Schlossgespenst und Dir. Nordgrat - Schermberg Nordwand
Toureninfo

Topos
Standort / Karte
Tourenbeschreibung
Schon bei der abendlichen Anreise schimmert diese Riesenwand hinter der Almtalerhütte hervor, ein Vergleich mit der Watzmann Ostwand ist durchaus angebracht. Die Kletterei wechselt zwischen schönen Felspassagen und steileren Stufen, aber auch brüchige Passagen sind vorhanden. In der letzten 5er Seillänge spürt man dann, dass schon 1400 Hm kletternd bewältigt wurden, der schöne Ausblick vom Gipfel rundet das Gesamterlebnis eindrucksvoll ab.
Siehe Topo - die Route ist auch mit roten Punkten markiert (sparsam); sehr gut gemacht von den Erstbegehern !
Ulli Schneider und Erich Haderer am 2. und 3. 7. 1999
1 x 55 m
6
Grundsort.
Grundsort.
Helm, 55m Seil, KK Grundsortiment und mehrere Bandschlingen. Auch genug zu Trinken sollte man dabei haben.
Stände fast immer gebohrt (ausser man steht auf einem wirklich großen Plateau), bei den schweren Stellen meist ein oder zwei Zwischenhaken. In den leichten Seillängen steckt nichts. Vor allem die Punktmarkierung ist bei der Wegfindung in den Riesenplatten sehr hilfreich - etwas Orientierungssinn und alpines Gespür braucht es aber auf jeden Fall!
Mehrere Stellen 5, sonst meistens im 3ten und 4ten Grad.
Vom Almtalerhaus der sehr flachen Forststraße in Richtung Schermberg Nordwand folgen. Kurz vor dem Materialaufzug der Welserhütte - also schon fast ganz hinten - zweigt rechts auf der anderen Seite eines Bachbettes ein Forstweg ab. Diesem folgen und dann unter dem westlichen Wandteil zur Rinne unter der markanten Plattenwand (man sieht die "Nase" vom Gespenst) aufsteigen. Am rechten Rinnenrand beginnt die rote Punktmarkierung. Nun den Punkten ca. 350 Hm folgen - unten rechts, oben links der Rinne - bis man unter der eigentlichen Felswand steht. Dort auf einem Band nach rechts zum Einstieg queren (Tafel und Steinmann, der Standhaken steckt am unteren Rand des Bandes).
990 m
Vom Ausstieg leicht links in Richtung Gipfel - man trifft dort auf den markierten Weg. Vom Gipfel über den markierten Weg zur Welserhütte und von dieser zurück ins Tal.
AV-Karte Nr. 15/2; Totes Gebirge Mitte
Kompass Nr. 19; Almtal, Steyrtal, Totes Gebirge
ÖK 97; Bad Mitterndorf
Die Zufahrt zum Almtalerhaus ist aufgrund einer Jagdsperre vom 15. September - 15. Oktober nicht möglich!
Schon bemerkenswert, wie die Erstbegeher die Route durch diese Riesenwand (einer der größten Wände in den nördlichen Kalkalpen) gelegt haben. Trotz der Bohrhakenabsicherung und der Punktmarkierung aber ein eher ernsteres Unternehmen - die Tour ist sehr sehr lang! Bei Nässe und Schnee gefährlich - besser im Spätsommer bei stabiler Hochdrucklage machen.
Fluchtwege:
1. Vom Buchplatz 25m abseilen (2 Haken mit Schlinge) zu Steigspuren ins Büchsenkar.
2. Vom Gipfel des 1. Turmes westl. absteigen bis zum Abbruch. Abseilpiste 4 x 25m und 1 x 20m oder westlich davon in die Hetzaugrabenrinne abklettern.
3. Vom Gipfel des 2. Turmes (große Terrasse) westl. auf das große Schuttfeld, an geneigter Stelle kurz in den Hetzaugraben abklettern und in 2 Stunden zur Pühringer Hütte oder wie oben ins Tal.
