Auf der Outdoor Ispo im Sommer 2019 sind uns die Rucksäcke der Guide Lite Serie von Deuter sofort ins Auge gestochen – leichte Kletterrucksäcke mit solidem Rückenteil gibt es nämlich selten. Ende Januar trudelten dann unsere Testmuster ein und wir haben sie sofort in Beschlag – also mit an den Fels – genommen.
Wir haben mit dem Guide Lite 24 Liter und dem Guide Lite 22 Liter SL (Damen-Modell) unsere Wunschrucksäcke bekommen. Wobei wir die Rucksäcke oft untereinander ausgetauscht haben – also kletterte die Dame (Martina) oft mit dem 24 Liter Herren Modell und der Herr (Axel) mit der Blume (22 SL-Damenmodell) am Rücken.
Solide Verarbeitung mit pfiffigen Extras
Der Rucksack ist solide verarbeitet und zeichnet sich vor allem durch seinen sehr gut ausgeführten Rücken aus. Es gibt zwei Außenfächer: ein großes an der Frontseite mit horizontalem Reißverschluss und ein kleines, etwas versteckt an der Seite mit vertikalem Reißverschluss. Das kleine Fach ist wohl primär für Smartphones gedacht, da es innen gepolstert ist, so können z.B. Kletterhardware etc. aus dem Rucksackinneren nicht direkt auf das Telefon drücken.
Das kleine Fach ist aber leider einen Tick zu klein, um ein sehr großes Handy (das Samsung Note 9 mit Gummihülle geht knapp nicht rein) aufzunehmen. In unserem Fall kommt ins kleine Fach der Autoschlüssel und in das große Fach mit dem Vertikalzipp das Note 9 und andere Kleinutensilien, die man beim Klettern/Bergsteigen so mit dabei hat.
Sehr gut gelöst ist die Seilbefestigung – ein dünner Riemen spannt das Seil oben fest auf den Rucksack. Mit der „Lochabdeckung“ - das ist quasi ein Deckelteil, welches den Rucksack oben schließt – kann das Kletterseil noch zusätzlich fixiert werden. Positiv aufgefallen ist uns das beim Zu- und Abstieg, da wackelt beim Seil nix hin und her bzw. es rutscht nicht vom Rucksack, wie das bei Rucksäcken mit schlechter Seilfixierung der Fall ist.
Das Seil kann entweder nur mit dem blauen Zurrband befestigt werden oder eben noch zusätzlich mit dem Deckelteil fixiert werden. Der Helm hat bei unseren Ausflügen (Mehrseillängentouren an der Martinswand und in den Gardaseebergen bzw. Klettersteiggehen in Venetien) immer im Rucksack Platz gefunden. Es gibt aber auch ein extra Helmnetz, um den Helm außen am Rucksack zu befestigen (ist aber nicht im Lieferumfang dabei – es ist uns bis dato aber auch noch nicht abgegangen).
Der Leicht-Rucksack für Bergsteiger
Der Guide Lite hat eine 3 Punkt Pickelbefestigung – auch bei dieser wird nicht gespart und ein guter Mittelweg gefunden. Die Pickelbefestigung ist solide, macht sich aber nicht negativ auf das Gesamtgewicht des Rucksacks bemerkbar. Somit hat der Guide Lite – den es übrigens auch in Größen von 28 SL (Damen-Modell) und 30 Litern gibt – durchaus seine Berechtigung als Begleiter für alpine Abenteuer.
Unsere beiden „Kleinmodelle“ fühlen sich aber primär beim Klettern wohl. Ein gutes Gefühl hat man bei diesen Deuterrucksäcken vor allem, wenn man sie auf dem Rücken trägt. Da macht sich der solide, gut ausgeführte und vor allem etwas gepolsterte Rückenteil bemerkbar. Man geht gerne mit dem Guide Lite und es drückt weder etwas auf der Schulter, noch sticht Ausrüstung (Friends, Karabiner etc.) vom Inneren in den Rücken. Es klingt zwar etwas geschwollen, aber am Rückenteil sieht man die Erfahrung, die Deuter im Rucksackbau eben hat.
