Anfang April 2006 feiert der Linzer Alpinist, Bergführer und Chef der Alpinschule „Die BergSpechte“ Edi Koblmüller seinen Sechziger.
Die Freude am Bergsteigen nie verloren
Wäre alles in bürgerlich geordneten Bahnen gelaufen, wäre Edi Koblmüller längst „Wirklicher Hofrat“. Der diplomierte Forstwirt würde wohl bald nach seinem Sechziger in den „wohlverdienten Ruhestand“ treten. Da aber alles ganz anders gekommen ist, bricht der am 10. April in Linz geborene Koblmüller auch nach seinem Geburtstag weiterhin in ferne Länder auf. Von Pension will der Chef der Linzer Alpinschule „Die Bergspechte“ nichts hören.
Dass Bergführer Koblmüller nicht zum „Hofrat in Ruhe“ wird, liegt vermutlich auch an einem gewissen „Hang zum Risiko“, wie er zumindest im privaten Gespräch selbstkritisch einräumt. 1991 wurde er in den Pyrenäen von einer mächtigen Lawine in die Tiefe gerissen. Seine Begleiter konnten ihn zwar bergen, die Folgen der schweren Knieverletzung plagen ihn aber noch heute. 2005 wurde er abermals verschüttet – diesmal in den Abruzzen. Wieder konnten ihn Freunde rasch orten und ausgraben; er blieb unverletzt.
Ein Wagnis ging er auch 1978 ein, als er seinen pragmatisierten Beamtenjob („Regierungsforstoberkommissär“) bei der Oberösterreichischen Landesregierung hingeschmissen und die Alpinschule „Die Bergspechte“ gegründet hatte. Die Idee, den Specht zum Wappentier zu erwählen, habe er damals übrigens von einem Konservenglas in Italien „abgekupfert“, erzählt Koblmüller, der sich inzwischen ganz nebenbei auch als kritischer Alpin-Publizist in diversen Fachmedien einen Namen gemacht hat.
Der Vogel hat seine Sache ziemlich gut gemacht: Heute gehören die „Bergspechte“ in Österreich zu den größten Anbietern von Alpinkursen, Berg- und Outdoorreisen und Expeditionen. Mehr als 1000 Berg- und Trekkingbegeisterte sind Jahr für Jahr mit Koblmüller und seinem Team in allen Teilen der Welt unterwegs. Von der leichten Tagesskitour bis zum Achttausender hat der Bergspecht so ziemlich alles im Programm.
Der Erfolg seiner „Bergspechte“ liegt nicht zuletzt an der hohen Erfolgsquote des exzellenten Höhentaktikers Koblmüller: „Am höchsten Berg Afrikas, dem 5895 Meter hohen Kilimanjaro, stehen im langjährigen Schnitt 98 (!) Prozent aller Reiseteilnehmer auch tatsächlich am Gipfel“, erzählt er mit einem gewissen Stolz. Den Umgang mit der Höhe hat „Chefspecht“ Koblmüller bei unzähligen Expeditionen perfektioniert. Fünf Achttausender, sechs Siebentausender und geschätzte 40 Sechstausender hat er inzwischen bestiegen – viele davon auf vorher noch nie begangenen Routen, einige sogar erstmals.
Sein bisher letzter Achttausender war der 8047 Meter hohe Broad Peak in Pakistan. Als er im Sommer 1999 mit seinem Sohn Reinhard am Gipfel stand, ahnte er noch nicht, dass sich gleichzeitig eine Tragödie ereignet hatte: Der ältere Sohn Michael war ebenfalls als Expeditionsleiter im Karakorum unterwegs; der damals 24-jährige wurde am 7266 Meter hohen Diran von einer Lawine in den Tod gerissen. Im Juli 2003 dann der nächste Schicksalsschlag: Bei einem Kletterunfall verunglückt seine Frau Liesi tödlich. Die beiden waren über 30 Jahre lang verheiratet.
Kann man nach zwei so schweren persönlichen Katastrophen noch immer in die Berge gehen? „Ja“, sagt Koblmüller, er gehe nach wie vor sehr gerne in die Berge, „wenn auch manchmal trauriger und nachdenklicher“.
Wir von bergsteigen.at gratulieren herzlich!
Webtipps:
Biographie von Edi Koblmüller Edi Koblmüller
Seine Alpinschule die Bergspechte
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