Hunde lieben es, durch den Schnee zu toben, und sie folgen bekanntlich Herr- oder Frauchen bedingungslos. Weshalb also den Vierbeiner nicht auch auf eine Skitour mitnehmen. Gute Idee, aber ein paar Dinge sollten dabei beachtet werden, damit der Hund nicht überfordert wird und Wild und andere Skitourengeher keinen Schaden erleiden.
Leine oder nicht Leine
Das hängt vom Verhalten des Hundes und von den gesetzlichen Rahmenbedienungen ab. Vom Sommer her ist bekannt, ob der Hund ein Jäger ist, und bei der ersten Skitour sieht man, wie sich der Vierbeiner anderen Skitourengehern gegenüber verhält. Die Leinenpflicht im Wald und Brachland (Sommer und Winter) ist auch gesetzlich geregelt: Zuerst einmal darf Wald zu Erholungszwecken betreten werden. Dann müsst ihr im jeweiligen Landesrecht schauen, was es für Vorschriften zur Leinenpflicht gibt (fangt am besten hier an mit der Recherche: https://www.ris.bka.gv.at/Land). Bei Leinenpflicht im betroffenen Gebiet solltet ihr euren Hund, schon aus Haftungsgründen, an die Leine nehmen (Anm.: eigentlich auch bei der Abfahrt). Auch empfiehlt sich eine Leine bei der ersten Tour, um abzuchecken, wie euer Hund auf andere, insbesondere abfahrende Skitourengeher reagiert.
Hund, Wild und Skitouren
Vom Sommer her weißman, ob der Hund einen ausgeprägten Jagdinstinkt hat und ob er bei aufgenommener Fährte noch auf Kommandos von Herrchen oder Frauchen hört. Jäger + Befehlsverweigerer = Leine, wobei bei tiefem Schnee die Chance, dass der Hund die Aufstiegsspur weit verlässt, nicht sehr groß ist. Aber die Schneeverhältnisse ändern sich bekanntlich auch während der Skitour.
Welche Leine für Skitouren?
Wir haben viele Leinen getestet. Auf der einen Seite soll der Hund “Auslauf“ haben und dann sollte die Leine den Skitourengeher nicht beim Aufstieg stören. Unser Favorit ist eine 5 m Flexi Leine, die am Bauchgurt des Skitourenrucksackes befestigt wird. Wichtig ist, darauf zu achten, dass die Leine nicht unter die scharfen Skikanten kommt!
Hund nicht überfordern!
Die Skitour besteht aus einem längeren Aufstieg und einer für den Menschen kurzen Abfahrt. Wenn ihr den Hund nicht in den Rucksack nehmen könnt, muss euer Vierbeiner die gesamte Tour wieder runterlaufen, was je nach Schneehöhe und -beschaffenheit für Hunde extrem anstrengend sein kann. Beim Skitouren-Aufstieg läuft der Hund in der Regel ja in der Spur hoch und beim Runterfahren durch den tiefen Schnee! Klar, einen Berner kann man nicht in den Rucksack stecken. Hier heißt es, abhängig von der Schneetiefe eine kurze Tour wählen und bei der Abfahrt auf das Tempo des Hundes zu achten und Pausen zu machen! Wenn ihr erkennt, dass der Hund konditionell überfordert ist, entlang der Aufstiegsspur abfahren, damit der Hund auf ihr leichter absteigen kann.
Langhaarhund und Schnee
Das verträgt sich oft nicht gut, da der unten feuchte und später kalte Schnee, wie beim Skitouren-Fell zur Klumpenbildung am Hundebauch und bei den Pfoten führen kann. Hier helfen Enteisungspausen, Hundeschuhe haben sich nicht bewährt. Sie halten nicht und verhindern auch, dass der Hund bei harten Skitouren-Schnee-Verhältnissen seine Krallen einsetzen kann.
Hund auf Skitour im Rucksack
Das macht bei kleinen Hunden bis 10 kg bei der Abfahrt Sinn, da sie sich mit ihren kurzen Beinen im tiefen Schnee sehr schwertun. Das ist auch beim Skitouren-Aufstieg ein Vorteil, da sie bei Pulver nur schwer die Aufstiegsspur verlassen und somit keinem Wild(spuren) folgen können. Beim Rucksacktransport von Hunden ist zu beachten:
- Rucksack sollte groß genug für den Hund sein
- Es ist kalt und der Hund bewegt sich im Rucksack nicht, d.h. eine warme Jacke etc. um den Hund herum, bevor er einsteigt. Bei uns hat sich eine knielange Daunenüberhose bewährt.
