Auch wenn es jetzt schon mehr als einen Monat zurück liegt möchte ich diese News nicht untergehen lassen. Es ist immerhin mein Einstieg und somit auch das Highlight als alpiner Sportkletterer. Ich habe schon eine Weile davon geträumt, teilweise an der Realisierung gezweifelt aber immer gehofft es mal zu schaffen. Am 28. September ist es mir dann gelungen. Ich konnte nach insgesamt 7 Tagen "Des Kaisers neue Kleider" rotpunkt begehen.
Ich war letztes Jahr mit Guido Unterwurzacher als Nachsteiger bis zur 7.Seillänge vorgestoßen und so beeindruckt, dass ich mir eine Rotpunktbegehung in den Kopf setzte. Nachdem ich den ganzen Sommer in den Rocklands verbrachte war meine Ausdauer für nichts zu gebrauchen und die Zeichen für den Kaiser standen schlecht. Immerhin fordert die Tour mit ihren 9 Seillängen (2 mal 8b+, 1mal 8a+, 8a usw) konditionelle Fähigkeiten die ich nicht zu bieten hatte. Beflügelt von Guidos Durchstieg im heurigen Sommer und seine sowie Much Mayrs Motivation wagte ich dann den Schritt Richtung Kaiser Gebirge.
Erster Tag bis zur 3.Seillänge. Gemeinsam mit Flo Klingler stieg ich viel zu spät ein. Es galt aber nur mal das Material zur Wand zu tragen und ein bißchen Höhenluft zu schnappen. Spät in diesem Fall heißt 4 Uhr Nachmittags. Nach der dritten Seillänge seilten wir wieder ab.
Zweiter Tag
Zweiter Tag in der Wand bis zur 5.Seillänge. Ich war an diesem Tag gut drauf aber dennoch Meilen weit von einer Kaiser-Form entfernt. Nach der 5.Seillänge (erste 8b+ mit steilem Dach) war ich dermaßen am Sand, dass ich die Schlingen nicht mehr klippen konnte. Wir seilten wieder ab.
Jeden Tag kam ich weiter
Die folgenden Versuche bzw. Tage liefen ähnlich ab. Jeden Tag kam ich weiter. Mittlerweile war ich mit Tom Neyer am Weg der für mich viele Stunden im Hängestand verbrachte! Ich brauchte schließlich ganze 5 Tage bis ich zum ersten Mal am Ausstieg des Fleischbankpfeilers stand. Jeden Tag im Kaiser ging ich an meine Grenzen und wenn ich ehrlich bin, dachte ich mir, dass ich die Route heuer nicht mehr schaffen würde.
Ich war bis dahin alles im Vorstieg geklettert, immer von unten und dann über die Tour abgeseilt. Mein Ziel war es nicht einzelne Passagen zusammenzuhängen, sondern die Route Meter für Meter auszubouldern. Am sechsten Tag startete ich den ersten Durchstiegsversuch. Aber meine Taktik ging nicht ganz auf. Erstens vergaß ich beim Bouldern die Passenden Rastpunkte zu suchen und zweitens hatte ich bereits in der 2.Seillänge große Teile der Sequenzen vergessen. Und so stolperte ich mehr schlecht als recht die erste 7c+ hinauf und war eigentlich schon gepumpt. Damals dachte ich mir, der Tag ist gelaufen.
Ziel im Kopf
Die folgende traumhafte 8a+ mit eins-a Sportklettercharakter verlief schon mehr nach Geschmack. Ich konnte auch diese SL frei klettern und in meinem Kopf nahm ein Ziel gestalt an: "Des Kaisers neue Kleider" rotpunkt, heute. Auch wenn das absurd klingt, ab der 3.Seillänge hoffte ich es zu schaffen.
Die 5.Seillänge brachte mich schnell auf andere Gedanken. Ich verkletterte mich, war nervös, machte Fehler und schnappte mich Richtung Top und das mit dem Pump meines Lebens. Auch diese Länge war geschafft, aber an einen Durchstieg war eigentlich nicht mehr zu denken. Ich war mit meiner Kraft so am Ende, dass ich 5 Minuten am Stand rastete, bevor ich überhaupt das Seil in den Karabiner brachte.
40 Minuten später und mit viel Überzeugungskraft meines Sicherungspartnes kletterte ich frei von Durchstiegsgedanken die folgende 8a, und anschließend bis zum Podest vor der letzten Schlüssellänge. Nach langer Pause am Podest musste ich mir die 8.SL nochmals ausbouldern, da ich das bis dahin nicht ganz geschafft hatte. Ich musste also nochmals eine Pause einlegen bevor ich den Rotpunktversuch startete.
Fühlte ich mich wie ein kleiner Kaiser
Bis heute ist mir nicht ganz klar wie ich diese Seillänge frei klettern konnte. Bereits bei der 2.Schlinge spürte ich dei ersten Krämpfe. Auch als die Schlüsselstelle vorbei war, krampften meine Unterarme und mein rechter Bizeps. Meine Beine begannen zu zittern und ich traf die Tritte nicht mehr genau. Mein Körper wollte nicht mehr weiter aber mein Kopf dachte nicht ans Umdrehen und so krampfte und zitterte ich bis zum Stand. Es dauerte bis die Krämpfe vergingen und sich das Glücksgefühl einstellte. Aber als ich realisierte was mir gerade gelungen war, fühlte ich mich wie ein kleiner Kaiser.
Die richtige Krönung fand nach der 9.Seillänge am Gipfel des Fleischbankpfeilers im Licht der untergehenden Sonne statt! Vielen Dank an Flo, Tom, Mark und Klaus. Aber auch Danke an Much, Guido, Hannes Max und Co.!
Ground up
Stil: Ground up ohne ausbouldern an Fixseilen. Ich richtete mir aber eine Abseilpiste ein die ich auch vorbereitend für Filmaufnahmen in die Wand mitnham. Der Film ist noch nicht fertig und auch die geplanten Fotoaufnahmen sind sich wegen Schneefalls nicht ausgegangen. Das wird dann nächstes Jahr nachgeholt...
Text: Kilian Fischhuber.
Fotos: Hannes Mair (aus Filmsequenzen)
Routeninfo: Des Kaiser neue Kleider
Berg: Wilder Kaiser, Fleischbankpfeiler
Länge: 340 m
Schwierigkeit: 9 SL: 6b, 7c+, 8a+ (keine leichte!), 7b+, 8b+ (vielleicht hart 8b), 8a (vielleicht leichter), 6a+, 8b+, 6b; (lt. Harald Berger)
Erbegehung: Stefan Glowacz 1994 nach 10tägigen Vorarbeiten von unten mit Wolfgang Müller 1993
Wiederholer:
Georg Kronthaler (technisch, aber solo!), Winter 1995
Rotpunkt-Wiederholungen:
Harald Berger, 2004 Much Mayr, 2007
Guido Unterwurzacher, 2009 Ondra Benes, 2009
Kilian Fischhuber, 2009
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