Der Aufstieg zum Sassongher Der Aufstieg zum Sassongher
21 August 2012

Iva Filová - Steilwandklassiker in den Dolomiten + Video

Der slowakischen Steilwandspezialistin gelingt die Befahrung zwei der steilsten Dolomiten Rinnen...

Nach zwei Jahren kehre ich in die Berge zurück. Wie durch ein Wunder habe ich die riesige Staublawine am Rila in Bulgarien 2006 überlebt und meine gebrochenen Knochen sind verheilt, nur im Kopf ist noch ein kleiner Rest von „Psycho“ zurückgeblieben.

Nun bin ich erfolgreich zurück auf meinen geliebten Skiern in den steilen schneebedeckten Rinnen und Couloirs. Ich begann mein Training in der Tatra, wo ich mich zuerst in leichten Rinnen an die schwierigeren Unternehmungen heran getastet habe, um wieder in Form zu kommen.

Die letzte Märzwoche fuhren Peter Kovac und ich in die Dolomiten. Auf unserer Wunschliste drei der ultimativen Dolomiten Steilwände.

Ziele: Sassongher im Val Scura, die Staununies Rinne am Monte Cristallo und Canale Holzer am Pordoi. Nach acht Stunden Anreise landeten wir am Mittwoch in Colfasco, einem kleinen Dorf im Herzen der Dolomiten, direkt bei der Sassongher Rinne im Val Scura.

Sassongher Rinne – Val Scura

Schwierigkeit: S4 (40-45°, abseilen); Höhenunterschied 1000 Hm, davon 750 Hm in der engen Rinne.

Am nächsten morgen machten wir uns früh auf den Weg, fuhren mit der Seilbahn zum Col Pradat (2037 m). Von hier querten wir die SW-Wand des Sassongher, über steile Hänge hinauf zur Sassongher Scharte (2435 m).

Dieser Teil des Aufstieges war extrem heikel, da hier die Lawinengefahr bedingt durch einige schneebedeckte Felsstufen sehr groß ist. Zum Glück war der Schnee gut, dafür aber recht tief. Von der Scharte ging es über leichtes Gelände unter den Gipfel des Sassongher, bis wir vor der Einfahrt in die Rinne standen.

Die Gesamtlänge der Rinne beträgt ca. 2500 m, bei einem Höhenunterschied von 1000 m, davon 750 in der engen Rinne. Danach folgt die Route durch einen dichten Wald zur Straße Corvara – La Villa. Die Steilheit des Couloirs beträgt zu Beginn 45°, danach verengt sich die Rinne zu einem steilen Gully mit 45°. Das ist der gefährlichste Teil der Abfahrt.

Danach kommen leichtere und breitere Teile mit 40°, gefolgt von einigen schwereren und engeren Stellen. Die engste Stelle der Rinne ist 6-8 Meter und endet bei einer Felswand, über die man sich abseilt. Der Abseilhaken ist an der linken Wand - Vorsicht. Nach der Abseilstelle geht es noch 100 m in der Rinne und führt dann über offene Hänge.

Während unserer Abfahrt hatten wir unterschiedlichste Schneequalitäten, die ganz plötzlich wechselten. Vorsicht ist auch an jenen Stellen geboten, an denen die Sonne den Grund der Rinne erreicht.

Cortina statt Staununies Rinne

Am zweiten Tag nach der Abfahrt vom Sassongher ging es zum Monte Cristallo, wo wir hofften, die „Staununies Rinne“ fahren zu können. Doch Nebel und der Neuschnee der letzten Nacht bekräftigten uns in der Entscheidung, die Rinne nicht zu fahren.

Wir verbrachten schließlich einen schönen Tag in Cortina und wälzten Pläne für den nächsten Tag. Auf dem Programm stand die Holzer Rinne.

Sass Pordoi (2950 m) Nordwand „Canale Holzer“

Schwierigkeit: S5 (45-50°); Höhenunterschied 1100 m, davon 500 m in der engen Rinne

Die Canale Holzer ist der Extrem-Ski-Klassiker in den Dolomiten. Die an der Nordwand des Sass Pordoi gelegene Steilabfahrt ist eng, führt auf 500 Hm durch lang gezogene Rinnen und weist einen Gesamthöhenunterschied bis in Val Lasties von 1100 m auf.

Für die meisten Freerider und Steilwandfahrer eine echte Herausforderung, mit einem riesigen Vorteil. Man braucht keinen einzigen Meter aufzusteigen, denn die Seilbahn bringt einen direkt auf das Plateau des Sass Pordoi.

Von dort überquerten wir kurz das Gipfelplateau zum Einstieg in das Couloir. Die Abfahrt durch die Canale Holzer ist eine großartige Sache, die jedoch perfekte skifahrerische Kenntnisse verlangt.

Das Couloir ist durchgehend 45° - 50 ° steil und in der Hälfte braucht man für die Abseilstelle auch gute Alpinkenntnisse. (Haken an der rechten Wand). Gute Skifahrer können diesen Bereich nur bei viel und weichem Schnee fahren, wobei auch das eine Herausforderung ist, da unter der Felspassage eine steile und sehr enge Passage wartet.

Weiter unten wendet sich die Rinne nach rechts und wird noch enger. Danach geht es in einen flacheren Wechsel von engen mit weiteren Rinnenabschnitten weiter, bis einem der letzte und weite Bereich zu den Hängen des Val Lasties führt. Am 29.3. gelang uns diese tolle Abfahrt.

Text: Iva Filová; Fotos: Peter Kovac u. Iva Filová

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