Der Beckengurt ist bei allen Modellen der Guide Lite Serie abnehmbar. Bei den beiden von uns in Verwendung stehenden kleinen Modellen ist dieser völlig ausreichend als dickeres Bandmaterial ausgeführt und wird von uns beim Klettern hinten am Rucksack fixiert (wir haben es am Gurt gerne so frei wie möglich, dann kann man effizienter auf das Material zugreifen). Bei den beiden größeren Modellen (28 SL und 30 Liter) ist der Beckengurt sogar etwas gepolstert.
Der Kletter- und Bergsteigerrucksack
Wir sehen den Guide Lite 22 SL und 24 Liter Rucksack primär im semi extremen Bergsteigen und vor allem beim Mehrseillängenklettern beheimatet. Natürlich wird auch ein Klettersteiggeher seine Freude mit den kleineren Guide Lite Rucksäcken haben. Heutzutage schaut man primär auf das Gewicht, natürlich gibt es Rucksäcke die deutlich leichter sind – das sind aber meist „Stofftaschen mit zwei Schulterträgern – solide und angenehm zu tragende Rückenteile gibt es bei denen aber nicht.
Der Guide Lite ist ein schickes, optisch gut durchdachtes Rückenteil, in dem das Mehrseillängen-Equipment sehr gut Platz findet. Beim Klettern macht sich der Rucksack – und genau so soll es eben auch sein – überhaupt nicht bemerkbar. Der Mix aus solidem ausgeführten Rückenteil und leichtem Rucksack gibt den Ausschlag für den Guide Lite – egal ob für die hohe Felswand im Sacratal oder im Sommer bei längeren Klettertouren in den Alpen.
Fazit bergsteigen.com: Guide Lite 22 SL und Guide Lite 24 schaffen gekonnt den Spagat zwischen Leichtmodell und solidem Alpinrucksack. In Anbetracht des sehr guten Rückenteils hat der Guide Lite auch ein solides Preis/Leistungsverhältnis!
Webtipp: Deuter
Kommentare
AW: Droht das Ende der alpinen Schutzhütten?
Es scheint so, dass man endgültig aus dem Alpenverein austreten sollte. Schon vor einiger Zeit waren plötzlich "ausseralpine" Aktivitäten nicht mehr in der Such- und Bergekostenversicherung enthalten. Wir sind dann zum OeAV gewechselt, weil es dort noch enthalten war. Inzwischen dort auch nicht mehr. Seit einiger Zeit beobachten wir auch die Praxis der Reservierungen. Vielleicht sind wir schon zu alt (Jahrgang 65 und 66), aber das können wir nicht mehr unterstützen.
AW: AW: Droht das Ende der alpinen Schutzhütten?
Der Artikel spricht mir aus der Seele. Wie in der Stellungnahme des ÖAV Covid als Ausrede zu bringen ist lächerlich. Das ist eine Tendenz, die bei ÖAV, DAV und mittlerweile auch SAC seit Jahren zu beobachten ist, und das wird sich nach Covid auch nicht ändern. Bleibt noch der CAF (Stand 2020)...
AW: AW: AW: Droht das Ende der alpinen Schutzhütten?
Der Artikel und die Kommentare decken sich genauestens mit meinen Beobachtungen. Sollte man einmal gezwungen sein, unvorhergesehener Weise auf einer anderen als der geplanten Route von einem Berg abzusteigen, ist es das Allerwichtigste, daß man reserviert hat, ansonsten ist alles voll belegt. Schutzhütten im eigentlichen Sinne sind das nicht mehr, nur noch Ausflugsziele für die Spaßgesellschaft mit mehrseitigen Speisekarten. Ich jedenfalls habe die Kosequenzen gezogen und bin aus dem DAV ausgetreten.
AW: Droht das Ende der alpinen Schutzhütten?
Das Geschilderte deckt sich mit meiner Erfahrung. Danke, dass sich Dieter die Mühe gemacht hat!
Wäre sehr wünschenswert, wenn dieser Artikel auch auf weiteren Plattformen veröffentlicht werden könnte. Hat jemand eine Idee, wie das gehen könnte?
