Das Allgäu lock mit herrlichen Ausblicken (c) fotolia.com © fotoping Das Allgäu lock mit herrlichen Ausblicken (c) fotolia.com © fotoping
09 Mai 2019

Nachhaltiges Bergerlebnis: Der sanfte Weg zum Gipfel

Natur kann nur erleben, wer sich dabei auch um ihren Erhalt bemüht. Damit ist der nachhaltige Bergtourismus durchaus eine Herausforderung – die aber gemeistert werden kann.

Bergsteigen lockt mit der Aussicht auf ungetrübte Naturerlebnisse, auf Herausforderungen jenseits des beruflichen Alltags. Die Berge werden für immer mehr Menschen zum Rückzugsort vom alltäglichen Stress, Bergsport wird zunehmend populärer – ein Widerspruch, der sich aber durch einen nachhaltigen Umgang mit der Natur korrigieren lässt.

REKORDE IN BERGREGIONEN

Aus Sicht der Tourismusbranche sind die vergangenen Jahre überaus erfolgreich gewesen. Ein Blick auf die Zahlen der „klassischen“ Bergregionen verdeutlicht das unmissverständlich, überall steigt die Nachfrage. Zwischen Allgäu und Tirol konnten daher Rekorde verbucht werden:

  • In Bayern – insgesamt betrachtet – stieg die Zahl der Übernachtungen 2018 im Vergleich zum Vorjahr um weitere 4,6 Prozent, was fast 99 Millionen Übernachtungen von etwas mehr als 39 Millionen Gästen entspricht.
  • Profitiert hat davon auch das Allgäu, mit knapp 13,5 Millionen Übernachtungen und fast vier Millionen Besuchern – über die vergangenen zehn Jahre wird hier von einer Verdoppelung der Gästezahlen ausgegangen.
  • Ähnlich gestaltet sich die Entwicklung auch in Österreich, zwischen Mai und Oktober des vergangenen Jahres konnten dort fast 77 Millionen Übernachtungen verzeichnet werden, es kamen fast 25 Millionen Gäste. Ein Zuwachs von drei Prozent im Vergleich zum Vorjahr und damit ebenfalls ein Rekord. Besonders nach Tirol zog es die Urlauber, über 600.000 Übernachtungen kamen im Vergleich zu 2017 hinzu.

Selbstverständlich sind nicht alle Urlauber in diesen Regionen Bergsteiger, aber auch deren Anzahl dürfte von Jahr zu Jahr steigen. Immerhin steigt grundsätzlich die Zahl derer, die gerade im alpenländischen Raum ihren Weg in die Natur suchen. So sieht auch Josef Klenner den langjährigen Trend, der Präsident des Deutschen Alpenvereins geht außerdem nicht davon aus, dass dieser so bald abreißt – die Alpen bleiben daher vorerst der Treffpunkt für Natursuchende. Daher stellt sich die Frage, wie die Natur erhalten bleiben kann, die für viele einen so großen Reiz darstellt.

NATURNÄHE IM BERGTOURISMUS

Initiativen in dieser Richtung gehen etwa von den betroffenen Tourismusverbänden selbst aus. Im Allgäu, das zu den großen Gewinnern unter den süddeutschen Urlaubsregionen zählt, wurde das Projekt „Umweltbildung und naturnaher Tourismus“ ins Leben gerufen. Beteiligt sind daran die Allgäu GmbH und das Naturerlebniszentrum Allgäu, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, im Rahmen des Projekts für das gesamte Allgäu eine stärkere Vernetzung von Umweltbildungsakteuren zu schaffen.

Auf diese Weise sollen bildungs- und erlebnisorientierte Angebote, mit denen auf die Bedürfnisse der Natur aufmerksam gemacht werden soll, besser koordiniert werden. Gleichzeitig gehört die Weiterentwicklung des Tourismus in der Region zu den Zielen des Projekts, der Fokus liegt dabei aber nicht auf dem Wachstum – was nach den veröffentlichten Zahlen ohnehin kein Problem zu sein scheint –, sondern auf qualitativen Verbesserungen, um ein nachhaltiges Tourismusangebot zu verwirklichen.

