Der extrem steile, damals unerschlossene Wandteil, in welchem „Ocha Schau Schuich“ jetzt verläuft, beeindruckte mich schon bei meinem ersten Besuch im Kolosseum 2011. Wir kletterten eine Route etwas links dieser „Kathedrale“ und ich riskierte immer wieder einen Blick in diese beeindruckend steile Wandflucht. Damals hatte der Haupterschließer Benni Hangl sen. gerade die Route „Scipio“ Solo ground up erschlossen. Bei einem Gespräch mit Benni, als er mir von dieser Erstbegehung und der Erschließerethik erzählt, meinte er noch, dass er das Erschließen weiterer Routen im Kolosseum, vor allem in diesem extrem steilen Wandteil er der jungen Generation überlasse.
Bei jedem meiner etlichen, weiteren Besuche im Kolosseum verfestigte sich der Plan, einmal selbst eine Route im selben Stil durch diese steile Zone zu eröffnen, ein wenig mehr. Im Oktober 2018 fasste ich dann den Entschluss das Vorhaben in die Tat umzusetzen.
Meine Spielregeln für die Erschließung:
Solo; von unten; so viel wie möglich mobil absichern; so wenig wie möglich Bohrhaken verwenden; nie von Haken zu Haken bohren; die einzelnen Kletterpassagen frei klettern; nicht gefährlich, da Bewusstlosigkeit im Alleingang zu riskant ist.
Diese Spielregeln, in Kombination mit den hohen Schwierigkeiten in der Tour führten dazu, dass ich teilweise nur einen einzigen Haken pro Tag setzten, oder nur 5m über den Highpoint des vorangegangenen Tages klettern konnte.
Tipp für Wiederholer:
So manche schwierige Stelle (z.B. auch die Crux der 8b+ Seillänge) ist zwingend mit Camalots abzusichern
Für die Begehung der zweiten Sl. wurden Risshandschuhe verwendet
Fixseile für den Rückzug sollten in Sl 3 und Sl 4 angebracht werden!
Text: Christoph Schranz
Fotos: Hannes Mair (http://www.alpsolut.com)
Über die Route:
Name: "Ocha- Schau- Schuich" (bedeutet in meinem Dialekt "Höhenangst")
Wandhöhe: 300m
Location: Österreich, Tirol, Telfs, Hohe Munde, Kolosseum
Erstbegehung: Christoph Schranz; solo; ground up; all free; an 20 Tagen verteilt auf 3 Jahre
Rotpunkt-Begehung: Christoph Schranz, 08.05.2021, gesichert von Michaela Koller
Bewertungsvorschlag: 8c (8a obl.)
Die Seillängen: p1: 7b+, p2: 8b+, p3: 7c, p4: 8c, p5: 8b, p6: 7a, p7: 8a
Absicherung: Bolts; einige harte Sequenzen sind traditionell abgesichert
Christoph Schranz
30 Jahre alt, leidenschaftlicher Kletterer aus Tirol, Österreich
Klettern: bis 8c+ Sport, 8b Trad
Expeditionen: Erstbegehungen auf der ganzen Welt, darunter bis zu 1400m hohe Bigwalls in Kirgistan, Grönland, Indien,... 6000er in Nepal, Indien, einschließlich Erstbesteigung
Beruf: IFMGA Bergführer
mehr: http://schranzbuaba.at oder IG: christoph.s91
Kommentare