3. Vom Terrassengrat-Ende (20. N-Grat Seillänge) über Schrofen schräg westl. zu BH und 25m aufs Schuttfeld abseilen und auf die Terrasse (weiter wie bei 2.).
Biwaks:
Gespensterbiwak
Auf dem 1. Turm
Terrassenbiwak
Gute Unterstandhöhle 15 m oberhalb des 3. Standes am 1. Turm
19.08.2005
A. Jentzsch-Rabl / A. Riesner
Kommentare
AW: Schlossgespenst und Dir. Nordgrat - Schermberg Nordwand
10./11.08.2024 mit geplantem Biwak. Am späten Vormittag gemütlich los. Leider erstmal an der Einstiegsrinne vorbei gelaufen, was aber den Vorteil hatte, dass wir nochmals ausgiebig am kleinen Wasserfall trinken konnten. Wir sind dann noch ein Stück dem ausgetretenen Weg gefolgt bis wir gemerkt haben, dass wir falsch sind. Es sollte eigentlich in der Zustiegsbeschreibung erwähnt sein, dass hier noch ein Weg weiter geht, den man nicht folgen soll. um 14:30 Uhr dann am Einstieg so dass es geradeso bis 20:45 Uhr aufs Terrassenbiwak gereicht hat. Super bequemer Platz, man hat gar nicht das Gefühl in einer Wand zu sein. Am nächsten Tag reicht es dann gut über die Welser Hütte ins Tal. Abstieg nicht schwer, aber doch etwas länglich. Wir sind außer die ganz leichten Passagen nichts gleichzeitig gegangen, haben aber mit dem 70er-Einfachseil öfters Seillängen zusammen gehängt. Sicherungsmaterial außer Express: 4 Link-Cams. Ein paar Keile haben wir durch die Wand getragen ohne sie zu legen. Wegfindung im unteren Teil aufgrund der Punkte gut auch wenn diese nicht immer so angebracht sind, dass man sie aus der Kletterrichtung früh sieht. Im oberen Teil gibt es weniger Punkte, teilweise sind sie auch verblasst so dass es etwas schwieriger wird. Wir waren kurz vor dem Biwak zu weit rechts und ganz oben wohl zu weit links. In Verhauern wird es etwas brüchiger, ansonsten ist der Fels ok, teilweise sogar richtig gut.
AW: Schlossgespenst und Dir. Nordgrat - Schermberg Nordwand
Geklettert am Sa. 7.8.21; Schlossgespenst die ersten Längen noch nass auf Grund des Starkregens am Vortag.Info Ende 11. SL: Achtung auf lose/lockere Steine, auch beim Ausstieg dieser SL. Falls da was runter geht, genau in Richtung Sicherer. Erkennt man, wenn man dort ist, siehe auch Topo.
Ab ca 7. Seillänge dir Nordgrat tw, schön in der Sonne zu dieser Jahreszeit.
Einstieg bis Gipfel 11h inkl. Pausen, wir brauchen auch etwas länger in den nassen SL, alles geklettert inkl. Standbau.
tw. brüchig, dh Seilschaften sollten aufpassen, so gut es geht. Wir waren an dem Tag die Einzigen.
Ansonsten lange und schöne Tour... lg
AW: Schlossgespenst und Dir. Nordgrat - Schermberg Nordwand
Wir sind im September 2018 das Schlossgespenst gegangen (mit geplanter Übernachtung beim Gespensterbiwak und Abstieg durchs Büchsenkar), vor kurzem während des heißen Afrikahochs (23.7. – 25.7.2019) dann den direkten Nordgrat. Wir sind die Route „klassisch“ angegangen – mit Standplatzbau und gelegten Zwischensicherungen für die Moral (Klemmkeile und vor allem Cams). Damit waren wir natürlich langsamer als am laufenden Seil und mit Material, Biwakausrüstung, Wasser und Verpflegung gut bepackt. (Fun Fact: Eine Seilschaft hat uns am laufenden Seil in der 2. SL überholt und war dann schon über alle Berge, als mein Partner nachkam.)