In diesem Zusammenhang hoffen die beteiligten Partner darauf, auch in Zukunft wieder an bundesweit verliehene Auszeichnungen wie die zu „nachhaltigen Tourismusdestinationen“, die schon in den Jahren 2013 und 2017 ins Allgäu gingen, anknüpfen zu können. Das Projekt ist zunächst auf drei Jahre ausgelegt, unterteilt in zwei Phasen.

In einem ersten Schritt geht es darum, eine Bestandsaufnahme zu machen. Von dieser ausgehend sollen die notwendigen Netzwerke auf- und ausgebaut, Qualitätskriterien erstellt und konkrete Maßnahmen erörtert werden. Diese wiederum gilt es, in der zweiten Projektphase umzusetzen. Schwerpunkte sind hierbei der Aufbau eines Allgäu-weiten Netzwerks zur Umweltbildung, eine intensivere Zusammenarbeit von Tourismus und Umweltbildung, Weiterbildungen für beteiligte Akteure, die Förderung umweltfreundlicher Mobilität sowie die Öffentlichkeitsarbeit, die es für eine möglichst breite Sensibilisierung für Angebote und die Natur als solche braucht.

VIELE HANDLUNGSFELDER FÜR DEN NATURNAHEN BERGTOURISMUS

Im Prinzip nimmt dieses regional begrenzte Projekt schon nahezu alle Handlungsfelder vorweg, die in Zukunft im Bergtourismus eine immer größere Rolle spielen werden: Qualität statt Wachstum, nachhaltige Mobilität, ein tieferes Verständnis für die Natur und die Auswirkungen, die der Wunsch nach dem Naturerlebnis auf diese haben kann.

Deswegen finden sich auch in anderen Regionen ganz ähnliche Leitkonzepte, um den Spagat zwischen dem Status als Touristenmagnet und dem Erhalt der Natur, die die Grundlage für positive wirtschaftliche Entwicklungen darstellt, hinzubekommen. Es sind gerade die Erfolgsgeschichten, wie sie etwa ebenfalls in Tirol geschrieben werden, die zu einem stärkeren Engagement in Sachen Nachhaltigkeit, Natur- und Klimaschutz verpflichten.

Im „Tiroler Weg 2021“ gehört die Region als Lebens- und Erholungsraum daher zu den großen Linien der Tourismusentwicklung, Umwelt und Klima sind selbstverständlich als wichtige Handlungsfelder daran angeschlossen. Die Vermarktung von Tirol als „Inbegriff alpinen Lebensgefühls“ macht die Sorge um die Natur auch unumgänglich, schließlich ist sie ein integraler Bestandteil des Tiroler Selbstverständnisses – und des Bildes, was Besucher der Region vor Augen haben.

Nachhaltigkeit ist deswegen für die touristische Landschaftsnutzung ebenso maßgeblich wie für die Entwicklung der Orte und der Verkehrskonzepte. Entsprechend umfassen die Ziele – neben einer wissenschaftsbasierten Klimastrategie – eine ökologische Verkehrsplanung, die Nachhaltigkeit und Komfort sowohl bei der An- und Abreise als auch auf den Wegen zwischen den vielen Destinationen in der Region garantiert.

Wie schon von DAV-Präsident Josef Klenner für den süddeutschen Alpenraum gefordert, steht in Tirol genauso das Bemühen auf der Agenda, bei der Entwicklung des Tourismus auf die Verträglichkeit etwaiger Maßnahmen zu achten.

„BERGSTEIGERDÖRFER“: ÜBERGREIFENDE STRATEGIE FÜR DEN ALPENRAUM

Von diesen Ideen bis zu den „Bergsteigerdörfern“, die über den gesamten Alpenraum verteilt liegen, ist es kein allzu langer Weg. Umgekehrt kann das dahinterstehende Konzept bereits auf eine zehnjährige Geschichte zurückblicken. Entstanden ist die Initiative bereits 2008, federführend war damals der Österreichische Alpenverein ÖAV, der damit touristische Destinationen jenseits der großen Urlaubshochburgen stärken wollte.

