Der Weg durch den Fisch, Marmolada Südwand
Toureninfo
Topos
Standort / Karte
Tourenbeschreibung
Langer, alpiner Klassiker, nicht ganz zu Unrecht mit gewissem Nimbus behaftet.
Der Weg durch den Fisch galt bei seiner Eröffnung als schwerste Dolomitentour und war ein Meilenstein in der Erschließung der Alpen (mehr über die Erstbegehung und Igor Koller).
SL 1-2: Einzelstelle gleich zu Beginn, die gut A0 gemacht werden kann. Der Aufrichter ist auch so mühsam genug. Es folgt brüchiges 3er Gelände bis zu einem breiteren Band. Rechts ist ein Bohrhakenstand.
SL 3: Ca. 20m links des Standes geht eine lange Rissverschneidung hoch. Anstrengender als es aussieht. Die (umgeschlagenen) Bohrhaken sind übrigens wegdefiniert. Wer sie trotzdem klinkt, schont die Nerven.
SL 4: Gerade hoch unter das Dach. Dieses dann links an der schwächsten Stelle überwinden, dann weiter links zu Schlingenstand.
SL 5-6: Rechtshaltend am laufenden Seil über leichte Platten bis zum ersten großem Band. Entweder Zwischenstand oder laufendes Seil. Die ersten 200m sind geschafft!
SL 7-8: Vom Stand 10m nach links, eine kurze steile Stelle überwinden, dann der Verschneidung folgen.
SL 9-11: In SL 9die Verschneidung nach links verlassen, dann 3 längere Seillängen über phantastische löchrige Platten hoch. Nach der 11. SL gelangt man in eine kleine Nische unterhalb des „Fischs“!
SL 12: Erste schwierigere Seillänge: nach links auf ein kleines Podest, dann weitere 10m linkshaltend zu einem weißen Riss. Diesen dann hoch zu schlechtem, ungemütlichem Stand.
SL 13: Wieder etwas gemütlicher linkshaltend über schönen griffigen Fels zur „seichten Verschneidung“ hoch. Guter Stand auf einem Podest.
SL 14: Angebliche Schlüsselseillänge. Erst leicht rechtshaltend den ersten Haken anklettern, dann weiter zu Fixtricam. Mit etwas Glück hält die ausgebleichte, UV-beschädigte Schlinge noch. Gerade hoch zu SU, dann 15m rechts queren zu Plattenstand. Durchatmen.
SL 15: Weiter rechts haltend den Löchern nach. Über einen Riesenblock gerade hoch in den Fisch hinein. Dort Bohrhakenstand.
SL 16: Entweder links hinauf (schaut schwer aus, dafür mit Bolt) oder rechts aus dem Fisch hinaus. An Minilöchern gerade hoch zu Schlinge. Dort an guten Griffen aber sehr ausgesetzt nach links bis zu NH entlanghangeln. Mit enormer Seilreibung gerade hoch zu extrem ungemütlichen Hängestand. Moral wieder einsammeln.
SL 17: Kleiner Bauch zu überwinden, dann über steile löchrige Platte zu Schlingenstand. Mit Cliffs oder Einfingerpower! Wer jetzt immer noch Nerven hat, beruhigt sie.
SL 18: Leicht links haltend zu NH. Weiter hoch, 0,75 Friend versenken und nach links in die steile Verschneidung unter ein riesiges gelbes Dach abklettern (wer sich traut pendelt). Stand an NH.
SL 19: Unterhalb des Daches nach rechts traversieren und dieses an der schwächsten Stelle überwinden. Moralisch! Der Stand ist aber gleich nach dem Aufrichter.
SL 20: Erst rechts halten, dann die Rissverschneidung gerade hoch bis zum zweiten Band. Viele Haken! Am Band angekommen weitere Taktik überlegen. (Gutes Biwak ist gleich rechts um die Ecke!)
SL 21: 15m rechts vom Biwakplatz geht es über eine steile Plattenstelle hoch auf ein Podest. Kurz aber knackig.
SL 22: Die lange (50+m), steile Verschneidung hoch. Nicht aufgeben, es kommt ein Standplatz!
SL 23-24: Über flachen, grauen Bruchfels leicht rechtshaltend weiter. Rechts zieht ein grauer Riesenüberhang herein. Zwischenstand oder laufendes Seil.
SL 25-26: Unter dem gelben Überhang nach rechts eine Einzelstelle überwinden. Danach über Bruch unterhalb des gelben Pfeilers weiter nach rechts. Keine Stände, recht alpin. Irgendwann taucht der Ausstiegskamin auf. Eigentlich nicht zu übersehen.
SL 27-28: Weiter über gelben Plattenbruch hoch und in den linken Kamin zwischen den Pfeilern. Laufendes Seil oder Zwischenstand.
SL 29-30: Rein in den Kamin und stemmen, schieben, spreizen, was geht. Es gibt kein Entrinnen. Sind aber nur noch 250 Hm! Laufendes Seil. Stand an NH vor dem Flaschenhals.
SL 31: Noch einmal eine Einzelstelle im Kamin. Rechts entlanghangeln und dann mit kräftigem Aufrichter hoch. Stand an NH.
SL 32-35: Laufendes Seil (kaum mehr Zwischensicherungen) monoton anstrengend den Kamin hoch. Die letzten zwei Längen in flachem Schotter. Man hört schon die Stimmen auf der Aussichtsterrasse der Punta Rocca. Ausstieg direkt über dem Dach der Bergstation.
