Einfahrt in die Vestenkogel SO- Rinne (c) Michael Kräftner / www.bergtraum.at Einfahrt in die Vestenkogel SO- Rinne (c) Michael Kräftner / www.bergtraum.at
03 März 2019

Steilrinnen und Flanken mit Ski am Schneeberg

Der erste Schwung ist der Wichtigste - ein Überblick über das Steilrinnen-Eldorado am Hausberg der Wiener mit Tipps

Der Schneeberg (2.075 m) ist der östlichste Zweitausender und zugleich die mächtigste Erhebung der Wiener Hausberge. Schneeberg Experte Michael Kräftner (www.bergtraum.at) führt euchdurch die Rinnen:

Fast alle Rinnen und Flanken wurden ab den späten Sechzigerjahren- insbesondere durch Wolfgang Ladenbauer und Gefährten- erstbefahren. Und bei genauerem Hinsehen entpuppt sich unser Hausberg als wahres Steilrinnen Eldorado. Abfahrtsmöglichkeiten von 300 Hm bis zu 1.500 Hm locken hier den versierten Schifahrer.

Und gerade abseits von den Standardabfahrten Lahning Ries und Breite Ries ist man in den wirklichen Steilrinnen noch immer (fast) alleine.

Setzt man sich genauer mit den Rinnen und Flanken am Schneeberg auseinander, so staunt man, wenn alleine in den Bereichen der Nord- und Ostabstürze ca. 40 durchaus lohnende Befahrungen mit einer Steilheit von 38° bis knapp über 50° auf den Steilwandfahrer warten.

Doch Vorsicht: Die exponierte Lage des Schneebergs mit seinen stark wechselnden Wetterbedingungen sollte keinesfalls unterschätzt werden!

Im Gegensatz zu den hochalpinen Regionen im Westen des Landes, wo viel länger gute Bedingungen herrschen als im Osten, sind hier die Tage einer Befahrung bei vertretbaren Bedingungen viel geringer.

Durch die geringe Höhe des Berges trifft man oft auf sehr harte, vereiste Zustände- und die können lebensgefährlich sein. Ein Sturz hätte hier fatale Folgen. Und auch im späteren Frühjahr bei Firn ist es alles andere als lustig, dort zu stürzen. Natürlich ist die beste Zeit das Frühjahr, doch sollte man da sehr früh aufstehen, um eine gute Abfahrt erleben zu dürfen. Und gerade im Frühjahr ist die Gefahr von Nassschneelawinen schon ab dem späteren Vormittag gegeben.

Daher sollte man sich vor einer geplanten Abfahrt genau über die Lawinensituation erkundigen. Nach Möglichkeit ist ein Aufstieg, bei dem man bereits die Rinne oder Flanke einsehen kann, zu bevorzugen. Die Ausrüstung ist daher schon selbsterklärend:

Helm, Pieps, Schaufel, Sonde, Steigeisen und Pickel sind obligatorisch. Manchmal ist sogar eine 30 m RAD- Line zum Abseilen über Steilstufen ganz nützlich.

Einige der Touren sind auf dieser Page ja schon vorgestellt worden und bilden einen sehr guten Überblick über die Abfahrten.

Der Versuch einer Schwierigkeitsbewertung könnte so aussehen:

Im „Ski Extreme Guide“- Alpinverlag 2013 wird folgende Bewertung vorgeschlagen:

S1 bis S5 - einfaches bis extremes Gelände

R1 bis R4 - Risiko, Gefährlichkeit

Die gemütlicheren und Klassiker

Breite Ries    S2, R1, 36°

Lahning Ries S2, R2, 36°

Rote Schütt   S2, R2, 36°

Mittelsteil und gut, um rein zu kommen

Rote Schütt Flanke S3, R1, 45°

Privatries                 S3, R3, 45°

Die steileren Schmankerl 

Tunnelries Flanke,             S5, R3, 50°

Östliche Hotelries,              S5, R4, >50°

Versteckte Krumme Ries,  S4, R4, 48°

Quellensteigrinne               S4, R4, 45°

Vestenkogel Ostflanke       S5, R3, 50°

Vestenkogel SO- Rinne     S5, R4, >50°

Lahning Canaletta             S5, R4, 48°

Noch ein paar persönliche Tipps:

  • Steilrinnenfahren ist nur etwas für sehr gute bis exzellente Schifahrer.
  • Besonders die Eis-, Schnee- und Lawinensituation beachten.
  • Genau überlegen, ob man in eine Rinne einfährt oder nicht- ein Zurück ist manchmal nur schwer möglich.
  • Langsam und dosiert beginnen- der erste Schwung ist der Wichtigste.
  • Immer daran denken, dass ein Sturz böse Konsequenzen haben wird.
  • Niemals alleine beginnen- mit einem erfahrenen Kollegen mitgehen und auch den Mut haben, NEIN zu sagen.

Ich wünsche euch allen eine unfallfreie Rinnensaison!

Text: Michael Kräftner (www.bergtraum.at)



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