In den Tiroler Bergen (c) Andreas Jentzsch In den Tiroler Bergen (c) Andreas Jentzsch
26 November 2019

Ein paar Grundlagen für mehr Sicherheit beim Bergsteigen

Sicherheit ist bei Bergtouren das A und O – egal, ob es sich um Einsteiger oder Profis, einfache Wanderungen oder eine anspruchsvolle Kletterroute handelt.

Folgende Grundregeln sollten daher von jedem beachtet werden, der am Berg unterwegs ist. Je nach Tour, sind dann eventuell noch zusätzliche Vorkehrungen wie ein professionelles Vorbereitungstraining sinnvoll.

Gefahren beim Bergsteigen

Viele Menschen, die das erste Mal oder nur sporadisch bergsteigen gehen, unterschätzen die Gefahren, welche in den Bergen lauern können. Das gilt nämlich auch, wenn es sich um einfache Touren handelt. Zu diesen grundlegenden Gefährdungen gehören zum Beispiel

  • eine unzureichende Kondition, sodass der Wanderer nicht mehr aus eigener Kraft nach unten oder bis zur nächsten Hütte gelangt.
  • schneller Wetteumschwung, denn in den Bergen kann gutes Wetter plötzlich umschlagen. Starkregen, Gewitter oder heftige Stürme sind hier keine Seltenheit, können aber aufgrund der fehlenden Schutzmöglichkeiten lebensgefährlich werden.
  • Schlechte, falsche oder fehlende Ausrüstung
  • Höhenangst, Schwindelattacken oder eine fehlende Trittsicherheit. Auf einfachen Routen stellen diese in der Regel kein Problem dar, wer sich jedoch für die falsche Tour entschieden hat, droht schlimmstenfalls abzustürzen.
  • zu wenig Trinkvorräte, sodass auf dem Weg das Wasser ausgeht und eine Dehydrierung entsteht.
  • Sauerstoffmangel, der ab einer gewissen Höhe droht und zu Kopfschmerzen, Übelkeit, Atemnot oder anderen Symptomen einer Höhenkrankheit führen kann.
  • ein Sonnenstich, denn die Kraft der Sonne ist stärker, je näher der Mensch ist. Auf gut Deutsch: Auf dem Berg ist ein Sonnenschutz umso wichtiger, was sowohl für den Kopf als auch für die Haut und die Augen gilt.
  • Individuelle Einschränkungen wie ein hoher Blutdruck oder Übergewicht, die beim Bergsteigen zum Problem werden können.

Hinzu kommt je nach Tour eventuell die Gefahr von Steinschlägen oder es ist eine Sicherung notwendig, wofür Bergsteiger  geeignete Ausrüstung brauchen. Es gilt daher, sich vor jeder Tour die Frage zu stellen, welche Gefahren lauern könnten…und sich entsprechend vorzubereiten beziehungsweise auszurüsten.

Checkliste: Die wichtigsten To-Dos vor der Bergtour

Eine gelungene Bergtour beginnt also schon vor der eigentlichen Tour.. Es gilt, eine gewissenhafte Tourenplanung zu machen, die richtige Ausrüstung einzupacken und sich gegen eventuelle Gefahren zu schützen. Für Anfänger ist das natürlich besonders wichtig, aber selbst erfahrene Profis sollten sich stets mit der Frage auseinandersetzen, was sie auf dem Berg ein einer Extremsituation erwarten könnte? Zu den wichtigsten Schritten, um eine Bergtour vorzubereiten, gehören also folgende:

