Viereselsgrat - Dent Blanche
Toureninfo
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Standort / Karte
Tourenbeschreibung
Godeke schreibt "Ein echter Hammer", dem ist wenig hinzuzufügen. Ein endlos langer klassischer Grat, bei dem alle alpinen Register gezogen werden müssen: Brüchiger Fels, steile Kletterei, scharfe Grate, steiler Firn und Wechten, das alles garniert von allerlei Hinternissen wie schmelzenden Gletschern, offene Bergschründe, steinschlaggefährdete Rinnen und weite Strecken. Belohnt wird man mit einem der eindrucksvollsten Grate (und Aussicht) im ganzen Wallis. Eine elegante Linie, die sich sehen lassen kann.
Zustieg: Ein Strategiespiel. Variante 1) wird am besten von der Cabane du Mountet erreicht. Über einen Steig (eher östlich, nicht den alten Hüttenweg nach südwesten folgen!) auf den Glacier Durand und am rechten Teil zum obersten Punkt des Roc Noir (ca 3150m, Biwakmöglichkeit). In einem ausholenden Bogen nach Westen zu den beiden offensichtlichen Rinnen am Gratfuß.
Vom Roc Noir lassen sich bei guten Verhältnissen auch der Col Durand über eine sanfte Gletscherhänge (Achtung, Bergschrund oft schon früh im Jahr unüberwindbar!) und der Col de Zinal für Variante 2) erreichen. Letzter muss über eine steile Firn-/Eiswand gewonnen werden, die steinschlaggefährdet ist und im oberen Teil über Bruch und Schotter führt. Nicht empfehlenswert.
Besser wird der Col de Zinal vom Col Durand (Biwakplätze) aus erreicht. Dazu folgt man Firn und Blockgelände auf dem Nordostgrat der Pointe de Zinal, bis man auf ca 3630m über eine ca 35-40° steile Flanke richtung Westen queren kann. Bei Blankeis heikel & Sicherungsbedarf (Schrauben!). Auf ca 3600m erreicht man den Nordwestgrat der Pointe de Zinalund folgt diesem, zunächst einigen Zacken links und rechts ausweichend, dann direkt über Schotter und Schlamm zum Col de Zinal. Von der Idee, den Col de Zinal südlich vom Schönbielgletscher aus zu erreichen kann nur dringendst abgeraten werden.
Der Col Durand kann neben der bereits beschriebenen Variante vom Roc Noir auch unschwierig von Süden über die Schönbielhütte und den Hohwänggletscher erreicht werden.
Es Bleibt folgendes Dilemma: Früh im Jahr hat man von der Cabane du Mountet aus also alle Möglichkeiten, später kann von hier aus eventuell nur Variante 1) erreicht werden. Von der Schönbielhütte aus kann der Col Durand und damit Variante 2) auch später im Jahr erreicht werden, dafür ist Variante 1) eventuell nur mit abenteuerlicher Abseilaktion über den Bergschrund möglich.
Tour: Zwei Möglichkeiten
1) Direkt vom Glacier Durand durch eine von zwei offensichtlichen Rinnen auf den Nordostsporn und immer im Bereich der Gratkante zum Vereinigungspunkt (Originaler Viereselsgrat). Schwierigkeiten werden tendenziell in der Nordflanke angegangen. Keine genauere Beschreibung möglich.
2) Vom Col de Zinal (siehe Zustieg) über den Südostsporn zum Vereinigungspunkt ("Martinsgrat"). Siehe Topo.
Vom Col de Zinal zunächst ein paar flache Blöcke empr, bis eine steile Wand aus übelsten Bruch den Weg versperrt. Zunächst noch leicht, am Ende 40 Meter senkrecht bis überhängend (III+). Anschließend im Bereich der Gratkante weiter, ein markanter 1. Steiler Turm wird südseitig durch eine brüchige Verschneidung umgangen. Man gelangt auf einen scharfen Grathöcker. Über einen spitzen (Firn)grat zu einer Zacke mit Abseilschlinge, 7m abseilen. Der folgende 2. Steile Turm würd wieder südseitig über Risse und Bänder umgangen (III), direkt nach der Scharte hinter dem Turm muss an der Gratkante eine plattige Stelle bewältigt werden (III+). Man befindet sich nun unter dem Großen Gendarm des unteren Teils. Sehr offensichtlich wird dieser südseitig über eine Flanke umgangen (45-50° Firn und III oder übler Bruch). Die Gratkante wird wieder an der scharfen Firnschneide hinter dem Turm erreicht. Es folgt der 3. Steile Turm, bei dem eine Umgehung nicht sinnvoll erscheint. Leicht links lädt eine goldene Verschneidung zum direkten Erklettern ein (IV und teilweise brüchig). Es fehlt noch eine steile Schutthalde, ein kleiner Blockgrat und eine kurze Verschneidung, bis man am Vereinigungspunkt (ca 4030m) angelangt ist und einen Blick hinab auf Variante 1) werfen kann. Ab hier verlaufen beide Varianten gemeinsam.
