Pit Schubert (c) Walter Siebert Pit Schubert (c) Walter Siebert
10 März 2024

Pit Schubert

Der Sicherheitspapst starb im Alter von 88 Jahren

Klaus Peter (Pit) Schubert wurde am 2.12.1935 im polnischen Breslau geboren und verbrachte dort auch seine Jugend. Im Herbst 1944 wurde er mit seinen Geschwistern evakuiert und fand am Fuße des Riesengebirges Zuflucht.

Der Bergsteiger

Pit Schubert war ein ganz großer Bergsteiger und gehörte 1960 zu den ersten Deutschen, die alle großen Alpen-Nordwände durchstiegen. Er nahm auch an vielen Expeditionen, unter anderem nach Grönland und in den Himalaya, teil, bei denen er einige 7000er-Gipfel erstbesteigen konnte. Pit Schubert war aber auch ein großer Alpenkletterer, dem auch hier viele Erstbegehungen gelangen, wie z.B. die Schubert Route am Piz Ciavazzes. Mit Willi Pecher gelang ihm 1661 auch eine Begehung der Hasse/ Brandler Diretissima (VIII+ oder (VI A2) an der Großen Zinne; damals galt diese Klettertour als die schwerste der Alpen. Er konnte aber auch z.B. die 5. Begehung des Peutereygrates am Mont Blanc für sich verbuchen. Pit kletterte noch im Alter von über 80 Jahren, in den Salzburger Bergen.  Im Juli 2017 durchstieg er mit ähnlich alten Seilpartnern die Juniperus (V-, 5 Seillängen) am Plombergstein.

Im Dienst der Sicherheit

Pit Schubert, der in Frankführt Maschinenbau studierte und als Ingenieur bei Messerschmitt-Bökow-Blohm, dem damals größten deutschen Luft-Raumfahrt- und Rüstungskonzern, war von dem hohen technischen Standard in diesem Industriesegment begeistert und begann in den 60er Jahren sich mit der Sicherheit im Bergsport zu beschäftigen.

Im November 1968 gründete und leitete Pit Schubert den DAV Sicherheitskreises. Anlass dafür war ein Unfall in der Hochferner Nordwand, bei dem es aufgrund zu dieser Zeit gültigen, aber mangelhaften Sicherung zu einem Seilschafabsturz mit einem Todesopfer kam. Da die Arbeit im DAV Sicherheitskreis immer intensiver wurde, wechselte Pit Schubert 1978 Vollzeit zum DAV und behielt die Leitung des DAV Sicherheitskreises bis in Jahr 2000. Von 1996 bis 2004 war Pit Schubert auch Präsident der UIAA Sicherheitskommission. Zu den Anfängen im Sicherheitskreis meinte Pit Schubert in einem Bergundsteigen-Interview: „Es ging gleich in die Materialgeschichte, z.B. das Prüfen von Karabinern. Du musst dir vorstellen, dass die Karabiner damals teilweise keinerlei Angaben zur Bruchkraft aufwiesen; es gab auch Karabiner, bei denen der Schnapper einfach nur „angelehnt“ war, ohne Verzahnung. Diese Karabiner aus Frankreich haben teilweise 16 kN gehalten – gar nicht so schlecht, aber sie waren relativ schwer. Normen gab es noch keine, außer der für Seile. Die ist im Herbst 1963 erschienen, es war die erste UIAA-Norm. DIN-Normen für Kletterausrüstung gab es damals noch nicht.“

Produktsicherheit und Normen wurden das bestimmende Thema. Die eingeführte UIAA Norm für Bergsportausrüstung basiert auf der verpflichtenden EURO Norm und geht in einzelnen Punkten geringfügig über sie hinaus. Durch Materialtests für alle PSA (Persönliche Sicherheitsausrüstung) Produkte wie, Kletterhelme, Gurte und Seile geschaffen. Bei Seilen wurde die Anzahl der Normstürze bei Sturztests erhöht. Seit dem Jahr1981 müssen Kletterseile, statt zwei fünf Normstürze aushalten, was wesentlich zur Verringerung der damals regelmäßig vorkommenden Seilrisse (in der Regel mit tödlichem Ausgang) beitrug. Pit Schubert beschäftigte sich natürlich auch mit der Verbesserung der Kameradensicherung und trug wesentlich dazu bei, dass die 1975 von Werner Munter entwickelte Halbmastwurf-Sicherung (HMS) zum Sicherungs-Standard wurde. Pit Schubert hatte aufgrund von Bremskraftmessungen erkannt, dass diese Methode am sichersten ist und auch durch ihre einfache Anwendung besticht. Erst ab dem Jahr 2000 wurden neue Sicherungsgeräte entwickelt, die mit der HMS-Sicherung mithalten konnten.

Pit Schubert setzte sich auch für eine Sanierung von Kletterrouten ein, dabei werden am alte Normalhaken durch Bohrhaken ersetzt. Dies hat die Sicherheit am Berg beträchtlich gesteigert, auch wenn das einzelnen Puristen wie Reinhold Messner nicht gefällt. Besonders im Wilden Kaiser und im Oberreintal sanierte er fast alle klassischen Routen.

Der Schriftsteller

Bekannt wurde Pit Schubert aber auch durch seine Alpinen Lehrschriften, die sich mehrheitlich um Sicherungsfragen drehen. Hervorzuheben ist hier sein dreibändiges Werk Sicherheit und Risiko in Fels und Eis“ in dem er anhand unzähliger Beispiele Risiken beim Bergsteigen aufzeigt und somit zur Vermeidung ähnlicher Unfälle in der Zukunft beigetragen hat. Pit Schubert hat aber auch Kletterführer und Kurzgeschichten geschrieben.

Pit Schubert starb am 28.2.2024 im Alter von 88 Jahren. Durch seine Tätigkeit und seine Lehrschriften hat er wie kein anderer zur Sicherheit im Bergsport beigetragen!


Eine Auswahl von Pit Schuberts Erstbesteigungen/Erstbegehungen

1967: Piz Ciavazes: Südwand, Via Schubert (VI+, 220 m), unterer Teil mit Karl-Heinz Matthies am 26. Mai 1967, oberer Teil mit Klaus Werner am 3. Juni 1967, Sellagruppe, Dolomiten 

1968: Guglia di Brenta: SW-Kante, Schubert/Werner (VI, 380 m), Brenta-Gruppe, Dolomiten

1969: Erstbesteigung des Roc Noir (Khangsar Kang, 7485 m), Karakorum

1970: Pala di Socorda, Südwest-Wand, Schubert/Werner (VI+, 500 m) am 25. August 1970, Rosengarten, Dolomiten 

1973: Schüsselkarspitze: Schubert/Werner-Führe, Wettersteingebirge, mit Klaus Werner am 25. und 26. August 1973

1974 Torre Venezia: Direkte Südverschneidung, Schubert/Werner/Wojas (VI/A3, 440 m), Civetta, Dolomiten (wegen Bergsturz nicht mehr begehbar) 

1975: Fleischbank: Neue Ostwand, Pohlke/Schubert (VIII, 360 m), Kaisergebirge 

1976: Erste Durchsteigung der Südflanke der Annapurna IV (7525 m), Annapurna Himal

2002: Unterer Berggeistturm: Altherrenpartie (V, 210 m) im Oberreintal mit Manfred Thieme am 8. Juli 2002, Wettersteingebirge 

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