Von Schlafsäcken und Trennwänden: So war der Corona-Sommer 2020 auf den Alpenvereinshütten
Kein Sommer wie jeder andere: COVID-19 war auch oberhalb der Baumgrenze das beherrschende Thema. Die Saisonbilanz der Alpenvereinshütten fällt aber dennoch besser aus als erwartet: Ein Umsatzrückgang bei den Nächtigungen konnte zum Teil durch ein starkes Geschäft mit Tagesgästen wieder wettgemacht werden. Keine einzige COVID-19-Infektion wurde auf eine Alpenvereinshütte zurückgeführt.
„Immerhin durften wir irgendwann wieder aufsperren“: Mit diesem Motto starteten viele Hüttenwirte etwas verhalten und später als üblich in die Saison. Nach dem Lockdown, der in Österreich weite Bereiche des gesellschaftlichen Lebens in den Monaten März und April lahmlegte, merkte man besonders auf den Schutzhütten des Alpenvereins ein aufgestautes Bedürfnis nach Bewegung und Natur. „Die neuen Hygiene- und Abstandsvorschriften verlangten den Hüttenwirten eine große Portion Flexibilität ab, unsere Maßnahmen haben sich aber mehr als bewährt“, lobt Peter Kapelari, Leiter der Abteilung Hütten, Wege und Kartographie. Hüttenlager mussten innerhalb kurzer Zeit mit Trennwenden ausgestattet, Desinfektionsmittelspender montiert und das Hüttenpersonal geschult werden. All das zeigte Wirkung: „Wir müssen auf Holz klopfen, kein einziger bekannter Fall einer COVID-19-Ansteckung und schon gar kein Cluster wurde auf eine Alpenvereinshütte zurückgeführt“, zieht Peter Kapelari eine aus gesundheitlicher Sicht sehr erfreuliche Bilanz des Sommers.
Durch die verschärften Abstandsregeln war das Schlafkontingent vieler Hütten stark reduziert, mittels Umbauten konnte aber einiges abgefedert werden. Schlussendlich hatten die Alpenvereinshütten diesen Sommer zwischen 25-30% weniger Nächtigungskapazitäten anzubieten.
Speziell Hütten, die entlang bekannter Weitwanderwege liegen, punkteten dieses Jahr mit einer konstant hohen Auslastung. „Die Wanderer kamen besser verteilt und weniger in Wellen als sonst. Das liegt auch an unserem neuen Reservierungssystem und der Reservierungspflicht“, erklärt Peter Kapelari das Phänomen. Schwieriger war die Situation für hochalpine Hütten in Gletschernähe, die ansonsten gut von Gruppen und Kursen besucht werden. Diese mussten zum Teil einen starken Nächtigungsrückgang verzeichnen, weil viele Kurse abgesagt wurden.
Besonders in Ostösterreich wurde sogar ein Zuwachs an Tagesgästen im Vergleich zum Vorjahr gezählt, das Motto „Urlaub daheim“ bedeutete für viele Menschen „Urlaub in den heimischen Bergen“. Insgesamt bilanziert der Alpenverein ein leichtes Minus bei den Hüttenumsätzen, die Saison verlief aber dennoch besser als erwartet.
Auch für die Hüttengäste war die Situation keineswegs einfach: Die unterschiedlichen Regelungen der Länder führten gerade in den Grenzbereichen zu Bayern und Italien häufig zu Verwirrungen. Auf vielen Hütten waren die Besucher aufgefordert, selbst ihren Hüttenschlafsack und Kopfkissenbezug mitzubringen, weil ein Waschen der Decken nach jedem Gast oft schlicht unmöglich war. „Insgesamt haben die Gäste aber die neuen Hygienemaßnamen durchwegs begrüßt, die Trennwände in den Lagern brachten zum Beispiel mehr Intimsphäre und Ordnung“, resümiert Peter Kapelari.
Nutzung von Winterräumen in Zeiten von Corona
Für die kommende Wintersaison rechnet der Alpenverein mit einem starken Plus an Skitourengehern. Die Nutzung von Winterräumen ist aktuell größtenteils möglich (bitte immer die aktuellen Entwicklungen auf alpenverein.at berücksichtigen). „Der Schutzgedanke steht hier im Vordergrund, wir appellieren an die Eigenverantwortung“, sagt Peter Kapelari. Allerdings müsse man das reduzierte Platzangebot beachten, bei einem bereits vollen Winterraum bleibt dann nur der Weg zurück ins Tal.
Quelle: ÖAV
Zu den Hütten aller Alpiner Vereine
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