09 Mai 2015

Albert Precht 1947 – 2015

Einer der weltweit besten Alpinkletterer unserer Zeit lebt nicht mehr

Einer der weltweit besten Alpinkletterer unserer Zeit lebt nicht mehr!

Am 8. Mai 2015 kamen der Bischofshofener Albert Precht und sein langjähriger Seilpartner Robert Jölli bei einem Unfall beim Synchron Abseilen an der Kapsawand auf der Insel Kreta ums Leben..

Der gelernte Tischler, spätere Zugführer bei der ÖBB, Führer- und Buchautor und auch Bergführer war in Sachen Alpinismus laut seinen Angaben "ein Spätpubertierender" und machte erst im Alter von 21 seine erste Erstbegehung am Kleinen Fieberhorn in seinem Tennengebirge, laut Precht „die einzige Neuerschließung, bei der ich Bohrhaken – 12 Stück – verwendet habe".

Precht war Vertreter einer strengen Kletterethik und somit gegen den Einsatz von Bohrhaken bei Erstbegehungen. In diesem reinen Stil gelangen ihm Erstbegehungen bis zum oberen achten Grad, wobei er sehr hart bewertete, was in Verbindung mit der oft spärlichen Absicherung Wiederholer seiner Touren vor eine manchmal unlösbare Aufgabe stellte. Dafür hat sich in der lokalen Kletterszene sogar der Ausdruck „abprechteln“ eingebürgert.

Die Prechtrouten zeich­nen sich aber nicht nur durch hohe Schwierig­keit und spärliche Absicherungen aus, sondern insbesondere durch ihre Eleganz. "Gloria patri" ("Ruhm dem Schöpfer") heißt die für ihn selbst schönste Erstbegehung durch die 600 Meter hohe Südwand des Hochkönigs, 1983 erstmals durchstiegen und einige Jahre später free solo in nur 66 Minuten geklettert.  

Rund  70 seiner Erstbegehungen erfolgten im Alleingang und ungesichert. Albert Precht dazu: "Das Höchste an Herausforderung ist eine allein und ohne Hilfsmittel gekletterte neue Linie. Alleingänge sind Abenteuer ohne doppelten Boden, es gibt kein Seil, keine Absicherung, kein Netz, welches in letzter Konsequenz einen Fehler verzeihen würde. Und bei Erstbegehungen besteht keine Route, sondern nur eine Vorstellung, die es zu verwirklichen gibt.“

Seit Mitte der 1990er-Jahre sanierte Albert Precht einige seiner Routen nachträglich mit Bohrhaken, wobei er den sogenannten Sigibolt Eigenbau-Bohrhaken verwendete, der hinsichtlich seiner Haltbarkeit nicht der Norm entsprach und nach einem tödlichen Unfall großteils ausgetauscht werden musste.  

Albert Precht gelangen über 1000 Erstbegehungen, die meisten davon im Tennengebirge und im Hochkönig Massiv, das er als Hausmeister wie seine Westentasche kannte. Einige Neutouren gelangen ihm aber auch in den Granitbergen Nord-Norwegens,Korsikas, sowie im Sandstein Jordaniens (Wadi Rum) und Omans und zuletzt in Kreta.

Albert war einer der weltweit besten Alpinkletterer unserer Zeit, ein sensibler, feiner und vielschichtiger Mensch, immer auf der Suche nach neuen Wegen und Facetten des Lebens“, sagte Bernd Arnold dem ORF am Samstag.

Albert Precht, der neben seinen wilden Steilwand-Skiabfahrten auch im nordischen Skilanglauf sehr versiert war, meinte einmal auf die Frage, ob ihn das Bergsteigen als Mensch weiter gebracht hätte: 

„Dass mich das Bergsteigen weitergebracht hat, wage ich nicht zu behaupten. Sicherlich hat es mich weit in die Welt hinausgetragen und über den Tellerrand schauen lassen.“

Quellen: bergrettung.at, orf.at, OEAV-Bergauf 02_2008

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