Das Besteigen von Bergen ist unglaublich gefährlich. Ich finde, als langfristiger Erfolg eines Alpinisten sollte das Altwerden gelten. Alpinismus und alle seine Variationen (Fels-, Eis- und Mixed-Klettern, Skitouren und Skibergsteigen) sind eine fortlaufende Reihe von Entscheidungen über Leben und Tod. Sie beginnen mit der Tourenplanung und enden, wenn man den Berg endgültig verlassen hat. Technische Fähigkeiten (Seilkunde, Sichern usw.) und Bewegungsfähigkeiten (Klettern oder Skifahren) sind leicht zu erlernen. Aber wenn man sich ansieht, was zum Bergtod führt, so sind es nicht falsche Sicherung oder Unfähigkeit, die Kletterschwierigkeiten zu meistern. Das gilt insbesondere dann, wenn man sich Unfälle von fortgeschrittenen und erfahrenen Kletterern und Skitourengehern ansieht. Sie sterben am häufigsten durch Fehler bei der Entscheidungsfindung oder durch Fehleinschätzungen. Wie lehnt man, die richtige Entscheidung zu treffen? Und, um noch einen Schritt weiter zu gehen, wie schaffen wir als Gemeinschaft eine offenere Kultur, in der Risiko und Urteilsvermögen in einfachen Worten diskutiert werden kann?
Als ich anfing, darüber nachzudenken, betrachtete ich zunächst andere urteilsintensive Berufe. Für den Medizinunterricht müssen die Schüler durch mehrere Arztmeinungen abgesichert sein. Wirtschaftsschulen stützen sich hingegen stark auf Fallstudien. Die Mehrzahl der Berufe verwenden unterschiedlichste Kombinationen aus Literaturstudium, Vorlesung und Lehrlingsausbildung.
Im Bergsport, speziell im alpinen Klettern, entwickelt sich das Lernen, gute Entscheidungen zu treffen, für jeden Kletterer oder Skifahrer als eine Kombination aus Mentoring und der Schule der harten Erfahrungen. Letztere sind gefährlich. Ersteres ist schwer zu finden. Ein persönlicher Bergführer wäre eine ausgezeichnete Wahl, ist aber sehr teuer.
Mentoring durch Videos?
Ich weiß, dass ich mit dieser Alpine Principles Video-Serie viel mehr Menschen erreichen kann, allerdings auf weniger effektive Weise.
Ich hoffe, dass die Verwendung dieser Videos uns dabei hilft, uns gegenseitig die delikate Kunst beizubringen, gute Entscheidungen am Berg zu treffen. Es gibt keine Regeln im Alpinismus. Aber es kann durchaus Leitschienen geben. Hier sind die ersten fünf Grundsätze, die euch sicher zum Gipfel und wieder zurück bringen.
Text: Steve House
Alpine Principles Video-Serie
Perfect Preparation - Ideale Vorbereitung
Pay Attention - Sei aufmerksam!
Fail Well - Gutes Scheitern
Reflection and Debrief - Reflektion und Nachbesprechung
Be Realistic Sei realistisch!
Steve House
Steve House (Jahrgang 1970) ist ein amerikanischer Profibergsteiger und Bergführer und zählt zu den besten Alpinisten der Welt. Er gewann zusammen mit Vince Anderson den Piolet d’Or für seine Begehung des Zentralpfeilers der Rupalwand am Nanga Parbat im Alpinstil.
Auszug aus seinen wichtigen Routen:
- 1996: Eröffnung der Route Beauty is a Rare Thing (5.8 WI6, 2100 Hm), Washburn Wall, Denali am 23. Juni in 14 Stunden.
- 1999: Eröffnung der Winterroute M-16 (WI7+ A2, 1000 Hm) an der Ostflanke des Howse Peak, Waputik Mountains, Kanada vom 23. bis 27. März mit Barry Blanchard und Scott Backes.
- 2000: Schnellste Begehung der Route Slovak Direct (5.9 WI6 M5, 2750 Hm), am Denali mit Mark Twight und Scott Backes in 60 Stunden
- 2004: Solo-Begehung des K7 und Eröffnung einer neuen Route an der Südwestflanke (5.10 M6+ A2, 80°) vom 24. bis 25. Juli in 41 Stunden. (2. Begehung des K7).
- 2005: Zentralpfeiler der Rupalwand, (M5 X, 5.9, WI4, 4100 Meter hoch), am Nanga Parbat mit Vince Anderson. Die Wand gilt als höchste Felswand der Erde.
- 2005: Erste freie Begehung On Sight des Cayesh (5719 m) in der Cordillera Blanca über eine Route mit dem Schwierigkeitsgrad 5.10, M7+ am 8. Juni mit Marko Prezelj in 16,5 Stunden.
- 2007: Eröffnung der Route House-Haley (WI5 M7 1770 Hm) an der Emperor Wand des Mount Robson vom 25. bis 27. Mai mit Colin Haley in 36 Stunden.
- 2007: Erstbesteigung des K7 West (6858 m) im Karakorum über die Südflanke (VI 5.10- M6 WI4 A2, 2400 Hm) ab dem 1. September mit Vince Anderson und Marko Prezelj in 4 Tagen.
- 2008: Eröffnung der Winterroute House-Anderson (WI5+ M8 R/X, 1000 Hm) an der Nordwand des Mount Alberta im Jasper-Nationalpark vom 26. bis 28. März mit Vince Anderson.
Kommentare