Die Piolets d'Or Jury hat auf der Grundlage ihrer Charta die besten Anstiege 2013 gewählt. Einer der Sieger ist jedoch mit Ungereimtheiten behaftet.
Der technische Ausschuss des Piolets d'Or hat eine Liste von über 70 signifikanten Besteigungen im Jahr 2013 zusammengestellt, die mehr oder weniger die Piolets d'Or Kriterien für ethisches Klettern erfüllten. Die Jury und der technische Ausschuss verbrachten viele Tage damit, die besten Begehungen aus diesen 70 auszuwählen und haben schließlich die Liste auf fünf Kandidaten plus eine besondere Erwähnung reduziert (mehr).
Die Jury ist der Auffassung, dass alle Nominierungen die höchsten ethischen Ideale des Bergsteigens darstellen und gefeiert werden. Die abschließende Beratungen der Jury dauerte mehrere Stunden und die Jury wählte zwei sehr unterschiedliche Begehungen, um den Geist des modernen Bergsteigens und die verschiedenen Aspekte der Ethik-Charta des Piolets d'Or darzustellen. Die Jury entschied sich auch für eine besondere Erwähnung.
- K6 West- Nordwestwand
Höhe 7040 m , 1800 Höhenmeter , WI 4 + , M6 +, 6 Tage
K6 West war ein unbestiegener Gipfel und bereits das Ziel von mehreren früheren Versuchen. Raphael Slawinsky und Ian Welsted wurden mit schwieriger technischer Kletterei einschließlich einer überhängenden Eis Crux konfrontiert. Am vierten Tag realisierten sie, dass sie nicht auf dem Grat weiter konnten, da dieser scharf wie eine Messerkante war. Nach sorgfältiger Prüfung fanden sie eine andere Möglichkeit, seilten auf eine Gletscherbank auf der Südseite ab und kletterten nach dem scharfen Bereich wieder auf dem Grat und weiter zum Gipfel.
Die Expedition ist auch ein wunderbares Beispiel der Berücksichtigung des Wohlergehens der Menschen vor Ort. Nachdem sie die Nachricht von dem Massaker am Nanga Parbat erhielten, beschlossen sie, ihre Expedition fortzusetzen, denn es wäre eine Katastrophe für die Menschen in Pakistan, alle ihre Einnahmen aus dem Tourismus zu verlieren. Im Gegenteil Ian und Raphael wollen andere Bergsteiger dazu anspornen, nicht alle Pakistanis in den gleichen Topf zu werfen.
- Annapurna Südwand Solo
Höhe 8091 m , 2500 Höhenmeter , M4/M5 , bis zu 85 ° , 28 Stunden
Nach Erreichen des Bergschrunds hatte Ueli Steck zu akzeptieren, dass sein Kletterpartner dachte, das Risiko sei für ihn zu hoch. Er kletterte die Wand alleine und fokussierte sich 100% auf den Durchstieg, ohne zu wissen, was ihn über 6500 Meter erwartet. Es gelang ihm, die bis dahin unvollendete Route von Pierre Béghin und Jean -Christophe Lafaille (von 1992) abzuschließen. Das Erreichen einer Erstbegehung in dieser Wand, das Solo- Klettern in sehr schnellem alpinen Stil scheint eine neue Dimension im Höhenbergsteigen zu sein. Allerdings fehlen Ueli für seine Begehung viele Beweise und es gibt eine ganze Reihe von Unstimmingkeiten.
Die ausgewählten Aufstiege stellen zwei Extreme im Risikomanagement dar. Raphael Slawinsky und Ian Welsted planten ihren Aufstieg auf K6 Westen sorgfältig und warteten auf die besten Bedingungen in der Wand (sie stiegen bei Neuschnee in die Wand ein, um so den Steinschlag zu vermeiden und schneller voran zu kommen). Nach dem schwierigen Zustieg über den Gletscher wählten sie die sicherste und ästhetischste Linie durch die Wand. Erst im letzten Teil ihres Abstieges waren sie mit Steinschlag durch den schmelzenden Schnee konfrontiert.
