NOTWEGFALL
(Braunschweiger-Hüttenfall)
J. Steinhauser und Hj. Mair am 8. Dez. 06
Für jeden Eiskletterfreak war das Wetter der letzten Tage und Wochen die reinste Folter.
Temperaturen, die normalerweise im April oder im September vorherrschen, waren keine Seltenheit. Auch heute am 8.Dezember ist es viel zu warm für die Jahreszeit.
Wer denkt da schon ans Eisfallkettern? Ein „echter ICE-Freak“ natürlich schon, aber nicht wie üblicherweise zu dieser Zeit: welcher Eisfall hat schon relativ gute Verhältnisse und soll ich den am kommenden Wochenende versuchen, nein: wann wird es denn endlich kalt?
Wie jeden Herbst, können wir es kaum erwarten, die Eisfall-Saison zu eröffnen. Als wir letzten Sonntag am Parkplatz vom Pitztaler Gletscher ankamen, erspähte ich im hintersten Pitztal, unterhalb der Baunschweiger-Hütte, ganz unerwartet, blaues Wasserfalleis. Wenn wir das nötige Equipment dabeigehabt hätten, wir wären gleich, anstatt Gletschereisklettern, Wasserfallklettern gegangen. Für das kommende Wochenende stand unser Ziel jedenfalls fest!
Der Wetterbericht sagte wiederum Föhnsturm voraus, aber Joggl und mir war das egal. Heute konnte uns nichts mehr aufhalten.
Um 8 Uhr 30 marschierten wir in Mittelberg los. Nach ca. 1,5 Stunden erreichten wir etwas umständlich den Einstieg. Man kann ganz einfach über den Steig, der hinauf zur Braunschweiger Hütte führt, den Einstieg erreichen. Lediglich die letzten Minuten muss man den Steig verlassen.
Die ersten 30 Meter kletterten wir noch seilfrei und das machte schon Appetit auf mehr. Leider war der Fall nicht in besonders guten Zustand. Größtenteils war der Fall hinterspühlt und somit mussten wir uns mit der sichersten und ebnen auch der leichtesten Linie, begnügen. Joggl stieg die erste(zweite) Länge vor und die hatte schon fast alles was das Eiskletterherz begehrt, vorzuweisen.
Zuerst über eine kurze, röhrige Steilstufe, dann relativ einfach einige Meter höher, bis es wieder steiler über kohliges Eis weitergeht. Durch eine starke Dusche queren wir dann kurz nach links und weichen dem steilen Teil aus. Die letzte Länge, die vermeintlich schwerere, darf ich dann Vorsteigen. Das Eis ist wie im Frühjahr weich und es ist ganz leicht zum Klettern. Der Ausstieg befindet sich dann direkt am Steig zur Braunschweigerhütte.
Mit Glück, Einfallsreichtum und Hartnäckigkeit kann man schon früh mit dem Wasserfallklettern beginnen. Ich bin mir sicher, dass Joggl und ich nicht die ersten waren, die heuer schon einen Wasserfall geklettert sind!
Text: Hansjörg Mair; Fotos Joachim Steinhauser
Tourinfos mit Topo: Notwegfall
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