Wer seit Jahren in die Berge geht und regelmäßig auf alpinen Schutzhütten nächtigt, dem ist vielleicht aufgefallen, dass sich die Regeln auf den Hütten in letzter Zeit teilweise deutlich geändert haben. Leider sind diese Änderungen in den seltensten Fällen zum Vorteil der Gäste.
Reservierungspflicht
Noch bis vor etwa zehn Jahren war es als Einzelbergsteiger oder Kleingruppe kein Problem, spontan und ohne Reservierung auf einer alpinen Schutzhütte zu nächtigen. Man wusste, dass man tunlichst vor 18:00 Uhr auf der Hütte ankommen und sich ins Hüttenbuch eintragen sollte. Denn um 18:00 Uhr wurden die Schlafplätze vergeben. Vorrang hatten Mitglieder alpiner Vereine. Nachdem diese ihre Plätze gemäß den Eintragungen im Hüttenbuch zugewiesen bekommen hatten, wurden die Restplätze an Bergsteiger ohne alpine Vereinszugehörigkeit vergeben. War die Hütte voll, wurden Notlager vergeben. Sofern die Hütte einen Telefonanschluss oder Handyempfang hatte, konnte man natürlich auch reservieren. Die Hüttenwirte durften jedoch maximal 50 % der verfügbaren Schlafplätze reservieren. Der Rest musste für unangemeldet eintreffende Bergsteiger zur Verfügung stehen. Das war jahrzehntelang gelebte Praxis und funktionierte nach Ansicht des Autors sehr gut.
Vor knapp 15 Jahren setzte jedoch ein Wandel ein. Die alpinen Vereine änderten ihre Hüttenordnungen. Zuerst durften bis zu 75 % der verfügbaren Schlafplätze reserviert werden (beim ÖAV ab 2007, Bergauf 3/2010), mittlerweile sogar 90 %. Interessant ist, dass der Alpenverein im Jahr 2010 noch die Schutzfunktion von Schutzhütten erkannte: „Dass ein Viertel der Plätze nicht vorreserviert werden darf, hat seine Begründung darin, dass wir ja von „Schutzhütten“ sprechen, die eben auch Zufluchtsstätte im Notfall, zum Beispiel bei Wetterstürzen, sein müssen und sollen. Dieses Faktum ist auch die Legitimation für öffentliche Fördergelder und gewisse Erleichterungen bei Behördenauflagen.“ (Bergauf 3/2010). Leider scheint dieses Wissen um die Funktion von Schutzhütten mittlerweile verloren gegangen zu sein. Außerdem reicht manchen Hüttenwirten selbst die hohe Reservierungsquote von 90 % nicht mehr, wie eine Recherche ergab.
Anteil der reservierbaren Schlafplätze an den gesamten Schlafplätzen der Hütte am Beispiel der Zillertaler Alpen (Alpsonline, August 2021):
Hütte | Verein | Kapazität | reservierbar | Anteil |
Furtschaglhaus | DAV Berlin | 65 | 65 | 100,0 % |
Greizer Hütte | DAV Greiz | 82 | 82 | 100,0 % |
Hochfeilerhütte | AVS Sterzing | 94 | 88 | 93,6 % |
Gamshütte | DAV Otterfing | 38 | 35 | 92,1 % |
Alpenrosenhütte | privat | 80 | 72 | 90,0 % |
Olpererhütte | DAV Neumarkt | 72 | 60 | 83,3 % |
Kasseler Hütte | DAV Kassel | 95 | 78 | 82,1 % |
Geraer Hütte | DAV Landshut | 90 | 70 | 77,8 % |
Karl-von-Edel-Hütte | DAV Würzburg | 80 | 60 | 75,0 % |
Friesenberghaus | DAV Berlin | 65 | 47 | 72,3 % |
Berliner Hütte | DAV Berlin | 177 | 110 | 62,1 % |
Mit der Erhöhung der Reservierungsquote wurde 2012 (beim DAV) auch einer der wichtigsten Gründe für die Mitgliedschaft in alpinen Vereinen sang- und klanglos abgeschafft. Bis dahin gab es für Mitglieder eine bevorzugte Behandlung bei der Vergabe der Schlafplätze. Die Vereinsmitglieder finanzieren mit ihren Mitgliedsbeiträgen zwar weiterhin fleißig die alpinen Schutzhütten, genießen bei der Schlafplatzvergabe jedoch keinerlei Vorteile mehr gegenüber Nichtmitgliedern. Punkt 4 der nachfolgenden DAV-Vorteile gibt es leider nicht mehr: "4. Sie genießen auf den Hütten eine bevorzugte Behandlung bei der Schlafplatz-Vergabe, kostenlosen Zugang zum Selbstversorgerbereich sowie exklusiven Zugang zu den Selbstversorgerhütten."
