Klettern in Südafrika
Südafrika – da denkt man zuerst an Golf, Weingüter und Wildreservate. Dass es dort auch wunderbare Klettergebiete, vor allem Sportklettern im Sommer der südlichen Hemisphäre für schneemüde Felskrieger gibt, liegt nahe. Dennoch hat sich der Klettersport erst spät entwickelt, und die meisten Gebiete wurden erst in den 80er und 90er Jahren entdeckt.
"Waterval Boven" zwischen Johannesburg und dem Krüger Nationalpark
Das wohl bekannteste Sportklettergebiet Südafrikas liegt etwa 2,5 Autobahnstunden östlich des Flughafen Johan-nesburg, nur mehr 1,5 Stunden vom weltberühmten Krüger Nationalpark entfernt - ermöglicht also eine optimale Naturkombination von Game watching plus Klettern.
"Waterval Boven" ist Afrikaans für "oberer Wasserfall". Hier stürzen die Wasserläufe aus dem Hochland des "Highveld", auf dem sich auch Johannesburg in 1.600 m Meereshöhe befindet, am "Escarpment" - der Geländekante - über mehrere Stufen in die heißere "Lowveld", das Tiefland, welches sich dann bis zur Küste erstreckt (Bild 01 Wasserfall am Escarpment von Waterval Boven).
Kletterfelsen in bestem Quarzit
Der Fels ist sehr harter granitähnlicher Sandstein, genauer gesagt Quarzit, eine rötliche Form von kristallinem metamorphen Quarzkörnern mit herrlich eckigen Tritten und Griffen, sowie schönen Rissen. Alle Schwierigkeiten von 5a bis 8c+ sind vorhanden, die Zustiege überwiegend unter 30min. Zwar gibt es kaum Mehrseillängenrouten, meistens nur 20-30m, aber uns reichte es zum aufgepumpten "peelen" = local slang für "langsam aber unweigerlich abgehen"…
Insgesamt sind derzeit vielleicht 600 Routen erschlossen, der obligatorische Führer "The Restaurant (at the End of the Universe Crags)" von "Fels-Hausmeister" Gustav Janse van Rensburg (der auch eine Kletterschule hier betreibt) aus 2004 listet derer genau 521. Die Routen sind meist angeschrieben.
Die drei klassischsten Sektoren besuchten wir an drei heißen Tagen im März 2006:
• Super Bowl und Hallucinogen Wall: Hier sind die Hämmer beheimatet, eine überhängende Arena beherbergt sensationelle 5-Sterne-Routen, am berühmtesten wohl "Snapdragon" 7c+ aus 1992!
• Last Crag of the Century über dem Wasserfall: Landschaftlich wohl am beeindruckendsten durch den Wasserfall, eine Naturperle Afrikas
• The Restaurant: Das erste Gebiet das erschlossen wurde, direkt unter einem Camp-Resort. Leider im Sommer zu heiß, weil in der Sonne; empfiehlt sich für Abende oder im Winter.
Die Absicherung ist überwiegend exzellent, auch einige unsanierte traditionelle Routen lassen sich mit Friends und Keilen sehr gut einrichten. Ach ja - und Vorsicht vor Schlangen (siehe Bild).
African Way of Life: Relaxed und ein bisschen koloniales Flair
Das Drum herum erfreut ebenfalls: Die Afrikaaner (gemeint sind die weißen Südafrikaner, Schwarze klettern kaum) sind rechte Naturburschen, trotzdem lässt sich für kleines Geld noch ein bisschen kolonialer Luxus schnuppern. In der Pension "Roc'n'Rope Chateau" von Alex Janse van Rensburg - eine hübsche Französin, seit 5 Jahren Frau des erwähnten Gustav - kann man mit 130 Rand (18 Euro) für zwei Gäste pro Nacht im Doppelzimmer sehr hübsch wohnen. Gemeinschaftsküche und -duschen garantieren Kontakt zur lokalen Kletterszene (Nichtkletterer beherbergt Alex kaum).
Im 500-Seelen Ort Waterval Boven gibt es drei Bars mit Restaurant, für 5 Euro lässt sich ein herrliches Steak verzehren. Wer noch knapper budgetiert kann im Supermarkt einkaufen und im "Chateau" selbst kochen, oder im Camp-Resort für 15 Euro pro Tag einen Zeltplatz mieten.
Infos und Kontakt
Führer: "Your Menu For The Restaurant (at the End of the Universe Crags)" von Gustav Janse van Rensburg, 2004, erhältlich durch Bestellung per Email bei climb@rocrope.com (ich habe ihm einfach 25 Euro im Kuvert geschickt und er mir das Buch - ohne Probleme)
Infos über Unterkunft und klettern: www.rocrope.com
Infos über Waterval Boven und andere Unterkünfte: www.www.watervalboven.co.za
Text und Fotos: Christian Dreyer
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