Die Trilogie, das aneinander reihen von verschiedenen Wänden, oder Routen, ist in der Geschichte des Alpinismus zu einer besonderen Spielform der Extremen geworden. Schon seit einiger Zeit träumte Robert Jasper von einer Eisfall Trilogie der besonderen Art. „Ich wollte ganz besondere Routen hintereinander klettern. Mir ging es mehr um die Ästhetik der Linie, als um reine Höchstschwierigkeiten. Eis-und Mixedrouten, große Klassiker, ich wollte auch einen persönlichen Bogen über die Eiskletterentwicklung der vergangenen 15 Jahre, die ja sehr rasant war, spannen“. Das Erlebnis, wenn man mehrere Tage hintereinander klettert ist anders, Durchhaltewille, Teamgeist und Motivation stehen an oberer Stelle, das Wetterglück ist aber immer existenziell beim Eisklettern.
B.A.S.E
Über Neujahr waren die Eisverhältnisse ideal. Zusammen mit Markus Stofer hatte Robert Jasper das bereits 2003 begonnene Pojekt
"Almendudler", eine ca.350 Meter lange Mixedlinie über Kandersteg fertig eingerichtet und der Rotpunktdurchstieg sollte folgen. Da erfuhr Robert von Bernd Rathmayr, dass der Buchenbach im Lauterbrunnertal mit der Route „B.A.S.E“ WI 6+, 450 Meter, von Ralph Jörg und Peter von Kanel am 29. und 31.12.07 erstbegangen wurde. Eine kühne Leistung der beiden Oberländer Locals. Die durchgehende Eintagesbegehung stand jedoch noch aus, und da die Kältewelle am 07.01.08 noch anhielt versuchten Jasper und Rathmayr ihr Glück.
Schon 1996 hatten Robert und ich den Buchenbach, oder B.A.S.E wie die Route heute genannt wird, zusammen im Visier. Das Eis erreichte aber nie den Talboden, das Tauwetter im niedrigen Lauter- brunnertal war mal wieder schneller und so hofften wir vergebens. Durch die geringe Meereshöhe von nur 800 Metern ist das Eis im Lauterbrunnertal meist sehr röhrig, hohl und unangenehm zu klettern und die Absicherung ist oft sehr zweifelhaft.
Mit Stirnlampen und in Simultanklettertechnik lag das erste Drittel des außergewöhnlich hohen Eisfalls bald unter den beiden. Steiles röhriges Eis zwang Sie dann aber zum vollen sichern. In Wechselführung kletterten Robert Jasper und Bernd Rathmayer die letzten acht Seillängen, davon zwei Schlüssel- seillängen im Eisgrad 6+. Eine phantastischer Wasserfall der durch eine grandiose Linie und seine außer-gewöhnliche Länge von 450 Metern besticht. Es gibt weltweit nicht viele Eisfälle dieser Art!
Almendudler
Zurück in Lauterbrunnen verkündete der Wetterbericht Föhnsturm, meist das Ende für jeden Eisfall. Sollte ein Versuch am
„Almendudler” noch am nächsten Morgen möglich sein?
Trotz starkem Föhn wagten die beiden Eisfreaks begleitet von Fotograf Klaus Fengler, am nächsten Tag. Einen Versuch in Kandersteg.
„Nur wenn man am Einstieg steht kann man sagen ob es noch geht, oder ob man besser die Finger davon lässt. Der Kältesee im Talgrund von Kandersteg hatte dem Föhn noch recht lange standgehalten und das Eis war gerade perfekt. Trotzdem war schnelles klettern angesagt und zum Glück kannte ich die schwierigen Seil-längen von vorherigen Ver-suchen. Mit den müden Armen wäre eine Rot-punktbegehung in diesem Grad (M9+/10-) sonst nicht mehr möglich gewesen“, so Robert Jasper. Alles lief wie am Schnürchen und nach sieben Stunden war die Erstbegehung perfekt.