Als der Autor im Herbst 2017 an einem Freitag in der nur etwa halb belegten Goiserer Hütte (ÖAV Bad Goisern) spontan übernachten wollte, wurde er vom Hüttenwirt richtiggehend angeschnauzt und belehrt, dass man auf einer Hütte zu reservieren habe. Spätestens da war klar, dass ein Wendepunkt erreicht war. Mit der COVID-19-Pandemie scheint die Möglichkeit für spontane Hüttennächtigungen nun endgültig Geschichte zu sein. Auf der Homepage des Alpenvereins heißt es forsch „ohne Reservierung kein Schlafplatz!“. Wie wird das eigentlich in der Praxis gehandhabt, wenn jemand kurz vor Sonnenuntergang oder mit dem drohenden Gewitter im Nacken bei einer alpinen Schutzhütte ankommt, aber blöderweise nicht reserviert hat? Zählt die schon im Wortlaut enthaltene Schutzfunktion oder die Reservierungsregel stärker?
Der Hüttenwirt des Matrashauses (ÖTK) macht auf seiner Homepage (matrashaus.at) kein Geheimnis daraus, wie er mit Bergsteigern umgeht, die es wagen, ohne Reservierung auf seine Hütte zu kommen:
Er überlebt – aber auch nicht mehr. Es gibt keinen Komfort das bedeutet:
keine Bewirtung in der Gaststube, der Notfall bleibt im Winterraum,
gegen das Verdursten gibt's Wasser aber keinen Alkohol
gegen das Verhungern gibt's Suppe aber nicht mehr
er schläft im Winterraum. Dort gibt es keine Decken. Man erfriert nicht, aber gemütlich geht anders.
Quelle: https://www.matrashaus.at/extras/faq.html
Für spontane Bergtouren bleibt somit leider immer weniger Platz. Laut Reservierungsplan z.B. für das Matrashaus (ÖTK) für September 2021 mit Stand 27. August 2021 gab es von 1. bis 26. September nur noch an zwei Tagen (So 5.9. und Do 16.9.) wenige freie Plätze.
Anzahlungspflicht
Mit der Pflicht zur Reservierung haben immer mehr Hüttenwirte auch eine Anzahlungspflicht eingeführt. Die Höhe dieser Anzahlung beträgt meist € 10 bis € 25 pro Person und kann somit durchaus die reine Nächtigungsgebühr um das Doppelte übersteigen. Angesichts dessen, dass es angeblich Bergsteiger gegeben hat, die für jedes Wochenende mehrere Hütten reserviert haben und sich – je nach Wetter – spontan für eine entschieden haben, ohne den anderen Hütten abzusagen, ist eine Anzahlung durchaus verständlich. Nicht verständlich ist die oftmals vollzogene Vorgehensweise im Falle einer rechtzeitigen Stornierung.
Wobei sich zuerst die Frage stellt, was „rechtzeitig“ ist. Hier sind für Hotels im Tal und Schutzhütten im Hochgebirge sicherlich andere Maßstäbe anzusetzen. Während man ein Wellnesshotel im Tal durchaus des Hotels wegen bucht, wird kaum jemand auf eine alpine Schutzhütte im Hochgebirge der Hütte wegen gehen. Vielmehr ist der Grund für die Übernachtung meist eine Gipfeltour, die nur bei entsprechenden Wetterverhältnissen ein Erlebnis wird und nur bei sicheren Verhältnissen durchgeführt werden sollte. Trotz großer Fortschritte in der Meteorologie kann man meist erst ein paar Tage vor der geplanten Tour abschätzen, ob die Tour möglich sein wird. Eine Stornierung etwa zwei bis drei Tage vor dem gebuchten Aufenthalt würde der Autor daher als rechtzeitig ansehen und müsste klarerweise die Rückerstattung der Anzahlung nach sich ziehen.