Ganz anders das Solo in die Südwand des Annapurna. Ueli Steck nimmt ein großes Risiko auf sich. Für 28 Stunden war er absolut konzentriert, im Wissen, dass ein falscher Schritt sein Tod wäre. Ueli nannte es selber ein Klettern nahe an seiner Grenze. Dennoch minimiert Ueli das Restrisiko: Er nutzte einzigartige optimale Eisbedingungen am Felsband und beschloss, in der Nacht zu klettern, um Steinschlag zu minimieren und die Vorteile der schwachen Winde zu nutzen. Und er beschloss gleich wieder über die Route abzusteigen.
Allerdings vergaß er seine Begehung zu dokumentieren, verlor seine Kamera, ließ sein Sat-Phone zurück, zeichnete keinen GPS Track auf und verwickelte sich nach der Begehung in Widersprüche.
Genaueres zu den Ungereimtheiten
Lobende Erwähnung :
- Annapurna Südwand Zweite Begehung
Die Jury entschied über die Vergabe einer Sondererwähnung für die zweite Besteigung der Steck Route von Stephane Benoist und Yannick Graziani. Sie fanden viel schwierigere Bedingungen (M5 + / M6 ) vor und die Schneeschmelze zwang die beiden vom 16. bis 26. Oktober in der Wand zu bleiben. Als Stephane noch im oberen Wandteil erkrankte, wurde der Abstieg sehr schwierig. Dennoch gelang es ihnen, lebendig zurückzukehren, und sie zeigten damit, dass eine Seilschaft größer sein kann als die Summe seiner Teile.
Kommentare
AW: Spannagel Gully
Ein paar Updates zu obiger Beschreibung:
Zustieg von der Liftstation Tuxer Fernerhaus: Die Piste Richtung Spannagelhaus ein paar Meter abfahren, dann in weitem Bogen solange Richtung Tourenaufstieg Hoher Riffler abfahren, bis man im weiten Tal unterhalb der Gefrorenen Wand steht (ca. 2400m). Nun das breite Tal/Kar weitere 150hm abwärts, bis man unter dem Gully steht. Der Einstieg befindet sich auf 2250m und nicht auf 2400m wie es in der Beschreibung heißt. Wenn man das Gully auf dieser Höhe sucht und deshalb zu früh Richtung vermeintlicher Einstieg quert, steht man oberhalb der Stufe mit den Klettereien! Unser GPS spuckte für das Schidepot knapp unterhalb des Einstiegs folgende Koordinaten aus: N47° 04.951' E11° 40.517', 2251 m.
Länge: 1. SL: knapp 25m bis unter die erste steilere Stufe; 2. SL: 35m bis zum Ausstieg im Schnee (entweder unterhalb im Eis Stand machen oder mit mittleren Cams an Block mit Rissen; 2 NH gingen auch gut. Ginge locker als 1 SL, leider.
Abstieg: Entweder per Abalakov - dann muss man aber relativ früh aufhören => Abseillänge ca. 40-45m oder mit NH vom Standblock (50m) oder am einfachsten weitere 50hm vom Ausstieg, ca. 2305m, südlich (= aufwärts) über dem Abbruch querend ansteigen, bis eine markante Steilrinne (ca. 40-45°) zurück ins Kar führt. Entlang der Schispuren zurück zum Einstieg. 15-20 Minuten.
Echt ein guter Tipp mit herrlichem Softeis in toller Färbung. Geht auch nach einer langen Warmphase wie zur Zeit. Damit sich's lohnt entweder noch eine der deutlich schwereren Mixedtouren anhängen oder, so haben's wir gemacht, Eiszeug deponieren und noch eine Schitour auf den Riffler unternehmen.
Ergänzumg zur Ergänzung:
Die NH müsste man selbst schlagen! Es steckt kein fixes Material.
Die Abstiegsrinne ist die erste, die man bis ins Kar durchgehen sieht. Alle früheren Abstiege enden über dem Abbruch.