Fritz Amann und Constantin Hagen stehen in der Kletterhalle der Berufsschule in Traunstein (Bayern) und schrauben emsig an der jetzt schon 13ten I-NoWa Kletterwand. In ihren Augen sieht man es funkeln, wenn Constantin die brandneue Idee mit den LED-Grifflichtern präsentiert und auch Fritz Amann ist bis in die Zehenspitzen motiviert, wenn er an seiner I-NoWa Kletterwand die letzten Feinheiten fertig macht.
I-NoWa, das steht für Indoor North Wall und ist eine komplett selbst entworfene Kipp-Kletterwand, die man – handwerkliches Geschick vorausgesetzt – um sage und schreibe 250 bis 300 Euro Materialpreis nach genauer Bauanleitung zusammen zimmern kann. An das Wörtchen „genau“ sollte man sich aber halten, denn der Clou ist die I-Nowa-App, mit der man dann Boulderprobleme mit anderen Wandbesitzern teilen kann. Achtung: Wenn die Wand aber ungenau gebaut wird, stimmen die Boulder nicht mit denen der anderen I-NoWa-Wandbesitzern überein! Erinnert fühlt man sich bei der I-NoWa Wand etwas an das Moon-Bord, welches aber von den Kosten her im vierstelligen Eurobereich liegt.
Bei der I-NoWa Wand sind auch die Griffe aus Holz, für die bessere Reibung wird einfach Schmirgelpapier auf die unterschiedlichen Griffarten geklebt. Von kleinen Leisten bis zu doch recht stattlichen Henkeln gibt es eine breite Auswahl an Griffen, welche auf die beiden Holzbretter geschraubt werden. Dann gibt es noch unterschiedliche Löcher, welche man mit einem Bohrer – genau nach Bauanleitung – an der richtigen Position in die Seekiefer-Platten bohrt.
Die Wand wird mit 4 Kletterseilen in der Neigung fixiert, es gibt 7,5° 15°, 30° und 45° Neigung, welche man einstellen kann. Laut Fritz und Constantin kommt die 15° Neigung am öftesten zur Anwendung. Bei der 15° Neigung zeigt die App 199 Probleme zwischen 4a und 6a (Boulderbewertung, da muss man bei 5c schon recht kräftig zupacken) an. An der Wand, dem Zeigestab von Fritz folgend (welcher die Griffe vom Wandbild in der App abliest), bin ich positiv überrascht vom Kletterfeeling.
Die Griffe und Grifflöcher fühlen sich gut an, man ist beim Klettern an der I-NoWa immer damit beschäftigt, den Schwerpunkt schön unter den Griff zu bringen, also ein guter Mix aus Technik und Kraft führt zum Erfolg. Wenn man den Boulder geschafft hat, kann man diesen in der I-NoWA App auch gleich als „SOLVED“ (erfolgreich geklettert) markieren. Auch an der Sternchen und der Schwierigkeitsbewertung kann man sich beteiligen. I-NoWa ist also quasi auch ein Mitmachtool, welches über das eigen Wohnzimmer-Climbing hinaus geht.
Nach einigen Bouldern spürt man gleich, dass die Wand richtig Spaß macht, geschenkt wird einem aber nichts – das gilt für die Boulder und für den Kletterwandbau. Um sich eine I-NoWa Wand zu Hause aufzustellen, sollte man das Wort „Oberfräse“ kennen und wissen, wie man damit umgeht. Oder man hat einen Bekannten, der einem beim Wandbau hilft, denn ohne solide Handwerkserfahrung – auch die Löcher in die Griffe kann man gerade oder schief bohren – wird das nichts.
Betrachtet man das I-Nowa Projekt aber aus dem Blickwinkel der „Gemeinnützigkeit“ ist es schon gigantisch, was da vom kleinen Team um Fritz Amann auf die Beine gestellt wurde! Es gibt eine Webseite mit genauer Bauanleitung und Videos und es gibt eine App, die fast bei jedem Einschalten des Smartphones besser wird. Der letzte „Schrei“ ist wie gesagt das LED-System, zu dem auch eine Anleitung auf der Webseite zu finden ist. Das alles wurde ohne den Gedanken realisiert, damit Geld zu verdienen – es geht einfach nur um den Spaß am Bouldern.
Man kann Kletterern, welche sich zu Hause eine Klettermöglichkeit schaffen wollen, nur ans Herz legen, sich das I-NoWa System einmal etwas genauer anzuschauen. Wenn man dann mit dem Smartphone oder Tablett in der Hand die Boulder macht, sie mit anderen Leuten teilt, sich vergleichen und verbessern kann, weiß man den Vorteil dieses Open Source Systems erst richtig zu schätzen.
Jeder, der einmal an der I-NoWa Wand gebouldert hat, bringt sich irgendwie in dieses Projekt ein. Sei es durch eigene Boulder, die er via App mit den anderen teilt oder auch durch konstruktive Verbesserungsvorschläge, welche sofort notiert und wenn möglich umgesetzt werden. Eine kleine, sehr innovative Boulder Nordwand für zu Hause, welche auch noch mit etwas Geschick sehr kostengünstig zu realisieren ist – Chapeau für diese einzigartige North Wall Erstbegehung!
Fazit bergsteigen.com: Coole Open Source Kletterwand, die stetig verbessert und weiter entwickelt wird. Wer das nötige handwerkliche Geschick mitbringt oder auftreiben kann, ist beim gemeinsamen bouldern bei I-NoWa genau richtig!
Webtipp: I-NoWa Indoor North Wall
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