Michael Strasser auf dem Mont Blanc (c) Michael Strasser Michael Strasser auf dem Mont Blanc (c) Michael Strasser
11 Juli 2024

Seven Alpen Summits in Rekordzeit

Michael Strasser besteigt die 7 höchsten Berge der 7 Alpenländer in 7 Tagen alleine und non-stop ganz ohne Hilfe.

Vom Mont Blanc in Frankreich bis zum Triglav in Slowenien. Der Niederösterreicher Michael Strasser startete am 2. Juli 2024 um 04:22 Uhr morgens am Fuß des Mont Blanc und erreichte sensationell nach nur 7 Tagen, 10 Stunden und 56 Minuten sein Ziel in Slowenien, am Fuße des Triglav, nachdem er ihn als letzten der 7 Berge bezwungen hatte. Dazwischen liegen 1.400 Kilometer, 36.500 Höhenmeter – davon 155 Kilometer und 20.500 Höhenmeter zu Fuß. Es ist die "Fastest Known Time" für diese 771 (7 höchste Berge, 7 Alpenländer, 1 Person) Challenge:

- Mont Blanc (4810 m, Frankreich)

- Gran Paradiso (4061 m, Italien)

- Dufourspitze (4634 m, Schweiz)

- Grauspitze (2599 m, Liechtenstein)

- Zugspitze (2962 m, Deutschland)

- Großglockner (3798 m, Österreich)

- Triglav (2864 m, Slowenien)

Unsupportet Solo by fair means und Tranparenz

Auf seinem langen Weg, bei dem er pro Nacht nur zwischen zwei und drei Stunden geschlafen hat, war er auf sich alleine gestellt. Michael Strasser hat bewusst auf fremde Hilfe und ein Team verzichtet, musste sich die Schlafplätze selber suchen und auch sein Gepäck, Essen und Trinken selbst tragen. Die Strecke zwischen den Bergen legte Michael mit einem 6,5 kg schweren Leichtfahrrad zurück.

Generell legte er das Weltrekord-Projekt extrem transparent an. Mitverfolgen konnte man Michael Strasser per GPS-Live-Tracking. Jeder, der detaillierte Einblicke in die "Seven Seven One Solo Run"-Challenge bekommen wollte, konnte sich auch das STRAVA-Profil von Michael Strasser zu Gemüte führen – hier veröffentlichte der Extremsportler nach jeder Etappe seine körperliche Aktivität inklusive Puls- und Powermeter-Daten.

Der alte Rekord

Den bisherigen Rekord hatte Langstrecken-Legende Wolfgang Fasching 2012 aufgestellt. Er benötigte 9,5 Tage – jedoch mit einem Support-Team und Begleitfahrzeug, sprich: Er musste sein Gepäck nicht selbst tragen und musste auch nicht immer nach dem Gipfel wieder zurück zu seinem Fahrrad, so wie es Michael Strasser machte.

Die Weltrekorde von Michael Strasser

Aller guten Dinge sind drei!  Der 771 Solo Run war der dritte Weltrekord des 41-jährigen Niederösterreichers. Sein erster Streich gelang 2016, als er mit seinem Bike-Solo Cairo2Cape von Kairo nach Kapstadt innerhalb von 34 Tagen, 11 Stunden und 10 Minuten eine Kontinentaldurchquerung von 11.000 Kilometern schaffte. 2018 war es sein Projekt Ice2Ice, das ihm seine zweite Eintragung ins Guinessbuch der Rekorde einbrachte. Er fuhr innerhalb von 84 Tagen, 11 Stunden und 50 Minuten von Alaska nach Patagonien und legte schier unglaubliche 23.000 Kilometer und 170.000 Höhenmeter auf seinem Bike zurück.


7 Fragen an Michael Strasser zu seinem 771 Rekord

Was war die physisch größte Herausforderung bei diesem Projekt?

Die Hitze im Tal und die Kälte am Berg. Am Mont Blanc hatte ich etwa -10 Grad und am selben Nachmittag im Tal 28 Grad, aber generell finde ich die Belastung vom Bergablaufen am höchsten - das ist einfach eine richtig heftige Belastung für den ganzen Bewegungsapparat - aber schelle Bergzeiten werden halt eben im Downhill gemacht.

Ist es mit so wenig Schlaf nicht gefährlich, am Berg oder auf der Straße unterwegs zu sein?

Aus vergangenen Projekten weiß ich schon, wie es sich in diesem Übermüdungs-Modus anfühlt. Ich versuche mich in gefährlichen Passagen in einen Flow zu pushen - so funktioniere ich am besten und bin voll im Fokus. Ich habe aber viele 3+/4- Klettereien "auf Speed" in der Vorbereitung trainiert - mit Laufschuhen fühle ich mich bis in den unteren 4. Grad pudelwohl.

Wie bist du mit dieser Gefahr umgegangen?

Rechtzeitig die Notbremse ziehen - ich wollte die letzte Nacht durchradeln. Das hat bis 4.30 Uhr gut funktioniert, dann wäre ich aber fast am Rad eingeschlafen. Ich stoppte und schlief 30 Minuten im Foyer einer Bank. Dann ging‘s weiter.

Wo lagen die bergtechnisch größten Schwierigkeiten?

Der Gipfelgrat der Dufourspitze war komplett vereist und es hatte sicher 80 km/h Wind - ich bin auf allen vieren bis zum Gipfel geklettert - das hat nicht gut ausgesehen, aber es hat keiner gesehen;-) - es war an diesem Tag keiner mehr unterwegs bzw. hatten einige darunter umgedreht, weil ihnen der Wind zu heftig war.

Wie viel Liter Flüssigkeit hast du so täglich getrunken und war die Hitze ein Problem?

Ich komme zum Glück mit sehr wenig Flüssigkeit aus - kann 8-Stunden-Touren mit nur 1,5 Litern machen. Vorm Schlafen trinke ich dann aber nochmals 2 Liter extra. Die Hitze war am langen Zustieg zur Dufourspitze ein Problem. Das ist auch die längste Tagesetappe mit 46 km und etwa 4000 Höhenmetern von/bis Zermatt. - dafür habe ich echt lange gebraucht, fast 15 Stunden insgesamt - das war der längste Bergtag.

Wie wichtig ist die genaue Tourenplanung bei so einem Projekt und wo waren hier die Challenges?

Ich habe dieses Projekt zwei Jahre geplant - letztes Jahr bin ich alle Berge gelaufen, teilweise sogar öfters über unterschiedliche Anstiege, um die beste Lösung für mich zu finden. Die Planung ist das um und auf.

Wie lange hast du nach dem Triglav (Ziel) am Stück geschlafen und träumst du schon von einem neuen Projekt?

Ich bin leider nach 1,5 Stunden vor Schmerzen in meinen Zehen aufgewacht. Ich habe mir am Mont Blanc einige Zehen (im 2. Grad mit Blasenbildung) angefroren. Ich war zu Trainingszwecken 4x am Mont Blanc in den Wochen der Akklimatisierung, nie war etwas - aber beim Projekt musste ich spuren, weil ich der einzige Bergsteiger von der Südseite an diesem Tag war. Das Spuren ist in Laufschuhen deutlich kälter, als nur in der Spur zu laufen. Aktuell bin ich so zerstört, dass ich nicht an andere Ideen denken möchte.

Quelle: Red Bull/Redaktion


Webtipp: Michael Strasser 



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