AW: Droht das Ende der alpinen Schutzhütten?
Volle Zustimmung. Wurde heuer behandelt als hätte ich da gar nichts zu suchen, unfreundlich, barsch. Frühstück auf einer Hütte über 3.000 ab 7:00, wer in der Früh gehen will, bekommt nicht mal Tee. Als ich wegen eines Unfalls meines Kletterpartners einer Hütte abgesagt habe, kam nicht mal ein "gute Besserung" oder "schade", nur der Hinweis "Anzahlung wird nicht angerechnet, Übernachtungen plus Storno geht umgehend an ...".
AW: Droht das Ende der alpinen Schutzhütten?
Deckt sich mit meinen Beobachtungen. Es macht schon lange keinen Spaß mehr (Corona mal ganz ausser Acht gelassen).
Mir ist auch klar, dass die Wirtsleute nicht zum Spaß dort oben sind und Geld verdienen wollen. Bei so mancher Hütte muss der Hüttenwirt das unter extrem erschwerten Bedingungen schaffen und das ganze noch dazu mit dem gesamten Spektrum von Charakteren auf sehr engem Raum bei einem extrem starken Ansturm.
Der eine will ein Cappuccino, der andere will auf den Gipfel. Wenn am Nachbarstisch der 10. Schnaps bestellt wird und die Stimmung steigt, freut sich der Wirt aber nicht der Bergsteiger der um 4 Uhr aufstehen will/muss.
Aber wenn man sich für das Bestellen eines Bergsteigeressens schämen muss, weil so mancher Wirt deswegen herablassend darauf reagiert, dann frag ich mich schon warum ich das ganze System schon so viele Jahre finanziell unterstütze.
Ich dachte ich tu was Gutes, aber so wie sich das Ganze entwickelt hat, habe ich ernsthafte Zweifel.
AW: Droht das Ende der alpinen Schutzhütten?
Aussage eines Bergsteigers, den ich vor 2 Jahren im September in der Brenta getroffen habe: "nicht leicht einen Hüttenplatz zu finden, ich habe im November (im Vorjahr!!!!) reserviert."
Mit dieser Praxis kann ich mir vorstellen, dass alpine Rettungsdienste immer wichtiger werden - eine adäquate Tourenplanung ist unmöglich ...
Schutzhütten haben keine Schutzfunktion mehr, sie sind nur mehr touristische Beherbergungsbetriebe mit Gewinnmaximierung für Pächter und alpine Vereine. Zielgruppe sind leider nur mehr zahlende Touristen und nicht die Bergsteiger, die der Berge wegen auf Schutzhütten angewiesen wären.
Ich hoffe, dass die alpinen Vereine in Zukunft wieder zu ihren Wurzeln zurückfinden.
AW: AW: Droht das Ende der alpinen Schutzhütten?
Vielleicht sollte man es wie in Neuseeland machen. Dort wird man auf den Hütten überhaupt nicht bekocht. Bei den großen Hütten gibt es einen Hüttenwart (kein Gastronom), bei den kleineren ist man komplett alleine.
Ich bin für den Ausbau von Selbstversorgerhütten die man nur zu 50% reservieren kann. Dazu gibt es einen kleinen Vorrat für Notfälle, mehr nicht.
Wer dort oben Geld verdienen will, soll in die Skigebiete und auf Privathütten gehen. Der Alpenverein ist dafür eigentlich die falsche Platform.
AW: AW: AW: Droht das Ende der alpinen Schutzhütten?