Apropos: Wir haben das Wandbuch erneuert – das alte liegt nach wie vor komplett durchnässt in der Spalte neben dem Wandbuchkasten, zum Mitnehmen war es uns leider zu schwer. Das neue Wandbuch ist gut verpackt und hält hoffentlich der Nässe stand.
Kletterbericht:
Tag 1: Zustieg durchs Büchsenkar (das Schneefeld auf der großen Geröllrinne wollten wir nicht queren, daher war die Wegfindung etwas abenteuerlich – den mit mehr oder weniger verblassten roten Punkten und Steinmanderln markierten Weg haben wir aber schließlich doch gefunden) und Biwak ca. 10 Minuten vorm Einstieg. Mit entsprechend Gewicht durch den Wasservorrat ist das ein etwas anstrengendes Unterfangen. Tipp: Oberhalb der Büchsenkar-Wasserfälle kann man gut Wasser aufnehmen. Neben der Wand kurz vorm Nordgrat-Einstieg gab's noch ein kleines Schneefeld = Extraportion Tee am Abend ;)
Tag 2: 15 SL bis zur großen Terrasse, Biwak. Routenfindung war einfach; schöne Kletterei, viele Rasenbänder, Stände und Route waren meist in der Sonne. Nach dem Spreizkamin wird man mit dem herrlichen Plateau am 1. Turm belohnt. Das Terrassenbiwak ist perfekt! Viel Platz und mit Steinen umrahmter, ebener Biwakplatz. Und dank der Schneefelder gab's eine weitere Extraportion Tee.
Tag 3: 16 SL, Gipfelsieg, Abstieg ins Tal. Den Bohrhaken am Anfang der 16. SL haben wir nicht gefunden, wir waren dann erst nach dem senkrechten Kantenaufschwung wieder auf der Route. Aus den Rasenbändern wurden Geröllbänder und Rinnen, Schatten war auf der Route wieder Mangelware. Am Band in der 28. SL fanden wir zwei neue Bohrhaken mit Kette vor (am Beginn der alternativen Variante). In der Scharte vorm Stand der 30. SL ist eine kleine Doline, daran kommt man aber problemlos vorbei, der Stand-Bohrhaken ist „auf der anderen Seite“. Die letzte 5er-Stelle ist dann noch mal kraftig.
Gegen 19 Uhr Gipfelsieg, beim Abstieg zur Welser Hütte trafen wir dann noch mal auf Schneefelder – da mussten wir drüber. Pickel oder Steigeisen hatten wir natürlich nicht dabei … Kurz vor der Hütte gab's einen kleinen Bach (Wasser) und Biwakiermöglichkeit auf Rasen, wir stiegen aber gleich ins Tal ab (das war eine konditionelle Herausforderung). Gegen Mitternacht kamen wir dann beim Almtalerhaus an.
Fazit:
Eine schöne, tolle, aber nicht zu unterschätzende Klettertour!
Durchs Büchsenkar werden wir nicht mehr zusteigen – wenn, dann gleich Schlossgespenst + direkter Nordgrat.
Schneefelder sorgen für extra Tee, beim Abstieg aber für potenzielle Rutschpartien (im Spätsommer/Frühherbst darf/muss man auf beides verzichten).
Almrausch kann eine verblüffende Ähnlichkeit mit roten Punkten haben. Ach ja, falls wer in naher Zukunft plant, die Tour zu gehen, und noch etwas Platz im Rucksack hat: Eine Auffrischung täte den roten Punkten gut, zum Teil sind sie so gut wie nicht mehr sichtbar. ;)
AW: Schlossgespenst und Dir. Nordgrat - Schermberg Nordwand
Hallo daniel_b
Gratulation zur Begehung Schermberg Nordwand. Ich hätte ein paar Fragen: Was für mobile Sicherungsmittel habt ihr mitgeführt und wie gut kann man sie anbringen?
