Pumprisse, Tschechenplatte und Locker vom Hocker. DIE drei alpinen Risskletterklassiker im Tiroler Kalk sind der Traum vieler Kletterer. Unser Ziel: Alle drei Routen in drei Tagen klettern, by fair means und onsight. Als Fortbewegungsmittel verwenden wir Bike und Zug. Die Routen befinden sich bis zu 100 Km voneinander entfernt in den drei Gebirgsketten Wetterstein, Karwendel und Wilder Kaiser.
Die Protagonisten: Hannes Hohenwarter und Martin Sieberer aus Tirol. Wir sind beide angehende Bergführer und leidenschaftliche Kletterer. Für dieses außergewöhnliche Projekt müssen einige Faktoren zusammenspielen: Unsere körperliche und mentale Fitness, die Verhältnisse in den Wänden und natürlich das Wetter.
Anfang September 2020 ist es endlich so weit. Wir starten mit unserer ersten Route im Schüsselkar. „Locker vom Hocker“ wurde 1981 von Wolfgang Güllich und Kurt Albert erstbegangen und gilt seither als Testpiece für ambitionierte Alpinkletterer. Ein feiner Riss zieht vom Boden durch den steilen Plattenpanzer und markiert die beinahe cleane 1. Länge. Nach einem kurzen Quergang gilt es eine knackige Plattenstelle zu überwinden, ehe der Weg nach oben frei wird. Wir können die Route onsight klettern.
Was für ein Start. Nach dem Abstieg gehts mit dem Bike knapp 30 Km und 1000 Hm mitten ins Karwendel zu unserer nächsten Hürde: Tschechenplatte. Ein Naturjuwel direkt vor der Haustüre. Zu unserem Bedauern ist die Wand feucht und der erste Riss komplett nass.
Nach einem weiten Sturz in der ersten schweren Länge konzentrieren wir uns auf den roten Punkt. Wir können alle Längen frei klettern, auch wenn wir uns nach dem Ausstieg wie vom Bus überrollt fühlen.
Die Zeit verfliegt und wir sind schon auf dem Weg zu unserem letzten Ziel: Die legendären Pumprisse im Wilden Kaiser. Mit Bike, Zug und zu Fuß erreichen wir im Zombie-Mode unser Nachtlager nach Sonnenuntergang. Am Morgen stehen wir ausgelaugt von den Strapazen vor unserer letzten Hürde.
Die 1. Länge der Pumprisse wird zur Zerreißprobe. Beide testen wir nach weitem Sturz unseren Bomber-Freund N°4. Nach kurzer Verschnaufpause gelingt die Länge und der Weg nach oben ist offen. Den Rest klettern wir onsight und steigen komplett erschöpft aber überglücklich oben aus.
Text: Martin Sieberer, Fotos: Christian Pflanzelt und Stefan Filzmoser
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