Ein bewusstes Gegenbild zum Massentourismus, der gerade während der Skisaison alljährlich einsetzt. Ganz wie beim Tiroler Weg stand hier von Anfang an ein authentisches Erlebnis für die Gäste im Vordergrund: Ohne technische Erschließung, also ohne Beschneiung, Funparks oder dergleichen. Ohne Tourismusformen, die den Einsatz vieler Ressourcen benötigen.

Stattdessen setzen die Bergsteigerdörfer ganz auf das Zusammenspiel von intakter Natur und regionaler Tradition. Dazu gehören unter anderem die Direktvermarktung und Förderung lokaler Produkte, die letztlich auch nur ein Ausdruck eines naturnahen Tourismus sind. Insgesamt können sich Besucher hier über genau die Erfahrung freuen, die sie schon vor dem Reisebeginn mit einem Urlaub im Alpenraum verbinden: Natur ohne Hektik, aber eben auch ohne den Verzicht auf Qualität und Komfort.

Insgesamt bestehen inzwischen 27 Bergsteigerdörfer, von denen der Großteil in Österreich liegt. Dazu kommen erste „Ableger“ in angrenzenden Ländern, in Slowenien und Südtirol, in den bayerischen Alpen erfüllen neben dem malerischen Ramsau bei Berchtesgaden auch Schleching, Sachrang und Kreuth die Kriterien, um offiziell den Titel „Bergsteigerdorf“ führen zu dürfen.

Wen es also in die Chiemgauer Alpen zieht, kann sich bei seinem Aufenthalt in Schleching und Sachrang persönlich davon überzeugen, wie das Konzept der Bergsteigerdörfer in der Praxis funktioniert. Schleching etwa hat sich bereits in den neunziger Jahren mit dem „Ökomodell Schlechinger Tal“ dem Thema Nachhaltigkeit verschrieben. Der ganzheitliche Ansatz, der vom Erhalt der Natur- und Kulturlandschaft, über die Sicherung der ansässigen landwirtschaftlichen Betriebe und naturverträglichen Tourismus bis zum Ausbau umweltfreundlicher Energiegewinnung reicht, avancierte dabei sogar zum Modell für mehrere Gemeinden des Achentals.

KLETTERN IN SCHLECHING UND SACHRANG

Außerhalb der Dörfer wartet dann die Art Naturerlebnis, die sich jeder echte Bergfreund nur wünschen kann. Die Region kann beispielsweise einige beachtliche Berge vorweisen. Neben dem Geigelstein, der mit 1.808 m der höchste Gipfel ist, zählen dazu unter anderem:

  • Kampenwand (1.668 m)
  • Breitenstein (1.661 m)
  • Weitlahnerkopf (1.615 m)
  • Spitzstein (1.598 m)
  • Hochplatte (1.586 m)
  • Zinnenberg (1.565 m)
  • Wandberg (1.454 m)
  • Rudersburg (1.434 m)

Wanderer und Bergsteiger finden in der Umgebung von Schleching und Sachrang außerdem zwei Schutzhütten:

  • Priener Hütte (1.410 m) (N 47.701950, O 12.327783)

DAV-Sektion Prien

  • Spitzsteinhaus (1.252 m) (N 47.704450, O 12.243333)

DAV-Sektion Bergfreunde München

Die ganze Region ist geprägt von einem eigentlich typischen Wechsel von Almwiesen und Wäldern, die durchsetzt sind von Quellen, Bachläufen, Wasserfällen und Auen. Eine abwechslungsreiche Landschaft, die optisch zu gefallen weiß und gleichzeitig genug Herausforderungen für ambitionierte Bergsteiger bietet, etwa eine Tour über die Südwand der Kampenwand.

