Am 16.September erreichten Simon und Manuel Gietl über die Mutschlechner – Großrubatscher Gedächtnisführe den Gipfel des Piz Pilatus am Heiligkreuzkofel. Mithin konnten sie ihr großes Ziel für das Jahr 2007 verwirklichen. Nachdem sie im vergangenen Jahr bereits die Route „Zauberlehrling“ meistern konnten, reifte die Idee der ersten Wiederholung oben genannter Route.
Alpines Testpiece von Christoph Hainz
Wie beim „Zauberlehrling“ handelt es sich auch beim Mutschlechner-Großrubatscher Gedächtnisweg um eine verwegene Kreation des unermüdlichen Dolomitenerschließers Christoph Hainz.
Die Route, die durch den zentralen Wandbereich des Piz Pilatus verläuft, wurde 1994 vollendet und wartete bis zum jetzigen Zeitpunkt auf die erste Wiederholung. Diese wiederum verlangte den beiden entschlossenen Brüdern vieles ab. Dementsprechend wurden die zwei kühnen Kletterer mit brüchigen und überaus spärlich abzusichernden Kletterstellen konfrontiert, die sie allerdings mit viel Wagemut und Beherztheit bewältigen konnten.
22 Stunden reine Kletterzeit
Manuel und Simon benötigten für die 13 Seillängen zählende und über 400 Meter lange Route 22 Stunden reine Kletterzeit. Erwähnenswert ist zudem, dass ein plötzlich einsetzender Wolkenbruch sie zu einem waghalsigen Abseilmanöver im unteren Wandbereich gezwungen hat. Dennoch ließen sie sich davon nicht beirren. Sie kehrten voller Tatendrang und Zielsicherheit zum Heiligkreuzkofel zurück und verwirklichten ihr Projekt.
Laut ihnen handelt es sich bei der Route, um eine sehr alpine und anspruchsvolle Erstbegehung ihres Vorbildes Christoph Hainz. Dieser hatte die Route im Jahre 1991 begonnen und drei Jahre später erfolgreich beenden können. Sein Seilpartner war Andrea Oberbacher. Die Erstbegeher verwendeten ausschließlich Normalhaken.
Zwingende Stellen im unteren neunten Grad
Charakteristisch für die Route sind zwingend frei zu kletternde Stellen, die nur sehr schwer abzusichern sind, dafür aber recht splittrig sind. Die Schlüsselseillänge, deren Schwierigkeit sich etwa bei IX-/IX einpendelt, weist allerdings sehr guten Fels auf. Im Gegenzug bergt diese eine zwingend zu kletternde Passage im unteren neunten Grad in sich, die vier Meter über zwei fragwürdigen Sicherungen zu meistern ist.
Die jungen Pusterer ließen sich davon nicht beirren und konnten ihr großes Vorhaben glücklicherweise noch vor einer mehrtägigen Schlechtwetterphase zu Ende bringen.
Text u. Fotos: Simon und Manuel Gietl
MUTSCHLECHNER-GROSSRUBATSCHERGEDÄCHTNISWEG
Kreuzkofel Piz Pilato
Erstbegehung: Christoph Hainz und Andrea Oberbacher zwischen 1991 1994 in 30 Stunden Kletterzeit. 1991 wurde die Route bis auf 3 Seillängen unter den Gipfel geklettert und dort nach einem Sturz abgebrochen. Ein Jahr später folgte ein weiterer, erfolgloser Versuch. 1993 konnte Christoph Hainz weitere 10 Meter einschließlich der Schlüsselstelle überwinden. 1994 endlich konnte die Route durchstiegen werden.
Wandhöhe: ca. 520m
Schwierigkeit: Eine Seillänge IX-/IX, eine SL VIII+, Stellen von VIII-, der Rest VI und VII
Zustieg: Vom Heilig-Kreuz-Hospiz über den Weg Nr. 7 bis unter den Vorbau, nach links den Steigspuren und Steinmännern folgend zum Wandfuß (ca. 1,5 Stunden).
Abstieg: Über den Normalweg
Charakter: Technisch sehr schwierige Führe in größtenteils senkrechtem und überhängendem Fels. Die oft schlechte Felsqualität macht die Route zu einem sehr anspruchsvollem und ernstem Unternehmen!
Material: ein Set Stopper, Friends, Haken, 60m-Seil; die Erstbegeher verwendeten keine Bohrhaken.
Bericht: Simon und Manuel Gietl wiederholen den Zauberlerling
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