In der Regel werden die Ski im vollen Verkehrsmittel in der Hand gehalten. In der Regel werden die Ski im vollen Verkehrsmittel in der Hand gehalten.
18 Januar 2024

Klimafreundliche Anreise - Oft beworben, aber trotzdem unmöglich?

Wenn man in Ostösterreich mit dem Bus zur Skitour fahren will, aber vom Busfahrer nicht mitgenommen wird

In Zeiten des Klimawandels denken viele Skitouren- und Schneeschuhgeher, aber auch Pistenfahrer vermehrt über den CO2-Ausstoß ihrer Anreise zum Wintersport nach. Nachdem in der Schweiz schon sehr lange das sogenannte Generalabonnement angeboten wird, gibt es seit ein paar Jahren mit dem Klimaticket in Österreich und dem Deutschland-Ticket ebenfalls vergleichbare Pauschalprodukte für den öffentlichen Verkehr. Hinzu kommt, dass sowohl im Printbereich als auch online immer mehr Infomaterial über (Ski-)Touren mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Verfügung steht. Auch auf Bergsteigen.com wird bei vielen Touren angegeben wie die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln erfolgen kann. Neben den immer öfter kassierten Parkgebühren sind das nur einige der Gründe, warum die Öffi-Anreise in den letzten Jahren immer attraktiver geworden ist.

Theoretisch könnte es also ganz einfach sein: Man packt die Ausrüstung, steigt in den Zug und/oder Bus und fährt zum Ausgangspunkt der gewünschten Tour. Was in Westösterreich in der Regel auch in der Praxis so funktioniert, kann in Ostösterreich an schwammig formulierten Beförderungsbedingungen bzw. auch an der Willkür des Busfahrers scheitern. Dem Autor - selbst ein großer Fan des öffentlichen Verkehrs - ist es neulich passiert, dass er vom Fahrer des völlig leeren Linienbusses abgewiesen wurde, weil er eine Skiausrüstung dabei hatte. Der Fahrer begründete dies mit den Beförderungsbedingungen und der angeblichen Gefährlichkeit des Gepäcks.

Hat der Fahrer korrekt gehandelt? Darf eine Skiausrüstung wirklich nicht im Linienbus mitgenommen werden?

Skiverbot bei Dr. Richard! Oder doch nicht?

Die Buslinie 520 im Verkehrsverbund Ost-Region (VOR), an der der Autor abgewiesen wurde, wird von Dr. Richard betrieben. Sucht man auf der VOR-Homepage nach Beförderungsbedingungen wird man an die Bundesverordnung "Allgemeine Beförderungsbedingungen für den Kraftfahrlinienverkehr" verwiesen. Dort heißt es in den §§ 29 und 31 "Sofern besondere Beförderungsbedienungen [sic] dies nicht ausschließen, können auch Fahrräder, Kinderwägen, Schi und andere Sportgeräte wie Handgepäck behandelt werden, wenn eine Mitnahme unter Vorhandensein ausreichender Sicherungsmöglichkeiten im Fahrgastraum möglich ist. Die Lenker können die Übernahme von Gepäck ablehnen, wenn für die ordnungsgemäße Unterbringung nicht genügend Platz vorhanden ist." Da beide Paragraphen schwammig formuliert sind und der Willkür der Busfahrer Tür und Tor öffnen, wurde direkt bei Dr. Richard um konkrete Auskünfte gebeten.

Der Kundendienst von Dr. Richard erklärte auf die Frage, welche von Dr. Richard betriebenen Buslinien Fahrgäste mit Wintersportausrüstung mitnehmen, pauschal, dass "von unserem Unternehmen solche Busse grundsätzlich nicht angeboten werden". Dem Kundendienst von Dr. Richard ist anscheinend nicht bekannt, dass sein Unternehmen bzw. sein Subunternehmer Riedler beispielsweise in Oberösterreich Buslinien betreibt, die vom bestellenden Verkehrsverbund und den bedienten Tourismusregionen sogar als kostenloser Skibus (Stichwort "SkibusTicket") beworben werden. Konkret handelt es sich um die Linien 431, 432 und 434 in der Region Pyhrn-Priel, die die Skigebiete Hinterstoder und Wurzeralm bedienen. Diese Buslinien werden also als Skibus beworben, wenn man aber Pech und der Busfahrer einen schlechten Tag hat, kann man mit Skiausrüstung vielleicht trotzdem abgewiesen werden.

