Abseilen an einem Seilstrang und das Seil doch abziehen ...
Keine Zauberei, sondern die vielleicht interessanteste auf der Outdoor 2017 vorgestellte Neuerung im Bereich Bergsteigen. Ein kurzer Seilstrang, eine Dynema Schlinge und ein kleiner Gummiring geschickt miteinander verbunden und schon lässt sich das in den Escaper verknote Kletterseil abziehen.
Die nur 90 g schwere Abseilvorrichtung kommt in einer kleinen Hülle und hat in jedem Rucksack Platz. Die Anwendung verlangt eine gewisse Vertrautheit mit dem Tool und ist, wie der Name sagt, primär für den Notfall gedacht, obwohl man den Escaper auch durchaus zum geplanten Abseilen über die Tour verwenden kann. Der große Vorteil: Es kann immer die gesamte Länge des Kletterseils abgeseilt werden.
Funktionsweise
Wie funktioniert der Escaper eigentlich? Das Seilende des Escapers wird durch den Abseilpunkt (nicht durch zwei weiter auseinanderliegende Sicherungspunkte) gefädelt und anschließend durch die vorgefertigten Bandschlingenringe gezogen. Dann zieht man den Seilschwanz ganz durch, wodurch sich die durch den Sicherungspunkt gefädelte Seilschlaufe zusammenzieht, und knüpft das Kletterseilende mit einem gesteckten Sackstich in die Schlaufe. Dann abseilen, wobei das Seil – UND DAS IST LEBENSWICHTIG – stets mit mind. 10 kg. belastet werden muss. Denn durch Ent- und anschließende Belastung lockert sich die Dynamaschlinge und der Escaper kann sich im Extremfall bei mehrmaliger Ent- und wieder Belastung öffnen. Ist man am Ende der Abseilfahrt (Stand, Boden, Band etc.) angekommen, entlastet man bzw. zieht dann acht Mal am Einfachseil und der Escaper löst sich und fällt mit dem Einfachseil hinunter.
Einsatzbereich
Laut Beal eignet sich der Escaper zum Abseilen an einem Einfachseil-, oder einem Doppelseilstrang. Es kann bei Klettertouren, Bergtouren mit einzelnen Abseilstellen, Ski- und Freeridetouren mit Abseilstellen und Canyoningtouren eingesetzt werden.
Fazit bergsteigen.com: Ein super Tool, das man Dank seines geringen Gewichts immer dabeihaben sollte. Es eröffnet neue Möglichkeiten beim Abseilen und gibt dadurch Sicherheit. Der Escaper erfordert aber auch eine genaue Kenntnis des Produkts und Abseildiziplin, da das Seil während der Abseilfahrt immer mit mind. 10 kg. belastet bleiben soll, was insbesondere im flacheren Gelände, wenn ich das Seil z.B. verhängt hat etc. beachtet werden MUSS. Trotz dieser kleinen Einschränkung ein super Produkt!
Technische Daten Escaper
Gewicht: 90 g
Tragkraft: 18 kN
Seilstärken: ab 7,3 mm
Norm: EN 795 B
Hersteller: Beal
Marktstart: 1/2018
VKP: ca. 50 Euro
Webtipp: Beal
Kommentare
AW: Beal Escaper
lässiges tool! Bringt echt was!
Nur was ich nicht verstehe, ist die angeführte Spezifikation: Seilstärke mind 7,3 mm??????
Ist doch wurscht, welches Seil ich da zum Abseilen hinein knote! Und wenn es eine rapline 6,0 ist...
Oder hab ich was nicht verstanden?
AW: Beal Escaper
ach ja: und das Risiko, dass sich der escaper beim abziehen irgendwo mit seinen Schlaufen (oder mit dem gesteckten Achterknoten) im Fels verhängen kann, sollte nicht unerwähnt bleiben...
AW: Beal Escaper
Ich sehe das wie der Michl - bin schon gespannt auf dieses Teil.
Das mit der Seilstärke bezieht sich wohl auf das blaue Seil, welches zum Escaper gehört. Wir werden das aber bei Beal noch einmal erfragen…
Ein bisschen Bauchweh habe ich aber: Wie verhält sich der Mechanismus, wenn das Seil und daran genähte Band älter werden (den Gummi kann man vermutlich austauschen, das vernähte Zeug aber eher nicht).
Ich sehe das Teil wirklich nur als "Escaper" - wenn ich also Multipitchrouten mit einen Einfachseil klettere, die ich nicht abseilen muss (Fußabstieg), aber im Notfall evtl. (hoffentlich) doch hinunter komme ....
AW: Beal Escaper
Fraglich auch wie es sich verhält wenn der Zug beim Abziehen des Seiles nicht mehr so stark auf den Escaper wirken kann Bsp. Seil läuft um Kanten,hängt in Büschen etc.? Lt. Hersteller muss ja mindestens 8mal gezogen werden bis sich der Escaper löst. Stell mir das etwas schwierig vor wenn es sich nicht um eine Idealsituation handelt.
Ein Ausführlicher Test samt Ergebnis wäre sehr interessant.
roland
AW: Beal Escaper
Bzgl der angegebenen Seilstärke sagt der Hersteller folgendes:
Es wurde entschieden, die Seilstärke 7,3 mm anzugeben, um zu verhindern, dass Leute mit einer Reepschnur abseilen und nicht mit einen Seil.
Es ist klar, dass es grundsätzlich möglich ist, auch mit Reepschnüren abzuseilen. (Zum Beispiel mit der 5 mm back up line, kurze Abseilstellen). Für den Moment wurde aber entschieden, das als Hersteller nicht zu empfehlen.
Es wird aber noch am Escaper gearbeitet, auch, um die Benützung völlig klar darzustellen.
AW: Beal Escaper
Na ob das mal gut geht...
In sehr steilem Gelände könnte es funtionieren,wobei das verklemmen des Tools immer beachtet werden muss, doch was ist wenn mal über Absätze abgeseilt werden muss? Kann immer mal vorkommen. Oder man den richtigen Weg nicht gleich findet. Das Seil darf nie entlastet werden, sonst liegt man beim achten Mal unten? Sehe ich kritisch!
Und wenn ich sechzig oder siebzig Meter abseile gibts auch mal Seilzug, wenn da der Gummizug den nicht schafft???
AW: Beal Escaper
Wie viel Vertrauen Beal selbst in ihr Produkt hat, kann man auf der Facebook-Seite von Beal sehen. Dort gibt es ein Video, auf dem Jemand eine Seillänge mit dem Escaper abseilt. Bevor der nette Herr abseilt, macht er einen Knoten in das blaue Seil (vom Escaper), was ja dann das Durchrutschen des blauen Seils verhindert. Beim "Abziehen" des Kletterseils ist der Knoten im blauen Seil aber auf wundersame Weise verschwunden. Habe ich da im Video von Beal etwas übersehen?
AW: Beal Escaper
Wenn man zu zweit abseilt, macht man beim ersten der abseilt einen Knoten (dann kann da nichts passieren und der erste kann das Seil auch richtig hinlegen bzw. entwirren). Die zweite Person seilt dann ohne Knoten ab, damit man den Escaper am Schluss auch abziehen kann (so steht es auch in der Gebrauchsanweisung). Wir haben schon ein Serien Escaper hier und werden diesen in kürze vorstellen (ausprobieren...).