Bin selber Pächter einer hochalpinen, hubschrauberversorgten und im inselbetrieb geführten Hütte im Kalkgestein (keine Quelle!) und sehe mich gezwungen , dass oben gezeichnete Bild etwas zu korrigieren. Seit Anfang August habe ich ebenfalls eine Stornoregel ( bis 3 Tage vorher kostenfrei, dann 10,- pro Gast) eingeführt, da ich wiederholt kurzfristige Absagen von grossen Gruppen - trotz Schönwetter - erleben musste. Diese Storno entfällt bei Schlechtwetter und so wird niemand zu alpinen Abenteuren gezwungen. Leider wurde unsere Gutgläubigkeit immer wieder ausgenutzt und ich als Unternehmer muss den Betrieb so führen, dass meine Mitarbeiter und ich überleben können. Selber schlafen wir im Schnitt 6-7 h pro Tag , der Rest ist Arbeit für die Gäste. Wir unterliegen den Regeln der alpinen Vereine und müssen um € 9,- ein Essen anbieten (davon geht ca € 1,- an den Verein ) welches dann sogar vegitarisch, vegan und glutenfrei sein soll. Dass bei diesem Preis kein Nachschlag dabei ist, stösst leider oft auf Unverständniss. Weiters biete ich gratis Dusche ( kalt) und Wlan sowie Strom für Handy an und probiere - dank Voranmeldung möglich - auf Essenwünsche einzugehen. Wir biete 4 versch. Biersorten an , doch manchen ist dass auch noch zu wenig. Die Gäste haben sich auch verändert und wir müssen regagieren so gut es geht. Unsere einzig negative Kritik war, dass die Hütte voll war und die Covid19 Regeln nicht völlig eingehalten werden konnten, obwohl wir alles dafür tun. Sicher gibt es unter den Hütten auch welche, die das Stornosystem eventuell zu streng nehmen, ich kenne aber genug Kollegen, die tagtäglich hart dafür arbeiten, den Regeln der Vereine, des Staates mit den Gästewünschen in Einklang zu bringen.
AW: AW: AW: AW: Droht das Ende der alpinen Schutzhütten?
Die Adamekhütte ist sicher nicht die Art von Hütte die hier kritisiert wird (Ein Beispiel von mir mit dem Bergsteigeressen hat sich auf einer Hütte mit Zufahrtsweg und E-Bike Ladestation abgespielt).
Erst mal vielen Dank dafür, dass du dort oben die Stellung hältst und das auch bei schlechtem Wetter. Wir lassen uns ja nur bei Sonnenschein blicken (manche aber auch nicht wie du schon angemerkt hattest).
Viele verstehen auch den Unterschied nicht, was die Versorgung so einer Hütte bedeutet und haben viel zu hohe Ansprüche.
Die Alpenvereinshütten sind wirklich etwas sehr besonderes aber ich stelle mir die Frage ob das aktuelle Konzept auch wirklich gerecht ist. Natürlich bist du nicht zum Spaß dort oben und du hast es 1000x schwieriger wirtschaftlich zu arbeiten wie Hütten mit einer einfacheren Versorgungslage.
Ist es gerecht den Pächter in so einer Hütte genauso zur Wirtschaftlichkeit zu zwingen, oder sollte der Alpenverein einen anderen Weg gehen?
Viele von uns wünschen sich weniger Komfort und erhoffen sich dadurch auch weniger Ansturm. Ob das sich das bewahrheiten würde? Ihr Pächter wünscht euch natürlich nicht weniger Umsatz.
Deswegen die Frage. Sollte der Alpenverein vielleicht das Hüttenpersonal (im reduzierten Umfang) fest anstellen und unabhängig vom Umsatz bezahlen mit gleichzeitiger Reduktion des vielschichtigen Angebotes und im Gegenzug mehr Flexibilität ermöglichen?
Der DAV hat sich auf Kletterhallen fokusiert und klettern olympisch gemacht. Ist das Geld dort wirklich gut investiert oder sollte man es besser in ein anderes Hüttenkonzept investieren? Bleibt der Alpinismus nun auf der Strecke für Komforttouristen? Gibt es dafür nicht schon genug privates Angebot?
Ich denke hierbei nicht mal an mich, ich komme auch schon in das Alter wo ich es etwas gemütlicher angehen lasse. Ich denke hier wirklich an ein schützenswertes Erbe für die nächsten Generationen.
AW: Droht das Ende der alpinen Schutzhütten?
