Begehung der Ortler Nordwand am 6.4.2014 durch Peter Ehrengruber und Clemens Jerabek
Am vergangenen Wochenende haben Peter und ich endlich einmal Zeit für eine größere Tour. Wir entscheiden uns für die berühmte Ortler Nordwand und fahren noch am späten Freitagabend nach Sulden, da in Südtirol das Wetter etwas besser angesagt ist, als in den Nordalpen. Da wir den Zustieg nicht kennen und sehr viel Schnee bis ins Tal liegt, beschließen wir, den Samstag dazu zu nützen den Zustieg zu erkunden und eine gute Spur anzulegen. Zu Mittag wieder im Tal, sind wir dennoch vollkommen erschöpft, da wir 5 Stunden lang im metertiefen Neuschnee gewühlt haben.
Am Sonntag starten wir um 4 Uhr früh vom Parkplatz in Sulden und stapfen unserer Spur vom Vortag folgend in zwei Stunden zum Einstieg der Ortler Nordwand. Imposant steht die riesige Wand vor uns und wir freuen uns, dass sich die Wolken zunehmend verziehen und die Sonne den beeindruckenden Hängegletscher rechts über uns in ein warmes Morgenlicht taucht.
Die Spurerei geht weiter. Bis zur Engstelle auf ca. 3450 m stapfen wir weiter im Tiefschnee, dass die Wadln brennen. Ab der Engstelle wird der Schnee allmählich zu Eis und wir klettern noch ca. 150 Hm seilfrei bis zu einem Aufschwung. Hier seilen wir uns an und klettern zumeist am laufenden Seil die letzten 300 Höhenmeter zum Grat und auf diesem auf die riesige Gletscherfläche unterhalb des Gipfels. Von dort sind es nur noch wenige Meter (im knietiefen Pulverschnee) bis zum Gipfel.
Nach 8 Stunden stehen wir beide zum ersten Mal am Gipfel des höchsten Berges Südtirols –dem König Ortler! Ohne Wind und bei einigen Plusgraden lässt es sich hier sehr gut aushalten. Einige Schitourengeher gratulieren uns zur geglückten Begehung. Wir genießen das tolle Wetter und die Fernsicht, sind allerdings gedanklich schon beim extrem langen Abstieg über den Normalweg und die Payerhütte. Wir machen uns bald wieder auf den Weg!
Beim Ortler - Biwak angekommen wird uns klar, dass ein Abstieg über den aufgeweichten, durchnässten Schnee, der zu Hauf am Grat des Normalwegs liegt, äußerst gefährlich und mühsam wird. Wir entschließen uns der Skiabfahrt nach Trafoi zu folgen und von dort irgendwie wieder nach Sulden zu trampen. Glücklicherweise treffen wir nach den 2350 hm langen Abstieg im hüfttiefen Frühjahrs–Gatsch auf 2 hilfsbereite Münchner Skitourengeher, die uns wieder zu unserem Auto nach Sulden mitnehmen. Dort angekommen freuen wir uns bei einem Bier über die gelungene Begehung!
Infos zur Tour: Ortler Nordwand
Naturfreunde und Alpinkader:
www.naturfreunde.at
www.naturfreunde.at/ms/alpinkader
Sponsoren des Alpinkaders
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Edelrid
Pieps
Text und Fotos: Peter Ehrengruber und Clemens Jerabek
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