Ebenfalls anspruchsvoll, aber kaum weniger lohnenswert ist die Spitzstein-Nordostwand.

Regionen:  Deutschland > Bayern, Gebirge: Chiemgauer Alpen Berg: Spitzstein (1.598 m)

Charakter: Alpine Sportkletterroute für Anspruchsvolle. Die Nordostwand des Spitzsteins ist wenig erschlossen, die Route führt über kompakten, tlw. unstrukturierten Kalk. Die Wand ist rund 500 m breit und in Teilen über 100 m hoch, der Wandfuß selbst liegt auf 1.340 m. Im Sommer kann hier ab dem späten Vormittag im Schatten geklettert werden. Die Route ist meist senkrecht bis leicht überhängend, mit Mehrseillängenabschnitten.

Zustieg zur Wand: Der Wandfuß kann zu Fuß vom Parkplatz in Innerwald erreicht werden, dazu der Beschilderung Richtung „Spitzstein“ bzw. später „Klausen“ auf den Wanderwegen 8 bzw. 220 folgen. Auf diesem Weg dauert der Zustieg rund 80 Minuten. Alternativ ist er aber auch vom Parkplatz unterhalb des Spitzsteinhauses über Aueralm in 30 bis 40 Minuten zu erreichen. Hier den Schildern Richtung „Klausen“ folgen.

Bemerkung zu den Versicherungen: Klemmkeile sind zu empfehlen, die Sicherung erfolgt ansonsten über Bohrhaken, die allerdings in tlw. recht weiten Abständen angebracht sind.

Ergänzung zur Schwierigkeit: Die Schwierigkeit liegt bei UIAA VI-IX

KLETTERN IN RAMSAU

Kaum weniger malerisch als die Umgebung von Schleching und Sachrang ist Ramsau mit den umliegenden Berchtesgadener Alpen, die hier vor allem vom Watzmann mit der Mittelspitze (2.713 m) und der Südspitze (2.712 m) gekennzeichnet sind. Daneben wartet eine ganze Reihe weiterer Gipfel jenseits der 2.000er-Marke auf ihre Erkundung:

  • Hochkalter (2.607 m)
  • Blaueisspitze (2.481 m)
  • Hocheisspitze (2.523 m)
  • Kammerlinghorn (2.484 m)
  • Stadelhorn (2.286 m)
  • Schärtenspitze (2.286 m)

Bergsteiger können in der Region in insgesamt sieben Schutzhütten einkehren:

  • Blaueishütte (1.680 m) (N 47.35210, O 12.52172)

DAV-Sektion Berchtesgaden

  • Kärlingerhaus (1.638 m) (N 47.29733, O 12.56233)

DAV-Sektion Berchtesgaden

  • Watzmannhaus (1.928 m) (N 47.34274, O 12.52040)

DAV-Sektion München

  • Neue Traunsteiner Hütte (1.560 m) (N 47.37691, O 12.48059)

DAV-Sektion Traunstein

  • Ingolstädter Haus (2.119 m) (N 47.30100, O 12.53233)

DAV-Sektion Ingolstadt

Neben diesen Schutzhütten, die vom DAV betrieben werden, gibt es außerdem noch die Wimbachgrieshütte (1.327 m), für die Naturfreunde Deutschland, Bezirk München zuständig sind. Dazu kommt die Kühroint-Hütte am Watzmann, die privat betrieben wird.

Rund um die Blaueishütte gibt es übrigens Zugänge zu verschiedenen Kletterrouten für ganz unterschiedliche Ansprüche. An der Schärtenspitze beispielsweise ist auf dem steilen, aber festen Fels Bouldern ebenso möglich wie Sportklettern. Um zur Blaueishütte zu gelangen, sind bereits 850 Höhenmeter vom Parkplatz beim Hintersee zu überwinden, zwischen zwei und drei Stunden müssen dafür eingeplant werden.