Zunächst Dank an den Autor dafür, eine Position zuzuspitzen, von der ich zumindest meine Wünsche in Teilen repräsentiert sehe. Mir geht der Artikel aber entschieden zu weit. Eine Gefahr mit den Regeln der Hüttenwirt*innen zu begründen widerspricht dem Bergsteigerkodex in Punkto der Eigenverantwortung. Wenn wir glaubwürdig bleiben wollen, vor uns selbst und vor unseren Mitmenschen am Berg und im Tal, dann dürfen wir den Hüttenwirt*innen, den Vereinen und der Bergrettung genau so wenig die Verantwortung für unser Risiko und unser Leid geben, wie dem Wetter und den Bergen. Mit jeder Abweichung davon bringen wir uns selbst in Gefahr!
Das Beste an dem Artikel fand ich die Frage nach Alternativen, wie eine Anstellung der Wirtsleute beim Alpenverein. Das wirft bei mir die Frage nach dem Grund auf. Der Alpenverein ist eben kein Wirtschaftsbetrieb und das ist auch gut so. Der Einfluss durch die ökonomischen Chancen und Risiken einer eigenen Bewirtung würden dem Alpenverein nicht gut tun. Möglicherweise würde er sich dann sogar für ein Bergbesteigungsverbot statt Sicherheitsforschung einsetzen, weil Wanderer ökonomischer sind. Seine Aufgabe soll bleiben, die Nutzung der Alpen in nachhaltige Bahnen zu lenken. Zum Glück haben wir die Ursprünglichkeit der Schutzhütten überwunden. Ob Frauen, Familien und Kinder auf den "ursprünglichen" Schutzhütten besser dran waren als mit den "kundenfeindlichen" Geschäftsbedingungen auf Hütten heute? Wenn uns Bergsteigern eine "ursprüngliche" Hüttenkultur so wichtig ist, warum wird der Alpenverein dann nicht von Freiwilligen überrannt, die oben gegen Kost und Logis Arbeitsdienst verrichten?
Wir haben ja die Wahl. Das kann eben bedeuten, das bezahlte Frühstück auf der Hütte sausen zu lassen und unser selbst mitgebrachtes Frühstück um 4 Uhr vor der Hütte in der Kälte zu verzehren und unseren Gasbrenner zu deponieren, nachdem wir den Tee gekocht haben. Wir können den Berg auch aus dem Tal versuchen anstatt von der Hütte oder eben biwakieren. Da muss man schon die Frage stellen, ob wir Bergsteiger uns nicht viel lieber vom Angebot und der Infrastruktur der Hütten verführen lassen, als wir uns das eingestehen wollen.
Die Frage ist ja, wie ein Hüttenwirt, wie der des Matras Hauses dazu kommt, eine solche Ansage zu machen. Das lässt sich in dem Teil des FAQ lesen, der im Artikel nicht zitiert wird.
Meist sind wir nicht die Helden von damals, die das Leben der Sache untergeordnet haben. Wir sind meist genauso gebunden in Job, Familie oder anderweitig, wie die Hüttenwirt*innen mit der Bereitstellung von Infrastruktur. Und das ist ein viel größeres Commitment als ein 9to5 Job - mit weniger Verdienstchancen nach oben. Wir machen machen lieber viele Touren anstatt uns selbst um Probleme wie Fäkalien, Müllentsorgung, Trockenheit, Logistik, etc. zu kümmern.
Ich kann mich nicht erinnern, dass mir jemals ein*e Hüttenwirt*in ein frühes Frühstück verweigert hätte. Das mag daran liegen, dass ich sie darum bitte, mir statt des bezahlten Frühstücksbüffes nur Müsli hinzustellen und nicht einmal nach Milch frage. So signalisiere ich, dass ich bereit bin, die Opportunitätskosten einer Ausnahme vom Standard, die dies für sie bedeutet, auszugleichen. Und siehe da - es stand dort auch immer ein Kännchen Milch in der Frühe. Wenn ich hingegen versuchen würde mich auf einen Bergsteiger-Sockel zu stellen und so einen Anspruch zu begründen würde ich nichts als Ablehnung erwarten.
AW: AW: Droht das Ende der alpinen Schutzhütten?
Dieser Artikel ist sehr präszise geschrieben und gut recherchiert! Es wäre super, ihn soweit wie möglich zu verbreiten!
