Das Besteigungsjubiläum des Ortlers (3905 m) jährt sich dieser Tage zum 200sten mal. Der Berg der früher noch zu Österreich gehörte, wurde durch drängen von Kaiser Franz II bald nach dem Großglockner (3.798 m, Erstbesteigung 28.7.1800 durch Pfarrer Hautzendorfer und M. u. S. Klotz) bestiegen.
Kaiser Franz beauftragte den Salzburger Botaniker Johannes Nepomuk Gebhard mit dem Projekt "Ortler-Besteigung". Doch Gebhard und seine Führer hatten kein Glück am Berg und so wollte er nach fünf fehlgeschlagenen Versuchen schon aufgeben.
"Pseirer Josele" erreichte den Gipfel
Am 26. 9. 1804 wurde ein letzter Versuch mit dem Gamsjäger Josef Pichler aus St. Leonhard im Passeiertal fixiert. Das Geschäft zwischen Gebhard und dem "Pseirer Josele" war einfach - kommt er zum Gipfel gibt es Geld, sonst nicht.
"Pseirer Josele" stieg am 27. 9. 1804 mit seinen Leuten von Trafoi über den Unteren Ortler-Gletscher und die Hinteren Wandeln zum Oberen Ortler-Ferner, am Nachmittag waren sie am Gipfel auf dem wegen sehr schlechter Wetterverhältnisse nur kurz verweilt wurde.
Beweisführung war damals schwierig.
Leider gab es wie damals üblich einige Zweifler, die den Gipfelsieg von "Pseirer Josele" in Frage stellten. So wurde 1805 eine neue von Gebhard geleitete Expedition zum Gipfel geschickt, eine vom Tal aus gut sichtbare Fahne wurde gehisst. Im September des selben Jahres wurde bei einer weiteren Besteigung das sogn. "Ortlerfeuer" als Beweismittel am Gipfel entzündet, es war sogar noch vom Reschenpass aus zu sehen.
Reinhold Messner auf den Spuren der Erstbesteiger.
Der Weg der Erstbesteiger wird heute nicht mehr begangen, zu groß sind die Gefahren auf diesem Anstieg. Im Juli 2004 versuchten sich Wolfgang Thomasett, Hubert und Reinhold Messner anlässlich des Jubiläums dieses Jahres an dieser Route.
Notizen zur Ortler-Besteigung von Reinhold Messner
Am Sonntag, den 18. Juli 2004, gelang Wolfgang Thomasett, Hubert und Reinhold Messner, beim Versuch, den Weg der Erstbesteiger 1804 am Ortler nachzuklettern, eine neue Route über die Hinteren Wandln am Ortler.
Die Route folgt in der ersten Hälfte dem Weg, der auf alten Skizzen als der Weg des "Pseirer Josele" eingetragen ist, den er im Rahmen der ersten Besteigung des Ortler am 27. September 1804 mit zwei Begleitern aus dem Zillertal gewagt haben soll.
Dieser Weg ist komplex, schwierig und war im oberen Teil vor 200 Jahren nicht machbar: Senkrechtes Eis, der Fels ist durchgehend brüchig. Dazu kommen Stein- und Eisschlag.
Der Weg der Erstbegeher verläuft wahrscheinlich viel weiter links. Josef Pichler, genannt "Pseirer Josele", war ein Genie und wohl schlau genug, seinen Weg, den er dreimal beging und zuletzt mit 70 Jahren seinem Sohn Lex zeigte, für sich geheim zu halten, um als Führer am Ortler ein Monopol zu haben. Jedenfalls würde diese Einstellung zu einem Gamsjäger, Wilderer und Bergsteiger - wie es Josef Pichler war - passen.
Der Respekt für die Erstbesteigung des Ortler 1804 ist bei den drei "Nachsteigern" gewachsen, nachdem sie die 600 Meter hohe Steilwand der Hinteren Wandln hinter sich gebracht hatten.
Kriegswirren mit Schützengräben in der Gipfelregion
Ein trauriges Kapitel war der erste Weltkrieg und die damals stark umkämpfte Ortlerregion, so gab es Stellungen auf zahlreichen Gipfeln und sogar Kanonen wurden bis in die Gipfelregion transportiert. Eine der sogn. "Ortlerkanonen" wurde vor 10 Jahren von einem Bergführer entdeckt und wird im Trafoier Haus der Natur zu bewundern sein.
Nordwand ist größte Eiswand der Ostalpen
Nach dem die "normalen" Besteigungen derzeit über den Normalweg - vorbei an der Payerhütte - oder den sogenannten Hintergrat gemacht werden. Gibt es auf der Nordseite eine der größten Eiswände der Ostalpen.
Die Ortler Nordwand ist noch heute beliebtes Eisziel, die vor allem im Frühjahr von semi-extremen Bergsteigern gerne gemacht wird. Sie wurde von Hans Ertl und Franz Schmid 1931 durchstiegen, im Mittelteil der Wand gibt es auch eine Direktlinie von Reinhold Messner.
Webtipp:
Orter - das neue Buch von Reinhold Messner über den Ortler (BLV-Verlag).
Seilschaft.it - Page mit guten Infos über den Ortler
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