Denn der Kundendienst von Dr. Richard hat weiters erklärt, dass ein "Schibus entweder eine Schibox oder einen Gepäckraum haben muss" oder "Ski so gesichert sind das [sic] sie im Falle eines Aufpralls sich nicht vom Fleck rühren". Tatsächlich ist diese Art des Skitransports in den Linien- und Skibussen in ganz Österreich in der Regel nicht gegeben. Wer schon einmal so einen Bus benutzt hat weiß, dass die Skiausrüstung von den meist stehenden Fahrgästen in der Regel in der Hand gehalten wird. Sollte diese Art des Transports tatsächlich so gefährlich sein, würde es wohl täglich zahlreiche Verletzte geben. Kurioserweise verfügen auch die von Dr. Richard betriebenen Skibusse nicht über die vom Kundendienst von Dr. Richard genannten Schiboxen bzw. Gepäckräume.

Schon einmal Probleme in der Skitourenregion "Wiener Alpen"

Eine ähnliche Situation mit abgewiesenen Wintersportlern hat es im Jahr 2021 bereits einmal gegeben. Damals haben die Busse von Retter Linien plötzlich keine Fahrgäste mit Wintersportgeräten mehr mitgenommen. Besonders kurios ist, dass Retter hauptsächlich Buslinien betreibt, die die Skitourengebiete der "Wiener Alpen", also den Schneeberg, die Rax und den Semmering bedienen. Der Verein "Bahn zum Berg" hat mittels Petition erreicht, dass doch wieder Fahrgäste mit Wintersportgeräten mitgenommen werden. Offiziell steht Retter aber anscheinend nicht zu dieser Zusage, denn die derzeit (18. Jänner 2024) auf der Homepage von Retter abrufbaren AGB erklären, dass "Aufgrund fehlender Sicherungsmöglichkeiten in unseren Barriere freien [sic] Bussen (Low-Entry), Fahrräder, Schi und andere Sportgeräte im Linienverkehr derzeit nicht befördert werden können."

In Westösterreich selbstverständlich, in Ostösterreich oft ein Problem

Während es in Westösterreich ganz selbstverständlich und oft sogar kostenlos ist, mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu Skitouren oder zum Pistenskifahren anzureisen, ist das in Ostösterreich leider immer wieder ein Problem. Denn obwohl es meistens klappt, die Skiausrüstung im Bus mitzunehmen, bleibt doch immer das Risiko, dass der Fahrer die Mitfahrt mehr oder weniger willkürlich verweigert. Der schöne Skitourentag ist dann bereits vorbei, bevor er noch richtig begonnen hat. Es nützt leider auch nichts, wenn zwar der Linienbus direkt ins Skigebiet die Ski problemlos mitnimmt, man aber von zu Hause nicht zum nächsten Bahnhof mitgenommen wird.

Wir würden daher vorschlagen, dass die Wintersportler nicht nur dazu angehalten werden klimaschonend mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zum Wintersport anzureisen, sondern ihnen das auch problemlos ermöglicht wird. Die Lösung wäre, dass es von Seiten der Politik und der Verkehrsverbünde (die die Verkehre bei den einzelnen Betreibern bestellen und auch bezahlen) verbindliche Verpflichtungen an die Busunternehmen geben muss, Wintersportausrüstungen anstandslos mitzunehmen. Denn wem einmal von einem Busfahrer die Mitfahrt verweigert wird, wird sich in Zukunft sehr gründlich überlegen, ob nicht der eigene Pkw doch die bessere Möglichkeit zur Anreise in die Berge ist. Sehr schade, denn hier wird eine große Chance vergeben.

Webinfo:

Verkehrsverbund Ost-Region (VOR)

ÖBB

Dr. Richard


Video: Mit Bus & Bahn auf die Skipiste: Von der Stadt Salzburg nach Obertauern (an manchen Orten geht es mit Skiern im Bus doch). 

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