Die aktuelle Übernachtungs- und Bewirtungspraxis der meisten alpinen Hütten ist sicherlich ein Zeichen unserer Zeit (möglichst luxoriös, möglichst gutes Essen, möglichst bequem,...). Die Nachfrage nach einer Art Hotelaufenthalt im Gebirge ist hoch. Leider vergessen viele Hüttenwirte inhzwischen die u.a. alpine Verantwortung, die sie haben und denken nur an möglichst hohe Gewinne. Viele der Hüttenwirte kennen ihre eigenen Hüttenumgebung geschweige denn die näheren Gipfel oder Kletterwege kaum oder gar nicht mehr, haben wenig Ahnung vom Wetter oder aktuellen Wegverhältnissen. Hier zeigt sich schon seit Jahren eine hohe Divergenz zwischen den offiziellen Auftreten der alpinen Verein inkl. ihrer Hütten und der Realität. Wer einen Bergsteiger aufgrund mangelnder Reservierung bei schlechtem Wetter abweist, handelt fahrlässig! Wer seine Schlafplätze bis auf den letzten Platz reserviert, handelt entgegen den Vereinbarung der alpinen Vereine! Sollte ein Bergsteiger es wagen aufgrund mangelnder Schlafplätze in der Nähe der Hütte zu biwakieren, ist die Hölle los.
Bergsteigen ist zum Geschäft geworden und nimmt jeder alpinen Unternehmung ihre oftmals nötige Flexibilität und Spontanität. (Routen- oder Wegänderung). Dies scheint im CAF oder CAI noch verankert zu sein und entsprechend offen sind dort die Hüttenwirte (von den ganz großen Hütten mal abgesehen). Es wäre wirklich zu wünschen, dass DAV und der OEAV sich wieder mehr auf ihren Ursprung besinnen.
AW: Droht das Ende der alpinen Schutzhütten?
Glaubt ihr wirklich, dass es einen Unterschied macht ob 50% oder 100% der Schlafplätze reserviert werden dürfen. Wenn es eine begehrte Hütte mit ihren ebenso begehrten Touren ist, wird die Hütte trotzdem voll sein. Und bei anderen Hütten bekommt man auch ohne Reservierung einen Platz, weil ja sowieso verfügbar. Der Vorteil der 100% Reservierung ist, dass die Hütte nicht unkontrolliert überfüllt ist mit Menschen die denken sie haben ein Recht auf einen Schlafplatz. Gerade in den letzten Jahren hat die Anzahl der Bergsteiger dramatisch zugenommen (das eigentliche "Problem" der überfüllten Hütten), sodass ich die Hüttenwirte gut verstehe und ehrlich gesagt hatte ich nur wenige Probleme, weder bei Absage noch bei kurzfrstiger Reservierung, die sich nicht durch ein verständnisvolles Gespräch gelöst haben.
AW: Droht das Ende der alpinen Schutzhütten?
Wir dürfen uns kurz vorstellen: Susi und ich (Flo) bewirtschaften das (im Artikel in der Statistik) erwähnte Friesenberghaus seit 9 Jahren.
Wir sind familiär bedingt schon seit unserer Kindheit auf Hütten und in Susis Familie waren schon zwei vorherige Generationen Hüttenwirte.
Dieser Artikel ist zwar interessant geschrieben, aber teilweise schlecht bzw. falsch recherchiert (siehe Bettenangaben der Hütten).
Er ist ein Sinnbild der Realitätsfremdheit und romantische verklärten Schreiben des Autors.
Der Autor hat es sehr gut verstanden ein paar Extrembeispiele herauszupicken und diese ausreichend negativ zu beleuchten. Klar macht Stimmung und hat man inzwischen von der Politik und Presse auch ausreichend gelernt. Auf den meisten Hütten kann man sich als Gast sehr wohl gut aufgehoben und bewirtet wissen. Wo er das Drohende Ende der alpinen Schutzhütte wittert, wissen wir nicht. Das dies nicht passiert, dafür sorgen der Alpenverein und die Wirte schon. In Kooperation und mit viel finanzieller, persönlicher Anstrengung und unzähligen Stunden freiwilliger Arbeit wird dafür gesorgt, dass Alle ein Dach über dem Kopf und einen vollen Bauch haben im Hochgebirge.