Möglich ist von hier aus etwa eine Rundtour, auf der sowohl die Blaueisspitze als auch der Hochkalter überschritten werden können. Die lohnendsten Anstiege sind bei der Blaueisumrahmung zu einer einzigen Tour zusammengefasst, die durchaus bis zu zehn Stunden und mehr in Anspruch nimmt.

DER PERSÖNLICHE BEITRAG ZUM NACHHALTIGEN BERGTOURISMUS

Das alles klingt nach vergleichsweise „herkömmlichem“ Bergsport und Tourismus, von den Nachhaltigkeitszielen der Zielorte einmal abgesehen. Natürlich ist schon die bewusste Entscheidung, in einem solchen geprüften Bergsteigerdorf oder einer ähnlich ausgerichteten Destination seiner Leidenschaft für die Berge nachzugehen, ein wichtiger erster Schritt. Er hilft dabei, genau die Lebens- und Naturräume zu erhalten, die den Reiz des Bergtourismus überhaupt erst ausmachen.

Wenn die touristische Infrastruktur bereits grundlegende Maßnahmen zum Schutz von Umwelt und Klima vorweisen kann, ist es für Bergsteiger umso leichter, selbst zur Nachhaltigkeit beizutragen: Regionale Produkte, umweltfreundliche Mobilität, alles in einem überschaubar großen Rahmen, der keinen (zu) großen Eingriff in die Natur darstellt – wichtige Faktoren sind somit abgedeckt.

Das entbindet Bergsteiger aber keineswegs von der persönlichen Verantwortung, sich der möglichen Auswirkungen von Hobby und Urlaubsplanung bewusster zu werden. Gemeint ist damit nicht nur, schon bei der An- und Abreise auf Transportmöglichkeiten zurückzugreifen, die umweltschonender sind als Fliegen oder der motorisierte Individualverkehr. Spätestens vor Ort sollten Autos ohnehin so wenig wie möglich bewegt werden – Natur lässt sich schließlich am besten erleben, wenn man unmittelbar in ihr unterwegs ist. Umgekehrt ist auch das Zu-Fuß-unterwegs-sein mit einigen Regeln verbunden, wenn dabei naturverträgliche Maßgaben gelten sollen.

NATURVERTRÄGLICHES VERHALTEN

Denn ohne Zweifel macht das richtige Verhalten am Berg einen erheblichen Anteil aus, wenn es um einen nachhaltigen Kletterurlaub geht. Dazu gehören vorwiegend Selbstverständlichkeiten, die aber trotzdem immer wieder ins Gedächtnis gerufen werden müssen – denn selbst das kleinste Fehlverhalten kann gravierende Konsequenzen haben. Grundsätzlich gilt daher auf allen Touren:

  • Markierten Wegen ist zu folgen, besonders in Wald- und Moorgebieten. So können ökologisch sensible Gebiete durchquert werden – und zwar auf komfortabelste Weise.
  • Das heißt allerdings nicht, dass nicht doch an manchen Stellen, etwa an Wegkehren, Abkürzungen möglich wären. Auf diese sollte nur verzichtet werden. Im schlimmsten Fall wird nämlich aus einer mutmaßlich harmlosen Beschädigung der Grasnarbe durch Erosion ein ernstzunehmender, weitreichender Schaden, der auch die angelegten Wege treffen kann.
  • Darüber hinaus gilt: Wer sich zu einem Abstecher abseits der vorgesehenen Wege hinreißen lässt, sollte zumindest darauf achten, das nicht in Schutzgebieten und nur oberhalb der Baumgrenze zu tun. So bleibt die Ruhe von Wildtieren weitestgehend gewahrt.
  • Rücksichtnahme verdienen in gleicher Weise die alpinen Pflanzen – die kann auch bewundert werden, ohne sie von ihren angestammten Plätzen zu entfernen und als Mitbringsel mitzunehmen.
  • Mitnehmen sollten Bergtouristen stattdessen ihren Müll. Mit dem Mount Everest gibt es das vielleicht prominenteste Beispiel für die nur schwer zu beseitigende Vermüllung einer einzigartigen Bergwelt in Folge des wachsenden Tourismus. Umso wichtiger ist deshalb, dass jeder Einzelne die Spuren seiner Anwesenheit auf ein Minimum begrenzt und keinen Müll hinterlässt. Übrigens auch keinen Bio-Müll, der sich unter alpinen Bedingungen nicht wie gewohnt zersetzt.

