Waren es vor Jahren primär aufstiegsorientierte Skitourensportler, welche den Skitourensport geprägt haben, wird in letzter Zeit mehr Augenmerk auf die Abfahrt gelegt. Quasi Freeriden ohne Lift, die Aufstiegszeit steht nicht mehr im Focus, dafür aber coole Turns bei der Abfahrt. Da braucht es stabiles Schuhwerk - dafür bietet sich der überarbeitete Tecnica Zero G Tour Pro Tourenskischuh mit seinen vier Schnallen an.
Wie schon beim Vorgängermodell - da hatten wir das Herrenmodell des Zero G Tour Pro im Test - hat auch das Damenmodell einen guten Welcome-Fit; gleich beim ersten Anziehen fühlt man sich wohl im Schuh. Hat man den Dreh mit der Schuhgröße heraußen - zu groß sollte der Skischuh auf keinen Fall sein, sonst bekommt man beim Gehen Blasen - steht man sowohl beim Bergaufgehen als auch beim Bergabfahren sehr gut im Zero G Tour Pro.
Schon beim Vorgängermodell aus unserem Test war das Gewicht eines der großen Pluspunkte, dieses wurde beim neuen Zero G Tour Pro sogar noch einmal um 80 Gramm reduziert (beim Vergleich der Herrenmodelle in Größe 26/26,5). Wir haben diesmal aber das Damenmodell in der Review, hier wiegt ein Schuh nur 1120 Gramm (ein Schuh in 26/26,5 Mondopoint). Damit schrammt der Zero G Tour Pro W - aber als Vierschnaller - schon knapp an der magischen 1-Kilogramm-Grenze, an der sich viele Tourenskischuhe messen.
Beim Aufstieg ist der Zero G Tour Pro W etwas kompakter als der aufstiegsorientierte Zero G Peak, der T-Hike Mechanismus des Zero G Tour Pro W macht aber ein angenehmes Gehen möglich. Der Carbonschaft bewegt sich sehr flüssig um das Gehgelenk, die Schaftrotation wurde sogar um 5° auf satte 65° erhöht - und dank der guten Passform macht das Aufsteigen mit dem Zero G Tour Pro W wirklich Spaß. Die Verriegelung ist ähnlich wie beim Zero G Peak, der Verschluß wird im Gehmodus ganz Rennskitourenschuh like nach oben geklappt.
Der anpassbare (thermische Formgebung bei 80° für 8 Minuten in den Ofen) Innenschuh ist anatomisch an die Außenschale angepasst (Tecnica nennt das C.A. S. Technologie), eingearbeitet ist eine atmungsaktive, aber dichte Membran und ein Recco-Reflektor. Bei uns war bis jetzt keine Thermoanpassung nötig, diese kann man aber bei Bedarf auch später nachholen. Der Fuß sitzt gut im Innenliner (auf die optionale Schnürung haben wir verzichtet), man schwitzt nicht mehr als sonst und es gibt bis dato keine Reibungspunkte zwischen Liner und Schale.
Bei der Abfahrt spielt das Damenmodell des Zero G Tour Pro W den 125 Flex gut aus, die Vorlage ist 14° (16° mit eingeschobenen Spoiler) auch im optimalen Bereich. Das schwarze Powerflexband ist 35 mm breit und lässt oben einen sehr guten, festen Abschluss zu. Der schon erwähnte Verschlusshebel hat bei Tecnica quasi eine doppelte Sicherung, nach dem Einrasten verschließt ein zusätzlicher Mechanismus komplett und fest den Fahrmodus. Zusätzlich zur äußeren Verriegelung rastet ein Teil des Verschlusses beim Umstellen auf Abfahrt innen in das PVC-Schalen-Element ein und gibt zusätzliche Festigkeit für die Abfahrt! Die unterste Schnalle ist nach innen, die anderen Schnallen sind Skischuh üblich nach außen zu verschließen - das war auch schon beim Vorgängermodell sehr gut gelöst und wurde nicht geändert.
Auch ohne Skiern an den Füßen sorgt eine gut ausgebildete Vibram-Sohle für guten Grip. Die Pins vorne sind nach ISO 9523 Low tech insert, aber keine Dynafit Quick-Step in Pins. Wir sind aktuell mit einer ATK RT 11 Evo Pin Bindung (auf einem Elan Ripstick 94 W) unterwegs und hatten bis dato keine Schwierigkeiten beim Einsteigen in die Bindung. Anfangs mussten wir bei den vielen Schnallen die optimale Einstellung (fest, aber nicht zu eng, sonst schmerzt es) finden, das hat man aber schnell herausgefunden und dann sitzt der Schuh perfekt.
Uns war wichtig, dass wir solide und fest auf dem Ski stehen; der Zero G Tour Pro W ist dafür perfekt und wir sind damit gerne auch auf längeren Skitouren unterwegs. Es geht sich wirklich angenehm, natürlich nicht wie mit einem Rennskitourenschuh, aber trotzdem fast leichtfüßig. Oben ist der Zero G Tour Pro W dann schnell auf Abfahrt umgestellt und dann spielt er seine Performance ab dem ersten Schwung bis zum letzten Abschwung sehr gut aus. Man muss den Zero G Tour Pro einfach mal ausprobieren - wenn man Freude am gehobenen Skifahren hat, wird man vermutlich nicht zu leichteren Zwei- oder Dreischnalller Tourenstiefel greifen!
Fazit bergsteigen.com: Oft hört man "Never change a winning team". Doch das Update mit noch weniger Gewicht, mehr Bewegung im Schaft unter Beibehaltung des aggressiven Flex ist beim Zero G Tour Pro W das perfekte Tüpfelchen auf dem i.
Zero G Tour Pro W (natürlich gibt es den Zero G Tour Pro auch als Herrenmodell)
- Größen: 220 - 275
- Gewicht (ein Schuh): 1120 g
- Anpassbarer Innenschuh: Ecodesign - C.A.S. Ultralight - Light Fit, mit Laces-Recco®
- Sohlen: ISO 9523 Low tech insert, Vibram-Ggummi
- Schale: Grilamid - Quick Instep
- Manschette: Co-injected Carbon
- Schnallen: 4 Light Magnesum, Gehposition
- Powerstrap: 35 mm light with hook
- Vorlage: 14° (bzw,16° mit Spoiler)
- Bewegungsbereich: 65°
- Preis UVP: 850 Euro
Web: Tecnica
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Video: Mit dem Tecnica Zero G Tour Pro auf dem Vulkan Etna
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