  1. Eigene Möglichkeiten abschätzen: Erst einmal sollte die eigene körperliche Leistungsfähigkeit ehrlich hinterfragt werden. Reicht die Fitness also überhaupt für eine Wanderung aus und wenn ja, für welches Level? Gibt es gesundheitliche Einschränkungen? Eventuell ist es sinnvoll, erst einmal Rücksprache mit dem behandelnden Arzt zu halten oder bei einem ausgedehnten Spaziergang seine Kondition zu testen. Je realistischer Bergsteiger ihr Können einschätzen, umso geringer sind die Risiken auf dem Berg. Denn eine Bergtourmittendrin abzubrechen, ist nicht immer ohne Weiteres möglich.
  2. Richtige Routenauswahl: Empfehlenswert ist daher, die Routen so auszuwählen, dass eine langsame Steigerung stattfindet. Wer seine Leistungsfähigkeit also nur schwer einschätzen kann, fängt erst einmal mit leichten sowie kürzeren Tour an. Anschließend kann der Schwierigkeitsgrad langsam gesteigert werden. Aufschluss über die Schwierigkeit der Route geben Führrerliterratur und Bergtourenportale, aber auch im übrigen Internet und in Sozialen Medien sind oft viele Erfahrungsberichte von Bergsteigern und die aktuellen Tourenverhältnisse zu finden. Diese liefern noch einmal deutlich mehr Informationen, wie schwierig die Route wirklich ist, welche Tücken warten, etc.
  3. Anfoderungen gezielt trainieren: Sinnvoll ist außerdem, vor der ersten Bergtour gezielt zu trainieren – beispielsweise im Winter, wenn es für das Bergsteigen ohnehin noch zu kalt oder rutschig ist. Dabei sollte einerseits die Kondition trainiert werden, andererseits auch die Muskulatur in Armen und Beinen, z.B. in Kletterhallen.. Das Gleichgewicht und die Trittsicherheit können ebenfalls durch entsprechende Übungen verbessert werden.
  4. Wetterbericht checken: Bevor es tatsächlich losgehen kann, sollte ein Blick auf den Wetterbericht geworfen werden – und zwar nicht nur einige Tage im Voraus, sondern auch unmittelbar vor der Abreise. Es schadet außerdem nicht, sich ein wenig mit der Wetterkunde auseinanderzusetzen, um während der Tour eventuelle Anzeichen für einen Wetterwechsel rechtzeitig zu erkennen. Dann gilt es, zurückzukehren oder so schnell wie möglich einen sicheren Unterschlupf zu suchen…je nachdem, wofür die Zeit noch reicht.
  5. Orientierung sicherstellen: Eine weitere Gefahr besteht darin, sich in den Bergen zu verlaufen. Viele Wanderwege sind zwar gut markiert, dennoch sollte sich jeder auch dann orientieren können, wenn gerade keine Markierungin der Nähe ist. Bestenfalls beherrschen die Bergsteigeralso den Umgang mit einem GPS und haben natürlich stets eine Karte der Umgebung bei sich – falls die Technik ausfällt.

Letzterer Punkt macht zugleich deutlich, dass die Ausrüstung eine wichtige Rolle für die Sicherheit auf dem Berg spielt und deshalb gehört das Besorgen sowie Einpacken der richtigen Ausrüstung ebenfalls zur richtigen Vorbereitung für jede Wanderung oder Bergtour.

Grundlegende Packliste für das Bergsteigen

Welche Ausrüstung genau benötigt wird, hängt stets vom Einzelfall ab. Wer beispielsweise zum Klettern geht, braucht natürlich andere Utensilien als Bergsteiger, die eine leichte   Tour zur nächsten Hütte machen. Dennoch gibt es einige grundlegende Sachen, welche stets im Gepäck sein sollten – unabhängig von der Art und Dauer des Ausflugs. Dazu gehören:

  • Geeignete Schuhe, bestenfalls stabile Wanderschuhe, die bis über den Knöchel reichen und aus hochwertigen sowie leichten Materialien gefertigt sind. Heutzutage gibt es eine große Auswahl an Wanderschuhen, sodass eine professionelle Beratung sinnvoll ist. Zudem muss das Schuhwerk unbedingt vor (!) der ersten Wanderung eingelaufen werden. Für den Notfall lohnt sich außerdem die Mitnahme von Blasenpflastern. Auch die richtigen Socken sind wichtig, damit die Schuhe nicht unangenehm reiben.
  • Sonnenschutz ist auf dem Berg unverzichtbar, und zwar nicht nur im Sommer. Eine Sonnencreme mit mittlerem bis hohem Lichtschutzfaktor sowie ein Schutz für die Lippen und den Kopf gehören daher zur Grundausstattung für jeden Wanderer. Auch eine Sonnenbrille sollte keinesfalls fehlen, denn auf dem Berg sind die Augen schlechter gegen die schädliche UV-Strahlung geschützt. Da es sich aber um ein komplexes sowie empfindliches Organ handelt, können ohne entsprechenden Schutz kurz- oder langfristige Beeinträchtigungen des Sehvermögens entstehen.
  • Wasser ist zwar schwer, muss aber dennoch in ausreichender Menge mitgeführt werden. Das bedeutet mehrere Liter pro Person, abhängig von der Temperatur, Route & Co. Als Faustregel gilt: Lieber zu viel als zu wenig!
  • Wie bereits erwähnt, dürfen auch Karten oder ein GPS nicht fehlen.
  • Sinnvoll ist außerdem die Mitnahme von Wechselkleidung, zumindest für den Oberkörper, um bei den Pausen ein Auskühlen des Körpers im durchgeschwitzten Shirt zu verhindern.
  • Und zuletzt darf keinesfalls ein Erste-Hilfe-Set fehlen. Zudem sollte es eine Möglichkeit geben, um in Notfällen Hilfe zu holen. Das Smartphone ist daher ebenfalls ein sinnvoller Begleiter, da man damit auch möglicher Weise rascher gefunden wird.

Wie bereits erwähnt, ist je nach Einzelfall oft noch weitere Ausrüstung notwendig. Wurde alles Wichtige eingepackt, ist damit die Vorbereitung der Bergtour abgeschlossen.

Verhaltensregeln auf dem Berg: Worauf achten?

Bleibt nur noch die Frage offen, wie die Sicherheit vor Ort erhöht werden kann. Denn das richtige oder falsche Verhalten während der Tour entscheidet zu großen Teilen darüber, ob die Bergsteiger gesund bei ihrem Ziel ankommen. Zu den wichtigsten Verhaltensregeln zählen daher folgende:

  1. Früh losgehen, um vor Einbruch der Dunkelheit wieder unten zu sein.
  2. Notfalls rechtzeitig vor Sonnenuntergang umdrehen.
  3. Die eigene körperliche Verfassung im Blick behalten und ausreichend Pausen einlegen – oder bei Bedarf die Tour  vorzeitig abbrechen.
  4. Das Wetter beobachten und auf Veränderungen frühzeitig reagieren.
  5. Vorsichtig und langsam gehen…auch, wenn es angeblichen Grund zur Eile gibt, beispielsweise wegen eine Wetterumschwungs.
  6. Am „Schwächsten“ der Gruppe orientieren, damit sich dieser nicht überanstrengt.
  7. Falls möglich auf Wegen bleiben und stets mit einer Karte oder dem GPS die Orientierung behalten.
  8. Wo notwendig, stets die vorgeschriebene Sicherheitsausrüstung tragen und sich ausreichend sichern.
  9. Wer alleine unterwegs ist, sollte eine Person „am Boden“ haben, bei welcher er oder sie sich ab- und wieder zurückmeldet. So ist sichergestellt, dass Hilfe gerufen wird, sollte der beziehungsweise die Betroffene nicht zurückkommen.
  10. Es ist darauf zu achten, keine Steine loszutreten – sei es unabsichtlich oder absichtlich. Schon ein kleiner Stein kann nämlich eine regelrechte Lawine auslösen und somit zu einer Gefahr für einen selbst oder andere Bergsteiger werden.

Und zuletzt noch ein Punkt, der ebenfalls wichtig ist, wenn auch nicht aus Sicherheitsgründen: Niemals Müll oder andere Gegenstände in der Natur liegen lassen. Jeder nimmt seine Abfälle & Co der Umwelt zuliebe wieder mit nach unten, um sie dort fachgerecht zu entsorgen!



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