Mich Kemeter in der "Unendlichen Geschichte" (320 m, 8b+) (c)  Stefan Fritsche Mich Kemeter in der "Unendlichen Geschichte" (320 m, 8b+) (c) Stefan Fritsche
18 Dezember 2019

Unendliche Geschichte

Mich Kemeter gelingt die fünfte Rotpunktbegehung des Meilensteins von Beat Kammerlander im Rätikon

Die “Unendliche Geschichte“ führt durch die zentrale Wand der 7. Kirchlispitze und wurde 1990 von Beat Kammerlander, Heli Scheichl und Peter Mathis eröffnet. Ein Jahr später gelang Beat Kammerlander die erste Rotpunktbegehung der 11 Seillängen. Für Beat „Eine neue Dimension an Schwierigkeiten, die zwischen den Sicherungen geklettert werden mussten.“ Er bewertete die Route mit 8b+, damals die schwerste Mehrseillängenroute der Welt. Die hohen zwingenden Schwierigkeiten, der kompakte, glatte Fels und die sehr weiten Runouts schreckten die Kletterer ab. So dauerte es 15 Jahre, bis Pietro dal Prá die erste Wiederholung machte. Danach vergingen weitere 10 Jahre bis sich Nina Caprez und Babsi Zangerl an die Tour wagten und auch erfolgreich waren.

Nachdem Mich im Sommer den Silbergeier punktete und damit die Alpen-Trilogie abschließen konnte, schrie sein Herz nach mehr und er wandte sich der "Unendlichen Geschichte" zu. Mich checkte die Route erstmals im Oktober, einmal mit Moritz bis zur 8b+-Länge und das zweite Mal bereits solo die gesamte Tour von unten aus. Tag 3 in der Tour war wieder solo. Diesmal von oben und alle Längen wurden nochmals ernsthaft unter die Lupe genommen, tags darauf wurden die Längen nochmals optimiert. Am 5. Tag dann der erste Durchstiegsversuch. Nach einem weiten Sturz in der zweiten Seillänge kämpfte sich Mich bis zur Crux

8b+ - Der Fokus war extrem hoch

„Eine trickreiche Einstiegsplatte, mit einer Überleitung in eine abdrängende Verschneidung verlangte mir hohe Konzentration ab. Die Kraft passte. Der Fokus war extrem hoch und die Gedanken klar. Jedoch kurz vor dem Ausstieg dieser Länge ging es mir ziemlich an die Substanz. Es gab nur zwei Mikroleisten und feinste Tritte. Die Kraft schwand, als ich das erste Mal an ihnen zog und beinahe stürzte. Also nochmals ein paar Züge zurück klettern war meine Eingebung und keine Flucht nach vorne antreten. Dies würde böse enden dachte ich mir und vielleicht den Rotpunkt verhindern. Doch der Schüttelpunkt half nicht mehr großartig. Die Zeit arbeitete gegen mich. Die Leisten nicht mehr haltbar. Der Pump zu groß! Einmal hatte ich dort eine mögliche Variante mit einem Seituntergriff versucht und habe ihn fast vollständig ausgerissen. Doch ein paar kleine Ecken und Kanten waren noch da. Im nächsten Moment stand ich oben, alles hielt und war wieder im Flow bis zum Stand.“

Der Rest lief im selben Flow: „Als ich zur letzten Runoutlänge kam -eine 6b- wurde ich innerlich immer ruhiger. Zwei Längen noch: Eine hundsgemeine 7b+, mit einem abdrängenden Dach und eine 7a. Die fünfte Rotpunktbegehung war geglückt am 27. Oktober 2019! Der Sonnenuntergang unvergesslich, die Freude riesig!

Mich ist derzeit in einer bestechend guten Form. Vor wenigen Tagen gelang ihm auch die erste Wiederholung der von Bernhard Fiedler eröffneten 8c+ "No third thing":-)

Route-Facts - Unendliche Geschichte


Schwierigkeit: 8b+ oder 10+

Routenlänge: 320 m

Seillängen: 11 SL (7+, 8-, 9-, 9+, 10, 10+, 7, 8+, 7, 9-, 8)

Erstbegehung: Beat Kammerlander, Heli Scheichl, Peter Mathis, 1990

Rotpunktbegehungen:

1. RP Beat Kammerlander 1991

2. RP Pietro dal Prá 2005

3. RP Nina Caprez 2015

4. RP Babara Zangerl 2015

5. RP Mich Kemeter 2019

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