- Rucksack fest (ohne dem Hund wehzutun natürlich) verschließen und regelmäßig bei der Skitouren-Abfahrt checken, ob der Hund noch gut drin sitzt.
- Ein Rucksack mit Hund muss eng am Körper sitzen, d.h. Schulter, Brust- und Bauchgurt eng zuziehen.
- Bei Lawinenrucksäcken darauf achten, dass Airbag-Bereiche nicht durch Hundebefestigungen versperrt werden
- Z-Wert evtl. anpassen, da + 10 kg im Rucksack
- Je schwerer der Hund, desto anstrengender die Abfahrt!
Gefahren für den Hund auf Skitouren
Die größte Gefahr für den Hund sind scharfe Skikanten. Hier muss man bei der Abfahrt wirklich aufpassen, dass man ausreichend Abstand zu Hunden hat, denn sie kennen diese Gefahr natürlich nicht. Herrscht Leinenpflicht, muss man eigentlich auch angeleint mit dem Hund abfahren, was ausgezeichnetes Skifahrkönnen voraussetzt.
Eis und Harsch. Dem Skitourengeher helfen hier Harscheisen, Hunde haben zwar Krallen, diese helfen aber nur bedingt bei wirklich eisigen Passagen. Wer glaubt, den Hund hier mit der Leine sichern zu können, sollte sich gut überlegen, ob er den Sturz seines Vierbeiners auch halten kann, oder sich durch das Anleinen nicht selbst in Gefahr bringt.
Natürlich besteht für den Hund auch die gleiche Lawinengefahr wie für den Skitourengeher. Man könnte seinen geliebten Hund auch mit einem LVS Gerät ausstatten – es gibt ganz kleine, die nur senden. Die Frage ist bei einem Lawinenunglück auf der Skitour, bei dem Hund, Herrchen und Frauchen verschüttet werden, wer soll zuerst gefunden werden, Hund oder Mensch? Daher bitte kein LVS für Hunde.
Bergrettung und Hund
Was, wenn Hundehalter oder Hund in Bergnot geraten. Hier hilft grundsätzlich die Bergrettung auch bei Notlage des Hundes. Wie beim Menschen muss die Bergung eines Hundes aber bezahlt werden. Es gibt über die Alpinen Vereine (ÖAV, Naturfreunde und DAV) seit kurzem eine Hundebergeversicherung für Mitglieder.
Was bringt ein Hunde-GPS-Tracker?
Hunde GPS-Tracker, die über Mobilfunk und andere Netze permanent die Position des Hundes senden, können auf Skitouren durchaus sinnvoll sein. Wenn der Hund mal ausbüxt, sieht man, wo er ist UND die Position des Hundes wird auch unter einer Lawine gesendet. Das kann ein Vorteil sein, insbesondere wenn ein Skitourengeher mit seinem Hund alleine unterwegs ist und in Berg- oder Lawinennot gerät UND die APP, mit der man den Hund jederzeit orten kann, auch bei jemanden anderen (z.B. Frauchen) installiert ist. Klingt super, doch tun sich die Hunde-Tracker im Alpinen-Gelände noch mit dem Senden schwer und die Akkus sind durch die viele Netzsuche rasch leer. Dennoch in Verbindung mit dem Hauptnutzen beim Gassigehen u. Co, bei Skitouren durchaus sinnvoll.
Mit dem Hund nicht auf die Piste
Keine gute Idee, auch nicht beim Aufstieg, da die Mitnahme von Hunden auf Pisten einen Bruch der Pistentourenregeln darstellt. Bei einem Unfall kann eine Regelwidrigkeit und sogar ein Sorgfaltsverstoß begründet werden. Das heißt, wenn da, selbst wenn der Hund an der Leine ist, etwas passiert, droht Ungemach.
Autor: Andreas Jentzsch, seit rd. 27 Jahren, erst mit Dackel (5 kg), dann mit Berner Sennenhund (60 kg) und jetzt mit einer 11 kg schweren rumänischen Promenadenmischung auf Skitouren unterwegs und auch immer bei einem Arbeitgeber, bei dem Hunde erlaubt waren.
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