Kletterer und Alpinist Martin Feistl bezeichnet das Sportklettern für sich als eine wesentliche Basis für schwierigen Alpinismus, wo er in den letzten Jahren immer wieder durch anspruchsvolle Winterbegehungen großer Wände von sich reden macht. Nachdem er Mitglied im Deutschen Expeditionskader bis 2018 war, verfestigt sich seine Vorstellungen von einem nachhaltigen Alpinismus, der oftmals durch Verzicht geprägt sein sollte und so noch vielen Generationen Platz zur Entfaltung lässt. Eine wesentliche Rolle bei diesem Verständnis von Alpinismus spielen schwierige trad-Begehungen und somit der Verzicht auf fest verankerte Sicherungsmittel wie Bohrhaken hauptsächlich in seinem Heimat- und Traditionsgebiet Konstein. Dort kann er mehrere eingebohrte Routen im Grad 8a ohne die Bohrhaken klettern. Der Film begleitet ihn bei seiner bisher schwierigsten und sicherungstechnisch anspruchsvollsten TradBegehung dort in der Route «Massive Attack».
Konstein kann als Wiege des Sportkletterns in Deutschland angesehen werden und ist ein Gebiet mit einer entsprechend langen Tradition auch schon vor der Erfindung des Bohrhakens. Trotz oder gerade wegen vieler nicht mehr als zeitgemäß angesehenen Umstände in dem Gebiet, herrscht dort eine besondere Atmosphäre der Ernsthaftigkeit, gemischt mit modernen Sportkletterrouten und einer verhältnismäßig kleinen und familiären Kletterszene. Genau diese kleine Szene motiviert Martin nach einigen anderen trad-Begehungen die «Massive Attack» in diesem Stil zu versuchen. Die Route bildet beim ersten Anblick die Antithese einer guten Trad-Route, sie startet auf einem ausgesetzten Felskopf mitten in der Wand ohne eine gute Sicherung und an der Schlüsselstelle müssen 3 Bohrhaken überklettert werden, wo auch mobil nicht abgesichert werden kann. Aber das Feuer dieser Idee ist entflammt und beim zweiten und dritten Anblick finden sich immer mehr teils sehr ungewöhnliche Sicherungsmöglichkeiten mit Hilfe von Cliff-Hangern.
Nachdem Martin die Route mit Benützen der Bohrhaken ziemlich schnell klettern kann, verbringt er 2 Tage mit dem Suchen von geeigneten Sicherungsmitteln und nochmals einige Tage mit Probestürzen in die mobilen Sicherungsmittel mit Hintersicherung an den Bohrhaken. Nach 3 weiteren Tagen, einem Kreuzbandriss und vielen weiten Stürzen an der Crux in einen Cliff-Hanger kann er die Route schlussendlich trad klettern und dabei alle Sicherungen während dem Klettern anbringen.
Titel: MASSIVE TRAD ATTACK
Produziert von: Lukas Neugebauer, LUKITSO Films
Hauptdarsteller: Martin Feistl
Genre: Dokumentation
Kommentare
AW: Bären Attacke in Arco (Dro)
Liebe Kletterfreunde und -freundinnen von Arco.
Ist natürlich eine reißerische Story, die aber nur teilweise den Tatsachen entspricht. Nach Rücksprache mit Einheimischen direkt vor Ort folgendes:
Die Bärenattacke war nicht mal in der Nähe der Römischen Brücke, sondern mehrere hundert Höhenmeter oberhalb der Kletterwände, sodass die Zustiege zu den Routen nicht und nur die Abstiege der oberen Sektoren betroffen sind. Der Zwischenfall ereignete sich um 7 Uhr Morgens, wobei der Zusammenstoss für Wanderer und Bär vollkommen überraschend war, weshalb der Bär auch dementsprechend reagierte. Außerdem sind Bären normalerweise eher Nachtaktiv, sodass ein Aufeinandertreffen tagsüber äußerst selten vorkommen. Bärensichtungen gibt es in dieser Gegend laut Einheimischen seit 2022. So ein Zwischenfall ist natürlich für den beteiligten Wanderer ein absolutes Pech und ich wünsche ihm gute und vollständige Genesung. Aber bitte, lasst die Kirche im Dorf bei solchen Mitteilungen.
wünsche allen KlettererInnen weiterhin schöne und unfallfreie Touren im Sarcatal.