Und jetzt mal zur gelebten und gearbeiteten Realität:
Es ist einfach mehr los auf unserem Planeten als noch vor 50 Jahren und damit auch in den Bergen. Damit werden wir uns abfinden müssen. Die romantische Vorstellung der stillen urigen Hütte schwing zwar noch in vielen Köpfen weiter, war aber auch in den 80ern schon ein Blödsinn. Auf gut frequentierten Hütten (sei es jetzt auf Grund der Lange in einem Klettergebiet oder am Fuß eines bekannten Berges, Höhenweg etc.) war auch damals schon die Hölle los. Ich kann mich gut erinnern, wie die Leute am Boden, auf Bänken und Tischen geschlafen haben. Gemault wurde damals schon. Nur hatten die "Sumser" damals keine praktische so Plattform wie heute.
Den ewig gestrigen unter den Alpinisten muss aber eins klar sein. Wenn ihr euch die Zustände auf den Hütten wie früher wieder herbeisehnt, dann wirds schwierig noch wen zu finden der euch die Hütten bewirtschaftet!
Die Zeiten haben sich geändert! Und das auf vielen Ebenen, die man als Gast nicht sieht. Der Bürokratische Aufwand hat sich vervielfacht im Hüttenbetrieb für die Sektionen, sowie für die Wirte. Die erheblich strenge Behördenlage und Steuergesetzlage hat, von den Sektionen wie von Wirtsseite hohe Investitionskosten gefordert und bringt viel Papierkrieg mit sich. Unzählige freiwillige Arbeitseinsätze haben dies mit ermöglicht. Das bindet Zeit, Geld und Nerven beim AV wie bei den Wirten. Ein durchschnittlicher Arbeitstag eines Wirts/Wirtin liegt irgendwo bei 12-16h am Tag, 7 Tage die Woche. und das die ganze Saison.
Weiters haben sich die kulinarischen und Unterbringungsansprüche der Gäste stark verändert (AV & nicht AV).
Wir bemühen uns um Alle! Allergiker, Veganer, Vegetarier, Große, Kleine und selten auch die einfach ewig Unzufriedenen. Aber das gehört nun mal zu unserem Job und den machen wir, soweit wir wissen ganz gut. Unsere Einkäufe versuchen wir nach Möglichkeiten so ökologisch und regional wie möglich zu gestalten. Und das, obwohl wir aufgrund der Helikoterbelieferung eingeschränkt sind und mit den Insel Energieanlagen nun mal sehr knapp kalkulieren müssen.
Aber dem Autor des Artikels ist das natürlich vollkommen klar und er würd, das wahrscheinlich viel besser machen.
Dass heutzutage nun mal alle lieber im Zimmer wie im Lager schlafen ist auch nichts Außergewöhnliches. Wir leben nun mal in einer Wohlstandgesellschaft. Aber das lässt sich gut lenken und zur Zufriedenheit der meisten lösen und regeln.
Dabei hilft eben das Buchungstool des Alpenvereines ungemein.
Bewirtschaftete Hütten sind Wirtschaftsbetriebe und sind das schon ganz lange! Wir Wirte müssen Einkäufe, Flüge, Versorgungen und Personal planen und dies auch alles bezahlen. Weiters zahlen wir brav Pacht und führen das Nächtigungsgeld ab. Wir leben nun mal vom Umsatz auf der Hütte. Wer glaubt, dass man davon fett wird, der ist herzlich eingeladen, natürlich bezahlt, mal einen Sommer bei uns zu arbeiten.
Nun zum Punkt bevorzugte Behandlung von Mitgliedern: Ja es gibt Sondervergütungen für Mitglieder und das ist auch gut so. Die Nächtigungspreise für Mitglieder sind gemessen am Aufwand, den der Erhalt (AV) und Betrieb (Wirte) macht, immer noch sehr günstig. Der Alpenverein bietet auf vielen Hütten großartige und günstige Ausbildungen und Fortbildungen an. Das Bergsteigergetränk und das Bergsteigeressen gibts auch noch. Damit kann man immer noch gut und günstig seine Tage in den Bergen verbringen.