Im Prinzip gilt bei allen diesen Verhaltensregeln die Rücksichtnahme gegenüber der Landschaft, der Fauna und Flora – und nicht zu vergessen gegenüber den Menschen. Worauf in den Bergen sonst noch zu achten ist, hat der DAV im Rahmen der Kampagne „Natürlich Klettern“ zusammengefasst.

NATURVERTRÄGLICHE AUSRÜSTUNG

Wie schon im Zusammenhang mit den Bergsteigerdörfern erwähnt, ist Nachhaltigkeit ein ganzheitliches Konzept. Das verlangt aber nicht nur von den Tourismusverbänden, sich bei ihren Überlegungen in unterschiedliche Richtungen zu orientieren. Genauso sollten Bergsteiger mit einer Leidenschaft für die Natur versuchen, in jeder Hinsicht ökologisch verträglich zu handeln.

Neben dem naturverträglichen Verhalten und dem Fokus auf naturnahe Tourismusangebote spielt umweltverträgliche Ausrüstung daher eine immer größere Rolle. Eine Vorreiterrolle kommt dabei nach wie vor dem kalifornischen Label Patagonia zu, das eben nicht nur Wert auf Funktionalität und ansprechendes Design seiner Produkte legt, sondern vor allem ehrgeizige Ziele in Sachen Umweltschutz und Nachhaltigkeit verfolgt.

Recycling der eigenen Erzeugnisse, die Unterstützung von Umweltschutzorganisationen – alle diese Maßnahmen sind gleichermaßen Teil der Unternehmensstrategie sowie des weltweiten Erfolgs. Darüber sollten aber nicht die kaum weniger begrüßenswerten Bemühungen um das Thema Nachhaltigkeit vergessen werden, die auch andere Hersteller unternehmen.

Der Allgäuer Spezialist für Bergsteigerausrüstung EDELRID zum Beispiel versteht sich ebenfalls als ökologisch orientiertes Unternehmen, in dem Nachhaltigkeit fest in der Firmenphilosophie verankert ist. Ein weiteres Beispiel für das wachsende Bewusstsein für Umweltbelange innerhalb der Outdoor-Branche, das wiederum Outdoor-Begeisterten mit grünem Gewissen ermöglicht, ihrer Leidenschaft in guter Vereinbarkeit mit den Bedürfnissen der Natur nachzugehen.

NACHHALTIGER BERGSPORT: EINE LEIDENSCHAFT, DIE VERPFLICHTET

Intakte Natur lässt sich in Zukunft nur dann noch erleben, wenn sie schon jetzt geschützt wird. Diese beiden Aspekte sind untrennbar miteinander verbunden, selbst wenn sich das Bewusstsein dafür noch nicht überall durchgesetzt hat. Dort, wo das bereits geschehen ist, wurden nicht nur die Voraussetzungen für einen langfristigen Erhalt wertvoller Lebens- und Naturräume geschaffen, sondern gleichzeitig Gelegenheiten für unverwechselbare Natureindrücke in einer authentischen Umgebung.

Dass das keinesfalls mit Entbehrungen und Verzicht zu tun haben muss, beweisen unter anderem die mehr als 20 zertifizierten Bergsteigerdörfer und die Anstrengungen so vieler Akteure im Alpenraum und darüber hinaus, die die Gratwanderungen zwischen touristischer Attraktion und naturverträglichen Angeboten wagen. Sie zeigen damit Wege auf, wie sich das Erleben und Bewahren der Natur harmonisch miteinander verbinden lassen – und das sollte letztlich jedem Bergsportler ein persönliches Anliegen sein.



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