07 April 2006

Dschungelfieber 8c/8c+ - 3. Begehung durch Kilian Fischhuber

Kilian Fischhuber gelingt die 3. Begehung von "Dschungelfieber" 8c/8c+ an der Martinswand bei Innsbruck...

Dschungelfieber

Klettern in gewohnter Umgebung

Seit gut 3 Jahren wohne ich jetzt in Innsbruck und jedes Jahr habe ich, mehr oder weniger bewusst, ein fixes Kletterziel in der Umgebung angesteuert. Im ersten Jahr war ich den Sommer über bis zu 3 mal in der Woche im Zillertal, letzen Sommer im Ötztal und im Herbst in Nassereith und heuer, so scheint es, übte bis jetzt das Dschungelbuch die größte Anziehung auf mich aus.

Während den diversen Trips an die heimischen Felsen wollte ich immer die „Klassiker“ und die besonders lohnenden Routen durchsteigen. Und so folgte ein Flash von „Total Brutal“ 8b+ im Zillertal und Begehungen von „Gondor“, „In Memo Reini“, „Waldläufer“ und „Brandy Tarte“ (alle 8c) im Ötztal.

Neuentdeckung des Dschungels

Im Herbst 2002 zog ich nach Innsbruck um mein Studium zu beginnen und vor genau 3 Jahren, im März 2003, war ich zum ersten Mal im „Dschungel“. Ich konnte die bekannte Route „Stay Hungry“ 8b/+ durchsteigen. Obwohl die Kletterei und der Fels den Gebieten um Waidhofen/Ybbs, wo ich zu klettern begonnen habe sehr ähneln, war ich nicht wirklich begeistert. Daraufhin kehrte ich dem Gebiet für lange Zeit den Rücken zu.

Erst heuer im Jänner, als die Sonne ungebremst auf die Südwand des Dschungels brannte, war ich wieder motiviert. Motiviert muss man auch sein, wenn man sich an den Leisten nicht fern von Innsbruck behaupten will…

Im Jänner und Februar zog es mich vor allem in den linken Teil der Wand wo sich die kurzen, knallharten Routen der Altmeister Reinhold Scherer („Stierring“ 8b+) und Hannes Rieser („Berg Heil“ 8b/+) befinden. Es dauerte nicht lange und ich konnte die beiden Routen durchsteigen; danach holte ich mir noch die erste Wiederholung der neuen Linie von Markus Haid („Das dritte Auge“ 8b/+).

Schweres Fieber

Wetter- und wettkampfbedingt folgte eine Pause meines Dschungelfiebers. Am Samstag, den 25. März hing ich schon wieder an den Leisten, die die Welt bedeuten – dieses Mal an den Leisten des Klassikers „Dschungelfieber“. Zwei Versuche am Samstag und ein weiterer am Sonntag raubten mir ordentlich die Kraft und ich merkte auch schon wie meine Finger zu revoltieren begannen. Der Fortschritt in der Route war mäßig und ich wurde etwas unsicher, ob die Route meinen Sehnen sehr zuträglich sein würde. Drei Tage später traf ich eine Entscheidung und das Wetter erleichterte mir den Entschluss: es war bewölkt, der Gripp perfekt und ich schon nahezu immun gegen die typischen Anzeichen des „Fiebers“ (ausrutschen, blau anlaufen und vor allem rauskippen!). Ich entschied mich dranzubleiben.

Am Freitag den 31. März (mein 4ter Tag in der Route) folgte der 6.Versuch und dieser verlief ziemlich gut. Mit der Sonne an diesem Tag kam aber eine weitere Konstante des Fiebers ins Spiel: die hohen Temperaturen und der damit verbundene Schweiß. Ich startete den 6.Versuch so um 16 Uhr und es war einfach zu schmierig. Obwohl ich bis zur Schlüsselstelle ganz gut am Weg war übermannte mich bald die Schwerkraft und ich baumelte im Seil. Ich musste an den herannahenden Sommer denken, die Hitze und sah meine Felle schon davonschwimmen.

Da der Lauf der Sonne leicht zu durchschauen ist wartete ich ein paar Stunden bis es kühler wurde und startete meinen 7.Versuch. Mit viel Feingefühl aber auch Glück schlängelte ich mich durch das Leisten-Wirrwarr, kippte nach der Schlüsselstelle fast aus der Wand und ließ am Abschlusshenkel mit einigen Siegesschreien meinen Dampf ab. Das schwere Fieber war überwunden!

$Infos zur Route:

Reini Scherer kletterte die Route 1992 und sorgte damit für internationales Aufsehen (siehe „Rock Stars“ von Heinz Zack). Bei der Bewertung war er etwas unsicher. Damals wie heute meinte er, dass „Dschungelfieber“ doppelt so schwer ist wie „Stay Hungry“ oder „Berg Heil“ oder eben gleich schwer wie diese beiden Routen zusammen.

12 lange Jahre blieb dann der Grad 8b+/c aufrecht bevor die Route von Markus Eberl, mit der ersten Wiederholung aus dem Dornröschenschlaf geweckt wurde. Sein Bewertungsvorschlag lautete 8c/8c+. Ich habe mir die dritte Begehung geholt.

Text: Kilian Fischhuber; Fotos: Reinhard Fichtinger

Webtipp:

Kilian Fischhuber - die Page von Kilian Fischhuber

Kletterhalle Tivoli - wird von Reini Scherer geleitet

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