14 Juni 2015

Klettersteigschein

Herbert Mayerhofer über Sinn und Zweck des von der Bergsteigerschule Alps angebotenen Klettersteigschein.

Nach der Ramsau bietet nun auch Alps österreichweit einen Klettersteigschein an. Aus diesem Anlass haben wir mit dem Alps "Chefbergführer" Herbert Mayerhofer über diesen Klettersteigschein und dessen Sinnhaftigkeit gesprochen:

Nach der Ramsau führt nun auch Alps einen KS Schein ein, reines Marketing, oder braucht es so was wirklich?

Wir denken, dass die Ramsau damit einen wichtigen Beitrag geleistet hat, Bewusstsein im Bereich Sicherheit am Klettersteig zu bilden. Als Tourismusregion ist es wichtig, den Gästen auch im Bereich Service das Besondere zu bieten. Da wir viele der Bergführer aus der Region Dachstein kennen, wissen wir, dass dieser Kletterführerschein auch qualitativ hochwertig gestaltet ist.
Unser Ansatz ist ähnlich, aber etwas aufwendiger, da wir einen 2-Tageskurs nach einem bewährtem Schema ( ALPS Start Light Klettersteig) etwas erweitert haben. Wenn Marketing hilft, sinnvolle Dinge zu verkaufen, dann soll uns das recht sein. So ehrlich muss man sein. Wenn du dir heute anschaust, was auf den Klettersteigen teilweise passiert, dann ist es nicht nur sinnvoll, sondern eine echte Notwendigkeit. Im Jahr 2014 sind die Unfälle am Klettersteig um 26% gestiegen und dies vor allem im Schwierigkeitsbereich C. Eine sinnvolle Ausbildung ist hier sicher ein Fortschritt.


Was ist das Besondere am Alps KS Schein?

Der ALPS Klettersteigschein ist keine TÜV Abnahme oder eine Durchführungsberechtigung, sondern bietet vor und nach der Ausbildung mit dem ALPS Selfcheck eine objektive Überprüfung des eigenen Wissens im Bereich Tourenplanung, Ausrüstung und Notfallmanagement. Wir arbeiten nach unserem STS System, in dem wir speziell die Wahrnehmung der eigenen Fähigkeiten in den Vordergrund stellen und damit schon eine der Grundlagen des  verantwortungsvollen Bergsteigens erfüllen: „Das Können ist des Dürfens Maß“- ein Motto von Paul Preuss, dass eigentlich alles beschreibt. In den Bereichen alpine Gefahren, Notfallmanagement und Ausrüstungskunde lehren unsere Bergführer auch, die Unabwägbarkeiten und das immer verbleibende Restrisiko zu beurteilen, um so die Absolventen zu einer sinnvollen und angepassten Tourenplanung heranzuführen.


Wird man in ein paar Jahr bei einem Unfall den Schein vorlegen müssen?

Das hoffen wir nicht, obwohl wir uns das manchmal wünschen. Nicht aus Eigeninteresse, aber Klettersteige sind eine Verlockung für viele Bergbegeisterte in alpine Regionen vorzudringen und dabei Ihre persönlichen Grenzen zu überschreiten. Unfälle werden immer passieren- das ist die Natur des Bergsteigens. Unser Ziel ist es die persönliche Wahrnehmung für Risikoeinschätzung so zu entwickeln, dass die eigenen Grenzen im Vorfeld klarer sind und dadurch Unfälle vermieden werden. Eine strikte Reglementierung lehnen wir ab. Bergsteigen wird immer mit dem Erleben von Grenzsituationen zu tun haben. Das macht uns lebendig und bringt uns weiter. Uns ist es wichtig dass wir unseren Gästen alpine Erlebnisse auf Basis eines guten Eigenkönnens vermitteln. Wir als Bergführer müssen jetzt schon unseren „Schein“ bei Unfällen vorlegen-auch wenn wir nur Beobachter sind. Für private Alpinisten ist das kein guter Weg. Alpinismus hat immer etwas mit Eigenverantwortung zu tun. Und das ist gut so!


Steht der Kletter-Schein ante Portas?

Den gibt es ja bereits. Vor allem in den Hallen. Ob das immer mit Qualität der Ausbildung oder der Vermeidung von Haftungsansprüchen zu tun hat, können wir nicht beurteilen. Wichtig ist, dass Bewusstsein geschaffen wird und sinnvoll von professionellen Personen ausgebildet wird. Im alpinen Gelände kann ein „ Kletterschein“ nur eine sinnvolle Eigeneinschätzung fördern.Das würden wir gut finden. Unverbindlich und mit sinnvollen Inhalten. Als Zutrittsberechtigung für alpine Erlebnisse sicher nicht.

Wo liegen eigentlich die größten Gefahrenquellen am Klettersteig?

Im Prinzip sind es immer die gleichen Fehlerquellen: Falsche oder keine Tourenplanung, falsche Ausrüstung und schlichte Selbstüberschätzung. Dazu kommen oft gutgemeinte aber unrealistische Tipps aus diversen ungeprüften Internetquellen. Gerade in der Tourenplanung spielt das Internet mittlerweile eine zu große Rolle. Natürlich ist es fein Bilder und Erlebnisberichte auf diversen Quellen zu bekommen, nur eine verantwortungsvolle Planung beginnt immer mit einem guten Klettersteigführer, einer Karte und dem aktuellen Wetterbericht.
Viele der Klettersteiggeher können die Planungsgrundlagen Mensch, Gelände und Verhältnisse nicht in eine vernünftige Relation setzen. In allen unseren Ausbildungen ist das immer der Beginn. Vor allem der Faktor Mensch (Eigenkönnen, persönliche Verfassung und andere Klettersteiggeher) wird einfach mehr und mehr zu einer  Fehlerquelle. Hier setzen wir an und bringen unsere Kursteilnehmer langsam an Ihre Möglichkeiten heran.

Was sind Eure Lieblingsgebiete beim Klettersteiggehen?

Das ist natürlich immer abhängig von den lokalen Empfehlungen  an den ALPS Stützpunkten.Als Ausbildungsgebiete sicher die Hohe Wand, der Bereich Salzkammergut und Phyrn Priel und natürlich das Ötztal und die Region rund um den Achensee. Jeder Kollege von uns hat seine eigenen Empfehlungen- einige davon kann ma auf unserem Blog nachlesen. Für uns ist es nur wichtig, dass wir immer in Regionen unterwegs sind, in denen wir unsere Ausbildungsziele optimal erreichen. Wenn das dann noch an tollen Klettersteigen erlebnisreich passiert, dann freut uns das. 

Buchbar sind unsere Kurse unter www.alpsclimbing.com
 

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