Am Ende der Welt, noch südlich der Magellanstraße, steht ein Berg, der bereits Charles Darwin als das „erhabenste Schauspiel Feuerlands“ in seinen Bann zog: Der Monte Sarmiento.
Weit von der nächsten menschlichen Ansiedlung entfernt und nur mit dem Schiff zu erreichen, hüllt sich der Berg meist in dicke Wolken, die berüchtigten „roaring fourties“ mit ihren Stürmen und schlechten Wetter vereitelten schon so manchen Besteigungsversuch.
Ausgangspunkt unserer Expedition war Ushuaia, die südlichste Stadt der Welt, am Beagle-Kanal. Von dort aus segelte ich zusammen mit Jörn Heller und Ralf Gantzhorn auf einer kleinen Yacht, der 16 m langen Tari II mit Skipper „Micki“ Fischer und seiner Crew, ungefähr 300 Seemeilen (500 km) unserem entfernten Ziel entgegen. 11 Tage dauerte die Seefahrt durch die stürmischen Gewässer bei Kap Horn, bis die Basis des Berges, die Bucht Caleta Escandallo, erreicht war.
Dort angelangt stellten sich uns zunächst zwei Hindernisse entgegen: Der Dank 6000 mm Niederschlag (10 Mal so viel wie in Deutschland) üppig wuchernde Regenwald und die bis ins Meer fließenden Gletscher. Mit viel Mühe konnten wir einen Weg durch Dschungel und Gletscherspalten finden, es fehlte jedoch weiterhin die entscheidende Schönwetterphase für einen Gipfelversuch.
Nach dem drei Anläufe in schlechtem Wetter scheiterten, drehte der Wind am 01. April auf Süd, eigentlich ein gutes Zeichen. Trotz weiterhin grauer Wolken stiegen wir auf, mussten uns allerdings auf halber Höhe den schlechten Wetterverhältnissen beugen: Bei Schneesturm und in einem gefürchteten „White Out“ gruben wir uns in eine Schneehöhle ein.
In solchen Schneehöhlen schlafe ich nie gut. Die Angst zu ersticken treibt mich automatisch alle zwei Stunden auf. Als ich aufwachte war der Eingang immer schon wieder zugeschneit und ich schaufelte bis ins Freie. Um 1 Uhr war das Wetter immer noch schlecht.
Am 02.04 gegen 2 Uhr entdeckte ich dann den ersten Stern durch die Wolken, es war kaum zu glauben. Wir Kochten, Schneeschmelzen, Frühstück, rein in die kalten Schuhe, dann ging es los. Im Dunkel der Nacht stiegen wir im Kegel der Stirnlampen durch gewaltige Spaltenzonen bis in die bis dato unbezwungene Nordwand des Monte Sarmiento.
Eisige Kälte und senkrechter, haltloser Anraumschnee machten uns zu schaffen. Es war sehr schwierig zischen den haushohen Eisbrüchen in komplizierter Routenführung einen Durchschlupf zu finden. Trotzdem erreichten wir gegen Mittag den Gipfel des Monte Sarmiento (Westgipfel 2145m).
Als Reminiszenz und Hommage an den bekannten Seefahrer und Entdecker tauften wir unsere im Alpinstil erstbegangene Route „La Odisea de Magellanes“ („Die Odyssee Magellans“). Wir bewältigten dabei allein im Aufstieg eine Strecke von ca. 20 Kilometern und 3000 Höhenmetern, die Schwierigkeiten erreichten im Eis WI 4+. Auf- und Abstieg (vom Boot in der Caleta Escandallo gesehen) dauerten 39 Stunden.
Nach einer weiteren Woche auf See, schließlich mussten wir noch die berüchtigte Magellanstrasse queren , erreichten wir wohlbehalten und glücklich am 10. April den Hafen von Punta Arenas in Chile und waren damit wieder zurück in der Zivilisation.
Zitat:
„Die Stürme am Kap Horn warfen unser kleines Segelboot hin und her, da ist mir der Berg schon viel lieber!“
Text: Robert Jasper, Fotos: Ralf Gantzhorn
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