"Überhaupt steht im Riekengraben die vielleicht eindrucksvollste Felswand von ganz Kärnten, die Grübelwand."
Zitiert: Schitouren in den Südalpen. 2. 2. Wien; Graz; Klagenfurt: Carinthia, 2009.
Viele Kletterer pilgern rund um den Globus um sich mit Erstbegehungen in hohen Wänden ein Denkmal zu setzen. Man hört immer öfter, dass Potential in unseren Alpen sei diesbezüglich ausgeschöpft. Im letzten Sommer erkannten wir, dass diese Ansicht nicht ganz richtig ist.
Wir erkundigten uns bezüglich der Grübelwand und fanden heraus, dass sich Sepp Penker und Gerhard Schaar mit Unterstützung von Freunden vor 15 Jahren in einer bemerkenswerten Leistung technisch auf Schlag- und Bohrhaken durch die Granitwand bis zum Gipfel arbeiteten.Viel mehr konnten wir darüber nicht ausfindig machen und entschieden uns, die Wand mal genauer anzusehen.
Mit vollbepackten Rucksäcken von bis zu 26kg starteten wir am Parkplatz ca. 300m vor der Zandlacher Hütte. Im Gepäck hatten wir Schlafsäcke, Essen, Schlaghaken, Kletterequipment, Seile, Portaledge, etc. und benötigten für den Anstieg rund 2 Stunden bevor wir den Wandfuß erreichten und unter einer großen Steinplatte unser Biwak einrichten konnten.
Wir suchten nach einer logischen Linie in dem Meer aus Granit, und legten los!
Die erste Seillänge startete in einer Verschneidung die, wie sich später herausstellte, nur an diesem Tag trocken war…. Letztlich mussten wir die erste Länge durch eine technisch anspruchsvollere Platte ca. 5m weiter rechts ersetzen!
Immer wieder zwang uns plötzlicher Regen oder Finsternis zur Umkehr. Schlussendlich konnten wir aber noch bis September 2018 die ersten 3 Seillängen einrichten.
Mit der Motivation und dem Traum einer "Freien Begehung" dieser Wand kehrten wir diesen Sommer zurück!
Länge für Länge kämpften wir uns hinauf, mussten immer wieder abseilen oder in der Wand übernachten. Erschöpft und gleichzeitig erleichtert, erreichten wir Mitte August den Gipfel, seilten ab und gönnten uns 14 Tage Erholung bevor wir zum Rotpunktversuch zurückkehrten.
Wir standen auf dem Dach unseres Biwaks, einer recht großen vertikalen Steinplatte, sortierten unser Material aus, zählten Friends und Schlingen, Karabiner und Proviant als plötzlich eine Person aus dem Nichts, über das Steinfeld zu uns "gelaufen" kam.
" A holbe Stund hob i gebraucht, so schnöll wor i noch nie!"
Die Person stellte sich mit dem Namen Sepp Penker vor, einer der Erstbesteiger höchst persönlich und wünschte uns alles Gute bei unserem ersten Versuch die Wand frei zu klettern. Was für eine Ehre!
An diesem Tag kamen wir bis zur dritten Länge, welche sich auch als Schlüssellänge herausstellte. Zufrieden kehrten wir um und gönnten uns zwei weitere Tage PauseAm 21. August kehrten wir zurück zu unserem Biwak, dieses Mal begleitet von unserem Freund aus Belgien, Sander Werelds, der sich über die Wand abseilte und uns als Fotograf begleitete.
Nach einer letzten Nacht in unserem Biwak "Casa Grande", stiegen wir am 22. August wieder in die Wand ein und konnten alle restlichen 7 Längen bis zum Gipfel frei klettern!!
So schön und überwältigend wie die Wand aussieht, wenn man unter ihr steht, so schön und überwältigend entstand auch unsere Linie, welche wir "Zirbe Direkt" nannten und die mit 10 Seillängen und im Schwierigkeitsgrad bis 7b+ durch die mit rund 330 Klettermetern durch die Granitwand führt!
Mit einem Satz Friends bis Größe 3 und 12 Expressschlingen wartet die nächste Wiederholung auf Euch!
Toureninfo + Topo Zirbe Direkt an der Grübelwand
Vielen Dank an Alexander Kampfer, Markus Maurer, Robert Mösslacher, Stanek Novak und Sander Werelds für die Unterstützung!
Text: Alexander Weissmann und Christoph Kampfer
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