Moonwalk - 1000m, WI6/M7(M5)
Als ich mich am Freitag vor Weihnachten abends – wie so oft – mit Berni in der Innsbrucker Tivoli-Kletterhalle zum (ja tatsächlich!) Klettern traf, war schon klar, dass wir am nächsten Tag ins Eis wollten. Nur: wohin, und was? So früh in der Saison sind bei Weitem noch nicht überall gute Bedingungen anzutreffen, und ein paar Insider-Infos sind unerlässlich. Roli hatte uns vor ein paar Tagen von guten Bedingungen im Moonwalk erzählt, einer recht langen und anspruchsvollen Eis- und Mixedtour im Valsertal am Brenner.
Da unsere Wintervorbereitung stark unter dem stressigen Uni-Semester gelitten hatte, wussten wir zwar einerseits, dass es kein Spaziergang werden würde – andererseits jedoch wollten wir beide 2 Tage später für eine knappe Woche nach Hause fahren, und die Lawinensituation (bei der Tour ein wichtiges Kriterium) war geradezu ideal. Also wurde aus dem geplanten Hallentraining eine Runde lockeres Klettern, und der Wecker für den nächsten Tag auf halb fünf gestellt.
Als wir uns bei Beinahe-Vollmond an den Zustieg machten, war uns sofort klar, wie die Tour zu ihrem Namen gekommen ist. Zwei Stunden später waren wir am Einstieg. Der Kaltstart in eine lange, feuchte WI 5-Länge kam gerade recht um richtig wach zu werden, und nach einer Schneerampe standen wir auch schon unter der Bastion der fast 200 m hohen Schlüssellängen.
Durch die wirklich guten Bedingungen waren diese (anders als bei der Erstbegehung) komplett im Eis zu klettern – steil blieben die beiden freistehenden Säulen aber trotzdem. Darüber legte sich das Gelände wieder etwas zurück, und eine weitere Schneerampe führte zum zweiten Teil der Tour. Hier allerdings fehlte das erwartete Eis, und so konnten wir noch über ein paar interessante Mixed-Längen zum Ausstieg klettern. Ganz oben erwartete uns der klassische Nordwand-Moment, in dem einem nach dem letzten Zug zum Grat plötzlich die Sonne ins Gesicht scheint, und entlohnte uns mit einem Super-Panorama für die kalten Hände.
Bei so einer Tour darf man aber auch den Abstieg nicht vergessen, und die 15 Seillängen wollen erst einmal abgeseilt und –geklettert werden. Also machten wir uns ans Werk, und standen pünktlich mit (bzw. ohne) dem letzten Tageslicht wieder am Einstieg. Froh, nicht zu Fuß, sondern mit den Tourenski zugestiegen zu sein, tauschten wir Berg- gegen Skischuhe und bretterten im Stirnlampenschein das Tal hinaus zum Parkplatz. Ein gelungener Jahresabschluss, nach dem man über Weihnachten ohne schlechtes Gewissen ruhig öfters zu den Keksen greifen kann!
Text u. Fotos: Peter Ehrengruber
Webtipp: Naturfreunde Alpinkader
Sponsoren Naturfreund Alpinkader
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