Aber zu glauben, dass der AV Ausweis eine Freikarte für alles ist und einem ein Vorrecht auf alles und vor allen anderen beschert ist einfach falsch. Klar wird ein Teil des Hüttenhaushalts auch aus den Mitgliedsbeiträgen finanziert. Aber eben auch alles andere was der Alpenverein so bietet (und das ist verdammt viel) + die Versicherung. Ein großer Teil der Hüttenerhaltung und technischen Investitionen wird allerdings öffentlich gefördert (Bund, Länder etc.) und diese Gelder kommen aus Abgaben und Steuern aller Steuerzahler, nicht nur der AV Mitglieder. Daher wäre es vermessen alle anderen kategorisch hintenanzustellen.
In unserem ersten Jahr auf der Hütte gabs das Tool noch nicht und wir hatten wenig Chance die Besucherzahl zu lenken. Hinzu kamen der schöne Sommer und der Trend zum Bergsport. Folge war, dass wir in der Ferienzeit an den Wochenenden teilweise bis zu 130 Leuten im Haus hatten zum Nächtigen und das bei 65 Schlafplätzen. Ein „tolles“ Erlebnis für alle Beteiligten. Keine Auswahl beim Essen (dafür sind wir einfach nicht ausgelegt bei so einer Überbelegung), kein Platz zum Sitzen (eh klar) und von der Schlafplatzsituation gar nicht zu reden (Sardinenbüchse). Wir kamen kaum vor halb 1 (Möbel raus, Notmatratzen auslegen, Schaffelle, Stuhlauflagen, einfach alles was besser ist als der nackte Boden) nicht ins Bett und mussten um 5 wieder raus die Leute wecken, raus aus den Stuben, Möbel wieder rein, Frühstück richten, putzen, etc. Und ist da ja auch noch der Tagesbetrieb. Die Folge war, dass wir und unser Personal komplett ausbrannten.
Der Sommer im Hochgebirge ist nun mal kurz und je nach Wetter und Schneelage sogar sehr kurz.
Ohne Besucherlenkung geht`s nun mal nicht mehr.
Und 48h Stornofrist sind nicht Zuviel verlangt. Ein brauchbarer Wetterbericht geht 4-5 Tage voraus und man kann kostenfrei stornieren über das Tool des AV. Das ist für jeden zu schaffen. Ein Check der Wetterlage und Touren Verhältnisse gehört zu einer ordentlichen Tourenplanung ohnehin dazu.
Und zu guter Letzt zum Thema Corona. Da werden wir uns kurzhalten. Da es ohnehin schon ein Reizthema ist. Wir Wirte sind die gewerberechtlichen Geschäftsführer auf den Hütten. Folglich haften wir im vollen Umfang für alles was den Betrieb der Hütte betrifft.
Wenn jetzt einer daherkommt und meint, dass die Gesetzeslage doof, falsch oder die Verordnungen unsinnig sind ist das seine Sache. Wir werden allerdings einen Dreck tun und uns strafbar machen oder gar einen Ausbruch auf der Hütte provozieren nur weil irgendein Super Mario meint alles besser zu wissen!
Fazit: Wir lieben unseren Job und machen Ihn voller Energie und allem was wir haben. Unsere kleine Familie wächst hier oben heran und wir haben vor die Hütte noch so lange wie möglich zu betreiben. Unser Kreis an Freunden und Mitarbeitern unterstütz uns nach Leibeskräften und wächst stetig. Ohne die gings nicht. Mit unserem Hüttenwart und seinem Team haben wir ein traumhaftes Verhältnis und die Zusammenarbeit mit der Sektion und den Hauptverbänden funktioniert bestens. Nur so können die Hütten weiterhin zur Zufriedenheit der meisten betrieben werden. Allen kann man es nie recht machen, wie man am obigen Artikel gut sehen kann.
Schöne Grüße
Susi und Flo