Jetzt stand der Trilogie nur noch der Föhn-sturm im Weg. Wie würde sich das Wetter entwickeln? Beim Abstieg überredete Robert Jasper seinen Seilpartner Bernd Rathmayr, auch noch bei der dritten Route mit zu machen.
Um alle Facetten des modernen Eis und Mixed-kletterns ein zu schließen wollten Sie noch einen absolutern Steileisklassiker in ihr drei Tage Programm aufnehmen. So kam eigentlich nur Crack Baby WI 6 an der Breitwangflue in Betracht.
Crack Baby
Am folgenden Morgen stiegen die beiden noch im Dunklen mit Stirnlampen und Skis die tausend Höhenmeter zur Breitwangflue hinauf. Die Anstrengung der beiden vergangenen Tage steckte ihnen zwar in den Knochen, die Motivation war aber groß, und das Wetter günstig, für diese dritte Traumlinie, einen riesigen 340 Meter langen Strom aus Eis.
„Crack Baby“ war für mich aber auch noch mal eine Zeitreise zurück, ins Jahr 1997 als wir Crack Baby die zweite Wiederholung abrangen, damals war das wirklich eine absolut harte Sache und sehr beeindruckend, so Robert Jasper.“ Der Eismeister Xavier Bongard und Michael Gruber haben diese Route schon im Jahr 1993 erstbegangen, damals war der sechste Eisgrad das absolute Limit, und so ist diese Route bis heute zum absoluten Extremklassiker avanciert und ist eine der besten Steileistouren Europas.
Schon nach viereinhalb Stunden war der Ausstieg erreicht, und die Trilogie geschafft. Mittels Eissanduhren und der zum Teil vorhandenen Abseilstellen ging es zurück zum Einstieg und auf Ski ins Tal.
Seit diesem Jahr ist die kleine Seilbahn auf die Giesene Alp endgültig stillgelegt, was einen recht mühsamen Aufstieg mit Ski verlangt. Eine Begehung muss also engagiert und schnell, oder mit Biwak angegangen werden. So ist der alpine Charakter und der Abenteuer-wert der gesamten Breitwangflue, noch um einiges gestiegen, und das finden Robert Jasper und Bernd Rathmayr gerade in der heutigen Zeit des Pläsierkletterdenkens doch sehr positiv.
Text: Daniela Jasper
Infos zu den Routen:
1. „B.A.S.E“
WI 6+, 420 Meter
Lauterbrunnertal, Buchenbach
1.Begehung: Ralph Jörg und Peter von Kanel in zwei Tagen am 29. und 31.12.07,
(am zweiten Tag von oben in die Route abgeseilt.)
1. Eintagesbegehung: Robert Jasper & Bernd Rathmayr am 03.01.08 in 7,5 Std. onsight.
2. „Almendudler”
M 9+/10-, 350 Meter
Kandersteg, Almenalp
1. Begehung: Robert Jasper ( Rotpunkt) & Bernd Rathmayr am 04.01.08 in 7 Std.;
eingerichtet zusammen mit Markus Stofer, 2003 und 2008.
3. „Crack Baby“
WI 6, 340 Meter
Kandersteg, Breitwangflue
1. Begehung Xavier Bongard und Michael Gruber schon im Jahr 1993,
heute absoluter Extremklassiker.
Sponsoren von Robert Jasper:
Webtipps:
Spitzbergen - Robert Jasper und Markus Stofer gelingen zahlreiche Erstbegehungen im Atomfjella Gebirge
Eigernordwand - Yeti (7c/c+) - Robert Jasper gelingt die erste rotpunkt Begehung der 1000- Meter langen Yeti- Route 7c/c+ in der Eigerwand
Mixed Bigwall - Sperrzone M9, E5, 287m - Sperrzone M9, E5, 287m - Robert Jasper und Markus Stofer gelingt die Erstbegehung des Staubbachwasserfalles im Berner Oberland.
Kommentare