Ewald
AW: Bären Attacke in Arco (Dro)
Naja... Ein Aufruf, angesichts dieses Angrifss die Kirche im Dorf zu lassen, ist da vielleicht schon auch etwas gar verharmlosend. Und kaum zweckdienlich. Ich war die letzten 10 Tage in Arco. Zufälligerweise hatte ich am Tag des Angriffs Rasttag und war daher am Gardasee baden. Sonst an den Tagen davor mehrfach bei Zustiegen morgens und Abstiegen tagsüber u.a. in diesem Bereich unterwegs. Aber eben nicht an diesem Tag, sodass ich den Vorfall auch nur aus den lokalen Medien des Trentino und aus Gesprächen mit Einheimischen kenne. Aber da wurde schon sehr klar betont, dass der Angriff auf den Jogger sich zwar auf einem (leichten) Klettersteig ereignete, aber doch in ziemlich ungemütlicher Nähe zur Ponte Romano, am Ende einer kleinen asphaltierten Strasse, welche in den Wald Naroncolo führt. Genau aus diesem Grund erfolgte ja die HIlfe bereits innerhalb weniger Minuten nach dem Hilferuf! Also passierte es wohl kaum "mehrere hundert Höhenmeter oberhalb der Kletterwände".
Aber, wie gesagt, ich kenne diese Geschichte letztlich auch nur aus dritter Hand. Und selbst die lokalen Medien des Trentino sind sich nicht ganz einig, was wo wie wirklich passierte. Etwa betreffend das Geschlecht der angegriffenen Person aus Frankreich. Unbestritten ist freilich, dass dies wahrlich nicht der einzige Vorfall in den letzten 3-4 Wochen in unmittelbarer Nähe menschlicher/touristischer Aktivitäten in Alto Garda war: Am 26. Juni wurde eine Bärin mit drei Jungen innerhalb des Gartens eines Hauses in Varignano (oberhalb Arco) gefilmt. Um etwa 05:15 morgens, bei jedenfalls ausreichend Licht für sportliche Aktivitäten, so lange es noch einigermassen kühl ist. Also zu einer Zeit, zu der ich im Hochsommer rund um Arco auch bereits klettermässig unterwegs war. Am 10. Juli gab es am Strand des Südufer des Lago di Molveno einen (Schein-)Angriff einer Bärin (mit Jungtier) auf eine Schweizerin, die dort mit ihren drei Kindern spazierte. Und zwar am frühen Nachmittag. Ausser einer zerissenen Bluse und vermutlich ziemlich Nervenflattern ist sonst nix passiert. Vor rund zwei Wochen wurde eine Bärin (mit Jungtier) in einem Weingarten rund um Dro gefilmt. Wieder tagsüber. Und wieder entlang der Sarca, in der Nähe der Ponte Romano und entlang der kleinen Strasse, die Arco via Dro mit Sarche verbindet.
In Arco ist unumstritten, dass es im Gebiet Brenta/Adamello bereits so viele männliche Bären gibt, dass die Weibchen mit ihren Jungen nur mehr Richtung Sarca-Tal ausweichen können. (Wobei der Passo San Giovanni und San Paolo (und Croce di Ceniga, etc.) auf verschiedenen Seiten der Sarca liegen!) Was man nun tun soll, ist freilich weit weniger klar. Die Verhaltensregeln selbst sind in der Praxis halt auch nur mittelmässig hilfreich, wenn man auf einem Pfad durch das Waldgestrüpp tatsächlich einen Bären überrascht. Speziell, wenn dies beim Abstieg passiert. Kurz und gut, meine Gesprächspartner haben jedenfalls unisono zu maximaler Vorsicht geraten, sobald man sich auch nur etwas in den Wald begibt: "Die Bären sind mittlerweile überall!" Und sie selbst ändern teils bereits ihre Pläne für Klettertouren oder Ausfahrten mit dem MB. Also so ganz unkritisch ist die Situation offenbar auch tagsüber in unmittelbarer Nähe von Arco (Dro, Pietramurata, ...) doch nicht...
AW: Bären Attacke in Arco (Dro)
Vor eineinhalb Jahren ist ein einheimischer Jogger in Caldes von einer Bärin getötet worden. Für mich ein Grund, das Trentino bis auf Weiteres großräumig zu meiden. Es gibt ja Gott sei Dank noch viele andere schöne Klettergebiete. Vielleicht tut das der überlaufenen Region ja auch ganz gut, wenn sie mal wieder zur Ruhe kommt, weil die Touris fernbleiben.