Lg und Berg Heil
AW: Schlossgespenst und Dir. Nordgrat - Schermberg Nordwand
Servus Julian,
Wir haben einen Satz Klemmkeile sowie C4er Cams bis 2 dabei gehabt. Zum Legen gabs meiner Erinnerung nach viele Möglichkeiten, aber zwecks Zeit haben wir eher selten was platziert. Wenn die Moral eine kleine Stütze brauchte, hat man mal was versenkt. Ich denke, damit ist man mehr als gut ausgestattet, ich würde nächstes mal eher noch was zu Hause lassen zwecks Gewicht. Aber wie immer muss das jeder für sich selbst wissen, mit wieviel Material man sich noch wohl fühlt.
Besten Gruß!
AW: Schlossgespenst und Dir. Nordgrat - Schermberg Nordwand
Wir sind die Tour am 02.09.16 gegangen: 7:00 Uhr Einstieg Schlossgespenst, 17:00 Uhr Ausstieg am markierten Steig zum Schermberg. Sind ca. 2/3 der Route am laufenden Seil (2 T-Blocks --> 3 SL zusammenhängend) geklettert. Klettergeschwindigkeit würde ich im normalen Bereich ansiedeln, etwas verlangsamt aufgrund schwerer Rucksäcke (wir waren uns unsicher, ob wir biwakieren müssen oder es an einem Tag schaffen --> (komfortable) Biwakausrüstung + entsprechender Proviant eingepackt). Dementsprechend war der Abstieg auch nochmal eine echte, konditionelle Herausforderung. Eintreffen am Almtaler Haus bzw. PWK um ca. 21:30 Uhr.
Ich habe die Tour nicht als sehr brüchig empfunden. Klar liegt einiges an losen Steinen auf den Stufen und Bändern, was man zwangsläufig mal trotz größter Vorsicht mit dem Seil in Bewegung setzt. Aber der Fels an sich war zum Großteil wirklich solide für solch eine Route. Da habe ich schon weitaus schlimmeres erlebt.
Die roten Punkte im Schlossgespenst waren gut erkennbar (neu gepinselt?), im Nordgrat wurde es dann blasser und seltener. Aber an sich ist der Weg am Grat sowieso klar.
Ausreichend Wasser mitnehmen, wir haben in der Route keine Möglichkeit zum Auffüllen gefunden.
Fazit: Schöne Tour durch imposante Wand, aber konditionell nicht zu unterschätzen.
AW: Schlossgespenst und Dir. Nordgrat - Schermberg Nordwand
Der Fels ist sehr, sehr brüchig. Kleine Steine, riesige Steine (wie ein Pferdkopf), alles reisst man sehr leicht ab. Die Wand bietet nur wenig Möglichkeiten, wo man einen Friend einlegen kann. Es sind v.a. kleine Friends zu empfohlen. Hätte ich es gewusst, dass der Fels so schlimm ist, hätte ich diese Route gar nicht geklettert.
AW: Schlossgespenst und Dir. Nordgrat - Schermberg Nordwand
Sind die Tour am 04/10/14 an einem Tag gegangen, vom Jagasimmerl weg um 0430Uhr (da Forststrasse gesperrt), Gesamtzeit 16h (und wir hatten keine größeren Pausen), um 2030Uhr waren wir wieder am Parkplatz.
Es stimmt, die Route ist aufgrund der wenigen Begehungen teilweise (!) sehr brüchig. Steinschläge (eigenverursacht) zählten wir ~5. Dies ist jedoch bei dieser Tour nicht ungewöhnlich. Bei den meisten Ständen kann man sich gut decken. Der Großteil der Wand/Felsqualität ist jedoch gut, keine abgenutzten Griffe und Tritte!
Auf jeden Fall eine lohnende Tour, mit Biwak sehr zu empfehlen - ohne etwas für flotte Alpinisten!