Grivel G22 Plus Grivel G22 Plus
27 November 2019

Test: Steigeisen G22 Plus von Grivel

Der perfekte Begleiter für ambitionierte Eiskletterer und Alpinisten, die auch im Abstieg nicht auf Sicherheit verzichten wollen.

Grivel hat mit dem G22 Plus ein Steigeisen für Eiskletterer auf den Markt gebracht, das gleich mehrere Vorteile in sich vereinen soll:

  • Zwei geschmiedete Frontpoints, die bei diesem Modell nun auch auswechselbar sind
  • Vollautomatische Fixierung mit Bügel vorne und Kipphebel hinten
  • Sehr niedriges Gewicht von 960g pro Paar
  • Insgesamt 12 Zacken, was sicheren Halt auf unterschiedlichsten Schnee- und Eisuntergründen garantiert
  • Die bewährten Grivel Antistollplatten.

Wir konnten uns von den Vorteilen dieser Steigeisen in unterschiedlichsten Einsatzgebieten selbst überzeugen. So waren wir damit im Juni in der Piz Palü Nordwand am Spinaspfeiler unterwegs; im August konnten wir es im Mont Blanc Gebiet am Leschaux Gletscher bei steilen Gletscherzustiegen zu verschiedenen Kletterrouten testen, und zuletzt haben wir uns beim klassischen Eisfallklettern im Sertig in der Schweiz im steilen Wassereis einen Eindruck von seinen Einsatzmöglichkeiten verschafft.

Schon beim ersten Blick wird klar: das Grivel G22 Plus ist ein durchdachtes Steigeisen für all jene, die sicheren Halt im steilen Eis suchen. Wer ein einfaches Gletschersteigeisen sucht, sollte ein anderes Modell wählen.

Für ambitionierte Alpinisten und Eiskletterer schliesst das Grivel G22 Plus eine Lücke, die bisher von keinem Modell am Markt abgedeckt wurde. So ist das G22 Plus aus unserer Sicht aktuell das einzige 12-Zacken Steigeisenmodell am Markt, welches einerseits ein Gewicht von deutlich unter 1000g (960g) bietet, andererseits aber auch über Features wie auswechselbare Frontpoints und vor allem Antistollplatten bietet. Wer Grivel Steigeisen kennt, weiss dass die Antistollplatten extrem zuverlässig auch im extrem aufgeweichten Nassschnee funktionieren. Genau diese nun in Kombination mit den auswechselbaren Frontpoints auf einem sehr leichten technischen Steigeisen zu haben, bringt im Abstieg einen enormen Sicherheitsgewinn.

Enorm präzisen Halt

Am Piz Palü hatten wir im Aufstieg am Spinaspfeiler zunächst hart durchgefrorenen Firn und Pressschnee mit einer Steilheit von ca. 55 Grad. Hier haben sich zunächst besonders die Frontpoints bewährt. Mit ihnen hat man im steilen vereisten Schnee einen enorm präzisen Halt. Im Abstieg fanden wir dann teilweise stark aufgeweichten Schnee vor, wobei Hänge mit 40 Grad und mehr zu bewältigen waren. Hier kamen die bewährten Grivel Antistollplatten voll zum Zug. Es kam nie zum gefährlichen Anstollen des nassen Schnees. Wichtig zu erwähnen ist, dass wir das Steigseisen hier auf einen Tourenskischuh getragen haben. Um einen sicheren Halt des Frontbügels am vorderen Sohlenrand des Skitourenschuhs (Scarpa F1) sicherzustellen, war es hier jedoch erforderlich, den Bügel in unterschiedlichen Montagelöchern versetzt zu montieren. Dies geschieht am einfachsten, indem man den mitgelieferten Sicherheitsriemen um den Bügel legt, und ihn damit aus den Einstelllöchern zieht. Dies erfordert einige Kraft, ist uns jedoch auch von anderen Herstellern in ähnlicher Art und Weise bekannt.

Auch beim Gehen am Gletscher im Montblancgebiet sowie beim Klettern in steilen, blanken Eisflanken funktionierte das Steigeisen auf technischen Bergschuhen (Scarpa Phantom Guide) souverän.

Strak im Eis

Seine volle Stärke konnte das Grivel G22 Plus aber beim Eisklettern im Schweizer Sertig ausspielen, denn hier hatten wir es mit unterschiedlichsten und teilweise schwierigen Eisarten zu tun. Aufgrund der intensiven Schneefälle in den Vortagen war das Eis oft von Schneeeinschlüssen geprägt und oft noch sehr röhrig. Sowohl die bei Grivel bewährte Geometrie der geschmiedeten T-förmigen Frontpoints aber auch die aggressive Geometrie des (von vorne gesehen) zweiten Zackenpaares haben dazu beigetragen, dass wir in dem daher oft spröden und instabilen Eis immer sehr sicheren Halt beim Stehen hatten und damit stets entspannt klettern konnten. Unser Fazit: man steht damit auch in wirklich röhrigem Eis noch immer solide, was ja bekanntlich wesentlich zu einem guten Flow beim Klettern im steilen Eis beiträgt.

Einziger Wehrmutstropfen beim G22 Plus ist aus unserer Sicht die fehlende Möglichkeit, die Steigeisen auf Monozacken, also nur einen Frontpoint, umzubauen. Somit müssen Eiskletterer, die regelmässig auch in technischen Mixedrouten klettern wollen, dafür auf ein eigenes Steigeisenpaar zurückgreifen.

Fazit: Der fehlende Monozacken soll nicht über die vielen Vorteile, welches das G22 Plus bietet hinwegtäuschen. In Summe hat uns vor allem die Kombination der folgenden Punkte völlig vom Grivel G22 Plus überzeugt:

  • Vielseitige Einstellmöglichkeiten (Bügelposition vorne und hinten, Lochplatte für Längenverstellung und Höhenanpassung des hinteren Kipphebels.
  • Ein für diverse Schutypen perfekt abgelängter Fangriemen
  • Die Antistollplatten
  • Das geringe Gewicht von 960 g
  • Die bewährten geschmiedeten Grivel Frontpoints, deren Überstand angepasst werden kann.
  • Die aggressive Geometrie des zweiten und dritten Zackenpaares, welche auch in nicht 100% solidem Eis für souveränen Halt sorgt.

Tester: Oliver Lorenz

Technische Daten Griviell G22 Plus

- Anzahl Zacken: 12

- Anzahl Frontalzacken: 2

- kann individuell und unkompliziert an die Schuhgröße angepasst werden

- Cramp-O-Matic Bindung: geeignet für steigeisenfeste Schuhe

- Material: Chrom-Molybdän-Stahl

- inklusive Antistollplatte

- Schuhgröße: 38 – 48

- Gewicht laut Hersteller: 969 g / Paar

- Made in Europe



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