Test: Alternative Current Angel Cam #2 Test: Alternative Current Angel Cam #2
29 Juli 2024

Test: Alternative Current Angel Cam #2

Ein Cam der, sehr große Rissbreiten abdeckt. Wir haben uns diesen Alpinjoker genauer angesehen.

Der Markt für Friends oder Cams, im Deutschen als Klemmgerät bezeichnet, ist recht überschaubar. Ein paar Platzhirsche wie Black Diamond und Totem dominieren den Markt, aufgrund des ausgelaufenen Patentschutzes gibt es mittlerweile aber auch einige andere gute Cams mit zwei Achsen.

Großer Beliebtheit erfreuten sich auch die „Link Cams“ von Omega Pacific, da sie durch ihre innovative Technik sehr große Rissbreitenbereiche abdeckten und gerade auch für Anfänger einfach zu platzieren waren. Unter den Alpinkletterern galten sie Jahre lang als „Joker“ und „Notfallcam“, falls man eine Größe bereits gelegt hatte und noch einen in derselben Größe brauchte. Die Firma Omega Pacific ist mittlerweile aber wieder samt ihren Link Cams vom Markt verschwunden- es hat anscheinend gröbere Konstruktionsprobleme bei Stürzen gegeben.

Neue Alternative schließt die Lücke

Zugegebenermaßen war auch ich ein wenig genervt, als die Link Cams nicht mehr verfügbar waren. Doch dann erschien mir auf YouTube (vielen Dank an dieser Stelle lieber Empfehlungsalgorithmus) ein Video mit dem Angel Cam von der italienischen Hardware-Firma Alternative Current. Ha, und da war sie auf einmal wieder, die perfekte Ergänzung zum Standard-Rack des Alpinkletterers!

Doch worum handelt es sich genau? Der Angel Cam ist ein Klemmgerät, das einen sehr großen Rissbreitenbereich abdecken kann. Um einen zentralen Drehpunkt, an dem die Schlinge für die Expressschlinge befestigt ist, gibt es Kipphebel, die mithilfe eines Triggers in Position gebracht werden können (je nach Rissbreite). An den Enden der Kipphebel befinden sich die Klemmsegmente, die den Kontakt zum Felsen herstellen. In der Verlängerung der Kipphebel gibt es noch Stabilisatoren, weshalb der Angel Cam in ausgefahrener Stellung wie ein X aussieht. Was jetzt sehr kompliziert klingt, ist in Wirklichkeit relativ simpel, wobei die Konstruktion sicherlich sehr aufwendig ist. Anhand der nachstehenden Fotos kann man die Funktionsweise leichter erkennen.

Der Angel Cam ist seit 2022 in 2 Größen erhältlich und schließt nun wieder diese Lücke des „Jokers“ in Alpinrouten. Folgende Tabelle gibt einen Überblick über die wichtigsten Fakten: 

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Bezeichnung Farbe Rissbreitenbereich Vergleich BD C4 Gewicht
Größe 1 Rot 26-100 mm 0,75 bis 3 276 g
Größe 2 Blau 46-145 mm 2 bis 5 393 g


Praxistest

Ich habe den Angel Cam Größe 2 heuer auf einigen Alpinrouten mitgehabt, unter anderem in der Fiameskante und in bei einer eigenen Neutour in den Julischen Alpen. Wie in der Einleitung bereits geschrieben, wollte ich in den Touren einen „Alpinjoker“ mithaben, der im Fall der Fälle breitere Risse abdeckt. Und die Überlegung ist mir auch sehr gut aufgegangen! In der Schlüssellänge der Fiameskante und auch schon zuvor, gibt es einige breitere Risse, die sich mit dem Angel Cam sehr gut absichern lassen, wozu man sonst einen 4er oder 5er Friend extra mitnehmen müsste. Der Angel Cam lässt sich durch seine Bandbreite von Größe 2 bis 5 jedoch viel häufiger einsetzen und ist somit vielseitiger. Und gerade auch bei Neuerschließungen oder bei Touren mit geringem Informationsstand, wo man nicht so recht weiß, was man mitnehmen soll, eignen sich die Rissbreitenwunder sehr.

Ein weiterer Vorteil ist der gegenüber dem C4 #4 um einiges schmälere Klemmkopf (ca. 5,8cm), wodurch der Angel Cam auch in weniger breite Öffnungen platziert werden kann.

Bezüglich der Handhabung ist anzuraten, dass man die Bedienung vor einem Einsatz im alpinen Gelände zunächst im Klettergarten und auch zu Hause üben sollte, da es schon Unterschiede zu klassischen Klemmgeräten gibt. Dadurch, dass die Kipphebel nach außen klappen und dann mit den Klemmsegmenten gegen den Fels drücken, muss der Nachsteiger, der den Angel wieder entfernt, einen Kipphebel drücken, damit die Kipphebel wieder in sich zusammenfallen können. Sowohl das Platzieren als auch das Entfernen dieses Geräts ist mit nur einer Hand möglich, jedoch muss man es vorab üben (Siehe Video).

Beim Kauf des Produkts ist eine A3 große Bedienungsanleitung beigelegt, die man sorgfältig studieren sollte, damit man den Angel Cam auch richtig benutzen kann. So sollte bei horizontalen Rissen etwa die Kabelgabel, die die Schnur während des Mitführens am Gurt fixiert, nach unten gerichtet sein.

Mögliche Unfallursachen, wie etwa dass der Daumenanschlag zum Einhängen von Karabinern benutzt wird, wurden so gelöst, dass dieser Daumenanschlag unterbrochen ist und erst gar nicht eingehängt werden kann.

Fazit: Der Angel Cam ist die perfekte Ergänzung zum Standardsatz an Klemmgeräten, da er so große Rissbreitenbereiche abdecken kann. Er schließt bzw. übertrifft sogar die Lücke, die die Link Cams hinterlassen haben. Alternative Current hat ein konkurrenzloses Produkt geschaffen, dass mit zusätzlicher Sicherheit punktet und als „Alpinjoker“ Anwendung finden wird.

Tester: Hannes Haberl, IVBV Berg- und Skiführer/bergsteigen.com

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