Oberer Teil: Vom Vereinigungspunkt zunächst über die vielen scharfen Zacken an der Gratkante entlang. Der erste markante Turm (ca 4070m) wird über ein offensichtliches Band und Stufen nordseitig umgangen, ein weiterer blockiger Abschnitt führt wiederum direkt am Grat zum Großen Gendarm des oberen Teils. Dieser wird so hoch wie (ohne schwerer als III zu klettern) möglich an der Nordseite gequert, bis man direkt unter dem Turm in einer Art Kessel steht. Nun nicht weiter über ein brüchiges Band queren, sondern einen markanten Kamin aus grobbrüchigen grauen Fels nach oben Klettern. Von einer Art Schulter müssen noch 15m delikater, abwärts geschichteter Fels zur Gratkante geklettert werden (III+). Weiter auf der nun oft verfirnten und schmalen Gratkante. Die Verhältnisse dominieren nun sehr die anzufindenden Schwierigkeiten. Ein markanter Steiler Turm (ca 4185) wird steil und ausgesetzt, aber gutgriffig nordseitig um- bzw erklettert (III). Weiter am Grat, bis ein großer Block den Weg versperrt (Fixfriend, guter Biwakplatz). Nicht nordseitig (Seilreste) über Bruch, sondern einige meter links des Fixfriends südseitig über gestuften festen Fels auf den Block (III). Den folgenden Aufschwung (ca 4250m) direkt an der Kante erklettern (III+, 1 Schlaghaken, teilweise brüchig). Es folgt ein letzter langer Firngrat bis zu den Gipfelfelsen, bei dem wieder die Schneebeschaffenheit über die Schwierigkeit entscheidet (zwischen Spaziergang und Hölle ist alles möglich). Immer wieder können auf der Nordseite Felsen erreicht werden, um Sicherungen anzubringen (50er Seil empfehlenswert!). Über die letzten Felsen unschwierig zum Gipfel.
Über den Südgrat. Zunächst unschwierig dem Grat folgen (Achtung, früh im Jahr Wechten), bis man eine erste Abseilkette erreicht. Nach Westen abseilen, dann zum Grat zurücktraversieren. Entlang offensichtlicher Kratzspuren abklettern (Abseilen gelegentlich möglich, aber oft unlohnend), bis man in einer Scharte vor dem Großen Gendarm steht. Mehrere Eisenstangen weisen den Weg in die Westflanke (Abseilen möglich und bei Vereisung sinnvoll!). Nach der letztenStange steht man in einer Art breiten Rinne, die im Abstiegssinn auf der rechten Seite von einem markanten Türmchen begrenzt wird. Die Rinne noch einige Meter absteigen, solange, bis man unschwierig(!) nach links zur Gratkante zurückqueren kann (Bohrhaken). Der Grat wird jetzt sehr leicht und gelegentlich ist sogar ein guter Pfad vorhanden. Die Firnkuppe P.3905 wird direkt mit einem Gegenanstieg erreicht oder leicht westlich umgangen (Trittfirn nötig), bevor hinter einer Mulde in richtung der Felspyramide P.3882 angestiegen wird. Knapp südlich der Pyramide weist ein Steinmännchen den Weg in die Südostflanke, die man auf einem Pfad zum Südgrat quert. Diesen unschwierig über große Blöcke hinab bis zum Gletscher der Wandfluelücke (Spalten!).
Von der Wandfluelücke ist es möglich, durch die unübersichtliche Ostflanke zur Schönbielhütte abzusteigen. Einfacher ist der Weg über einen Eisrücken und Felssporn (II) zur Cabane de la Dent Blanche (3506m). Von dort gut markiert über 3,5 Stunden nach Ferpecle oder über eine weitere Stunde nach Les Hauderes (bessere Busverbindung).
1 x 50 m
50 Meter Seil
Cams 0.3-2
6-7 120er Schlingen mit Schnapper
2-3 Schlaghaken (nicht verwendet, aber für Verhauer/Notfall sinnvoll)
zweites Eisgerät für Vorsteiger
2 Eisschrauben
früh im Jahr eventuell Schaufel für den oberen Teil sinnvoll
Offizielle Bewertung: D / 3+/ 50°
Kaum in eine Bewertung zu fassen. Trotz "auf dem Papier" einfacher Bewertung keinesfalls zu unterschätzen. Die angegebenen Schwierigkeiten müssen sicher beherrscht und über weite Strecken schnell und ohne gute Absicherung in übelsten Bruch bewältigt werden. Auch führen kleine Verhauer (oder verhältnisabhängiges Ausweichen) sehr schnell zu größeren Kletterschwierigkeiten. Vor allem aber dominieren die Verhältnisse im Firn die Schwierigkeiten. Wir fanden bei für Juninächte außergewöhnlich guter Abstrahlung trotzdem hüfttiefen Schnee und schwierige Wechtengraberei vor, sodass wir dadurch Zeit verloren haben (15h vom Col Durand zum Gipfel, mit Pausen aber ohne Trödeln!). Die Zeitangaben im Sibernagelführer sollten mit größter Vorsicht betrachtet werden. Der Abstieg über den Südgrat sollte man ebenfalls nicht unterschätzen, besonders was die Zeitkomponente betrifft.
Beispielhafte Zeitangaben von einer Begehung im Juni:
Zinal - Col Durand 8h
Col Durand - Gipfel 15h
Gipfel - Cabane de la Dent Blanche 4,5h
Cabane de la Dent Blanche - Les Hauderes 4,5h
map.wanderland.ch
Eine großartige Tour. Wer ihr gewachsen ist, sollte sie unbedingt gemachthaben, bevor die Klimakatastrophe hier ganz den Riegel vorschiebt.
Zeit- und Höhenmeterangaben ab Col Durand!
18.06.2022
Silvan Metz / Landschafts- und Bergsportfotografie Silvan Metz
Ausgangspunkt / Anfahrt
Vom Rhonetal ins Val d'Annivers nach Zermatt. Sehr gut öffentlich erreichbar, dann noch leichter zum Ausgangspunkt zurückzukommen.
Zinal / Zermatt - 1675 m
Plates de la Le - 1675 m
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