Erste Begehung: Igor Koller und Jindrich Šustr 2.-4. 8. 1981
2. Begehung: H. Mariacher, Luisa Iovana, B. Pederiva und M. Zanolla 18.-20.8.1984
3. Begehung: Wolfgang Güllich, Kurt Albert und Chr. Stiegler in 3 Tagen im Sept. 1984
1. Rotpunktbegehung: H. Mariacher und B. Pederiva am 17. u. 18. 8. 1987
2. Rotpunktbegehung: Igor Koller 1988
1. Free Solo Begehung: Hansjörg Auer am 29.4.2007
2 x 60 m
13
siehe bei Ausrüstung
siehe bei Ausrüstung
ein Satz Black Diamond C3, ein Satz C4 bis Größe 3, ein Satz Camp Tricams für die Löcher, 12 Exen. 2 Cliffs/Person für die technischen Passagen, einige kurze und lange Bandschlingen + Kevlarschnürl, 60m Halb- oder Doppelseil, Gurt, ein paar Schraubkarabiner, Sicherungsgerät, Notbiwakzeug. Gilt nur für alle Nicht-Hansjörg Auers. Kletterpatschen, Magnesiumsackerl und Helm obligat.
Auch wenn die Tour mit nur 65 Normalhaken (!) erstbegangen wurde, so sind im Lauf der letzten 30 Jahre doch einige Sicherungen dazugekommen. Bis zum ersten Band hat offensichtlich sogar ein „Sanierungsversuch“ mittels Bohrhaken stattgefunden. Diese wurden aber (wahrscheinlich von den Locals) wieder umgeschlagen. Den ein oder anderen kann man dennoch klinken (machen aber nur Weicheier). Ab dem ersten Band darf man dann viel selbst sichern, außerdem sind nicht alle Stände auf dem sicherheitstechnisch betrachtet „letzten Stand“.
9- oder 7+/8- A2-A4 (je nach moralischer Verfassung)
Von der Malga Ciapela (Talstation der Seilbahn) am Vortag in 2 Std. zur Falier Hütte. Von der Falier Hütte folgt man dem Weg n.610 Richtung Ombrettapass. Genau in Falllinie des „Fisches“ unter den gelben Riesenüberhängen, steigt man weglos über eine anfangs schmale, dann immer breiter werdende Schotterrinne zur Wand (1h). Unter den Überhängen dann ca. 50m nach rechts bis zur schwächsten Stelle der Wand gehen. Der Einstieg ist bei einem 2,5m hohen Überhang. Normalhaken auf Kopfhöhe. Mit etwas Glück hängt unsere Bandschlinge noch dort (1 Std.).
Mit der Seilbahn runter oder über den Gletscher und die Bergstraße ins Tal absteigen (ca. 1900Hm). Letzteres nur für Ausdauerviecher zu empfehlen.
Taktik: Früh einsteigen und genug Wasser mitnehmen (Südwand!). Im Sommer kann einen aus der Wand brennen. Gemütliche Kletterschuhe sind von Vorteil, da die Füße sonst spätestens nach Seillänge 15 verweigern könnten. Wer es in 8-9 Stunden bis zum zweiten Band schafft, hat gute Chancen die Tour an einem Tag zu schaffen. Man sollte sich aber sicher sein, denn ein Rückzug ist ab hier äußerst schwierig und gute Biwakmöglichkeiten gibt es auch nicht mehr. Die letzte Seilbahn fährt um 16:30 ins Tal, wer also nicht schnell genug unterwegs ist, muss entweder auf den Holzpritschen in der Bergstation (3300m) pennen, oder sollte noch Reserven für fast 1900Hm Abstieg haben. Biwakmöglichkeit gibt es außerdem im Fisch (ungemütlich) und am zweiten Band (gemütlich). Bis zum zweiten Band ist auch ein Abseilen problemlos möglich. Danach sehr kompliziert.
Ab dem Fisch steilt sich die Wand bis zum zweiten Band spürbar auf und die Kletterei ist anhaltend und recht moralisch. Wer nicht im oberen 9ten oder höheren Schwierigkeitsgrad zu Hause ist, wird sich, so wie wir, ziemlich plagen. Die „Ausstiegslängen“ sollte man auch nicht unterschätzen. Sie sind zwar nicht mehr schwer, aber es sind noch 400 Hm in alpinem Drecksgelände bis zum Gipfel. Kaum mehr Haken, Bruch, ganzkörperanstrengende Kaminstemmerei und die Höhe auf 3000+m hängen sich ganz schön um. Insgesamt ist die Tour schon ein größeres Unternehmen, jedoch nicht ganz so wild, wie ihr Ruf. Unsere Meinung: Wenn wir da raufkommen, kann es nicht so schwer sein. Wer den 8ten Grad klettert, ein wenig Ausdauer und Moral in den Rucksack steckt und technisch tricksen kann, wird den Fisch schon entgräten. Freilich: Wer Rotpunkt-, Onsight-, oder gar Free solo-Ambitionen hegt, sollte schon etwas darüber stehen…
Zusteig zur Falier Hütte: Von der Malga Ciapela, (Talstation Marmoladagletscher, 1450 m) durch das Ombrettatal zur Falier Hütte auf 2080 m (markierter Wanderweg n. 610 bzw.n. 612). Hat man das Steilstück hinter sich gelassen gelangt man auf wunderschöne Almen und erblickt rechterhand schon die mächtige Südwand der Marmolada - Aufstieg ca. 2 Stunden.
Dominik Ertl
Ausgangspunkt / Anfahrt
Malga Ciapela - 1450 m
Falier Hütte - 2080 m
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