Nach 9h Arbeit, 1h Stau stehen, weiteren 910km Autofahrt nach Livorno (I), 3h Schlaf vor zwischen den Autos, 4h Überfahrt mit der Fähre und einer weiteren Stunde Anfahrt ist es endlich soweit: Flo und ich bauen unser Basislager am sehr netten "Tuani" Campingplatz mitten im Restonicatal auf. Die Aussicht ist beeindruckend: Granit soweit das Auge reicht, und außer uns gibt es nur eine Grazer Gruppe Kletterer, die sich aufs Sportklettern
beschränken.
Nachdem wir Horrergeschichten über Schwarz-camper hörten, denen das Motorrad abgefackelt, die Reifen aufgeschlitzt uvm. wurden, ent-schlossen wir uns die Campingplätze auf der Insel aus zu testen (Preis für 1 Auto / 1 Zelt / 2 Erwachsene von 11 - 21€ / Nacht). Durch die angeblich schwer zu findenden Zustiege, starteten wir mit der Genußtour Bella Ciao (7- / 240m) auf den Monte Leonardo, die sich unter anderem mit kurzem Zustieg ideal als Einstiegstour für Korsikaneulinge wie uns herausstellte.
Graniterfahrung
Unsere Graniterfahrung beschränkte sich bis dato auf das Bestaunen der Bilder diverser Führer. Umso überraschender war für uns dann die geniale Griffigkeit der so genannten Tafoni - so werden die undenkbarsten Gesteins-kreation, die es hier so gibt, genannt. Nach dieser super Einstimmung ging’s am zweiten Tag weiter ins Nebental Richtung Rossolino. Die 1,5h Zustieg erweisen sich als flach und recht gemütlich. Außer ein paar Wanderern verirrt sich sonst niemand in diese wunderschöne Landschaft. Und was wir geboten bekamen, übertraf alle unsere Erwartungen. Mit Ombre et Lumiére kletterten wir hier eine Tour, die keinen Stress aufkommen lässt - perfekte Absicherung, griffiges Gestein, viel Ab-wechslung und mit sehr hoher Spaßfaktor besticht. Der Höhepunkt war die Brotleibparade in der 3. und die perfekte Verschneidung in der 5. Seillänge. Auch hier führt der Weg runter per Abseilen über die Tour.
Dolomiten Korsikas - die Bavellagrupp
Szenewechsel: Am eher südlich gelegenen Bavellapass angekommen, bestaunen wir die sogenannten Dolomiten Korsikas - die Bavellagruppe. Auch hier suchen wir vergeblich Kletterer - wir sind alleine in diesen Wänden unterwegs. Mit der Linea a l´Ombra (7- / 225m) fischen wir wiederum eine MUSSTOUR. Die Ab-kühlung holen wir uns in den zahlreichen malerisch schönen Badegumpen, die unweit der Straße & leicht zu erreichen sind. Viele traumhafte Canyoningtouren stehen auf dem großen Outdoorangebot Korsikas (mountainbiken, surfen, hochseilgarten, wandern, etc.). Zum Abendprogramm zählen Slaken, kochen & Bier trinken.
Voie Allegria
Jetzt wurde es Zeit für die obligatorische alpine Tour. In Voie Allegria (6 / 375m) finden wir außer 2 Sanduhrschlingen nichts. Dafür klettern wir durch eine wahre Tafoni-orgie. Nach dem ersten Pfeiler findet Flo eine geniale Variante durch eine Grotte, die wir kurzerhand erstbegehen. Aber das wohl Beste kommt zum Schluss: eine steile Tafoniheadwall, die nur den 6. Bierhenkelgrad verlangt. Wir sind uns einig: besser gehts nicht! Unsere Wetterfeh in Österreich (meine Freundin Ruth) prophezeit uns unbeständigeres Wetter. Daher fällt unsere nächste Wahl auf die Punta d´Arghjavara. Hier findet man nach 20 min Zustieg mehrere eingebohrte Touren von 7- bis 8- bei einer Wandhöhe von 150m. Ideal für unstabiles Wetter! Leider wurde nach diesem Tag das Wetter schlechter und außer etwas Slaklinen und Sportklettern ging nicht mehr viel.
Als wir wieder auf die Fähre gehen, bessert sich das Wetter wieder... aber eines ist sicher: Wir kommen wieder um weiter Tafoni-wände zu besteigen :) Es war wie ein Orgasmus für die Finger und Wände mit Tafonitouren für mehrere längere Kletterurlaube gibt es mehr als genug! Leider gehts jetzt wieder ab zum 14 -stündigen Heimweg... aber da warten schon unsere besseren Hälften :)
Gebiets Infos:
Anreise:
von Wien / Österreich am besten über die A2 nach Italien - z.B. Livorno (die Fähre setzt von mehreren Hafenstädten auf die Insel über) Von dort mit der Fähre nach Bastia - mehr Infos unter: www.corsica-ferries.de (Achtung - frühzeitiges Buchen der Fähre je nach Jahreszeit unbedingt erforderlich)
Gebiete:
Restonicatal (Korsika-Mitte): Ca. 1h Anfahrt mit dem Auto von Bastia aus (Sportklettern, Bouldern, Mehrseillängen)
Bavellapass (Korsika-Süd/Ost): ca. 2h Anfahrt mit dem Auto von Bastia aus (Sportklettern, Mehrseillängen)
kleinere Sportkletter- und Bouldergebiete überall auf der Insel (siehe Corsicakletterführer)
Führerliteratur:
- Corsica (Sportklettern, Bouldern auf der ganzen Insel) - am Campingplatz Tuani (Restonicatal) für 30€ (französisch / englisch)
- Kletterführer Bavella (Sportklettern, Mehrseillängen) - am Campingplatz bei Zonza am Bavellapass für 20€ (französich)
- Gratisdownload für Sportkletter und Bouldergebiete auf der ganzen Insel unter: www.coronn.com
- deutschsprachiger Korsikaführer für Mehrseillängentouren auf der ganzen Insel mit super Wegbeschreibungen; "Kletterführer Korsika"
- Bavella - von Kurt Schall & Albert Precht (Januar 1994)
Beste Kletterjahreszeit: Mai / Juni & Herbst (Hochsommer zu heiß)
Tipps:
Für die Zustiege zu den längeren Touren sollte eine Karte des jeweiligen Gebietes (1:25000) immer dabei sein - nicht immer sind die Wege / Wände so
gut besteinmannt / ausgeschildert und leicht zu finden wie in Europa gewohnt. Erhältlich bei Freytag & Berndt oder in Korsika bei den jeweiligen
Campingplätzen.
Bier und Benzin ist extrem teuer (Stand Mai 2008). Deshalb vorher noch mal am Festland volltanken und lieber ein paar Bier zu viel mitnehmen :)
Schwarz campen sollte vermieden werden - die Korsen sind für ihre Selbstjustiz bekannt!
Text: Peter Manhartsberger
Webipps:
www.kunig.at - HP von Peter Manhartsberger
www.thamer.at – HP von Florian Thamer
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