 hat bei uns ca. 9 Stunden gedauert.

27.09.2021 - 16:28

AW: Via delle Bocchette – Brenta Durchquerung

Rifugio Alimonta is private hut, so Alpenverein cards are not accepted there and reservation can be done on their website - no need to call there.

12.05.2020 - 10:41

AW: Via delle Bocchette – Brenta Durchquerung

Die Klettersteigrunde Via delle Bocchette durch die Brenta Dolomiten gilt als einer der schönsten Via Ferrata der Welt. Wenn man einmal die legendären Eisenwegen gegangen ist, versteht man auch warum. Nicht allzu schwer und hinter jeder Felsecke präsentiert sich ein neues Panorama. Für Klettersteigfreunde an absolutes Muss. 

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