Während Hotels in Tallagen trotz der kundenfeindlichen österreichischen Hotelvertragsbedingungen immer öfter dazu übergehen, kulante Stornoregelungen (teilweise sogar kostenfrei bis 18 Uhr des Anreisetages) anzubieten, ist der Trend bei alpinen Schutzhütten leider genau umgekehrt. Der Autor war am völlig verregneten letzten Augustwochenende 2021 selbst davon betroffen. Während die Stornierung der Reservierung für sechs Personen drei bzw. vier Tage vor der geplanten Nächtigung auf der Martin-Busch-Hütte (DAV Berlin) problemlos möglich war, wurde die Anzahlung in der Höhe von € 150 auf der Similaunhütte (privat) ersatzlos einbehalten. Von einer ähnlich kundenfeindlichen Lösung wurde uns von einem Leser vom Münchner Haus (DAV München) berichtet. Auch dort verfiel die Anzahlung trotz rechtzeitiger Stornierung. Über das Online-Reservierungssystem konnte unser Leser erkennen, dass seine reservierten Schlafplätze freigegeben wurden und nach kurzer Zeit erneut gebucht waren. Obwohl dem Hüttenwirt durch die Stornierung somit kein finanzieller Schaden entstanden ist, hat er die Anzahlung einbehalten.
So eine Vorgehensweise ist nicht nur sehr kundenfeindlich, sondern unter Umständen auch gefährlich. Wer beispielsweise für eine vierköpfige Familie für ein Hüttenwochenende € 200 Anzahlung geleistet hat und wenn dieser Betrag nicht refundierbar ist, ist eher geneigt, bei gefährlichen Verhältnissen in die Berge zu gehen. Schließlich möchte niemand eine so hohe Anzahlung verfallen lassen. Kann das im Interesse der alpinen Vereine sein?
Für eine Nächtigung am Tuxerjoch-Haus (ÖTK) wird sogar eine eigene Buchungsgebühr verlangt, die nicht auf den Übernachtungspreis angerechnet wird. Diese Vorgehensweise kennt man sonst nur von Fluggesellschaften und unseriösen Ticketvertriebsportalen. Diese Gebühr ist „eine nicht stornierbare Rate und kann nicht mehr rückgängig gemacht werden.“ Dass die Buchung nicht einmal auf andere Personen übertragen werden kann, passt ins Bild und erinnert ebenfalls an die kundenfeindlichen Geschäftsbedingungen von Fluggesellschaften.
Die Buchung ist eine nicht stornierbare Rate und kann nicht mehr rückgängig gemacht werden.
Die Buchung kann nicht auf eine andere Person übertragen werden.
[...]
Die Buchungsgebühr wird nicht auf die Übernachtung angerechnet. Diese ist pro Person und Buchung zu bezahlen.
Quelle: https://www.tuxerjochhaus.at/preise
Keine Decken wegen COVID-19?
Eine weitere Corona-Maßnahme der alpinen Vereine ist die Entfernung der Decken aus den Lagern der meisten Hütten. Für die Nächtigung auf der Hütte ist ein leichter Hüttenschlafsack somit nicht mehr ausreichend. Stattdessen muss ein „richtiger“ Schlafsack und auch ein Kopfkissenbezug mitgenommen werden, was das Gewicht des Rucksacks unnötig und vor allem deutlich erhöht. Diese Maßnahme scheint völlig aus der Luft gegriffen zu sein. Diverse Studien belegen, dass es „für eine Übertragung des Virus durch Kontakt zu kontaminierten Gegenständen oder über kontaminierte Oberflächen, wodurch nachfolgend Infektionen beim Menschen aufgetreten wären, derzeit keine belastbaren Belege gibt“ (Bundesinstitut für Risikobewertung, Deutschland, April 2021).
Zwang zur Halbpension / Spätes Frühstück
Obwohl die Hüttenordnungen der meisten Sektionen der alpinen Vereine es den Gästen freistellen, ob sie Verpflegung konsumieren möchten, gehen einige Hüttenwirte dazu über, den Nächtigungsgästen eine Halbpension aufzuzwingen oder Alternativen (z. B. nur Abendmenü) nur sehr widerwillig anzubieten. Beispielsweise ist auf der Ulmer Hütte (DAV Ulm) die Nächtigung im Winter nur mit Halbpension möglich, wobei das Frühstück erst ab 8:00 Uhr angeboten wird. Aufgrund der meist langen Schlange am Frühstücksbuffet schafft man es kaum vor 9:00 Uhr aus der Hütte. Auf der Lienzer Hütte (ÖAV Lienz) ist die Nächtigung auch im Sommer nur mit Halbpension möglich (Stand 2015). Während die Ulmer Hütte diese Einschränkung auf der Homepage veröffentlicht hat, erfährt man das auf der Lienzer Hütte erst bei der Ankunft.
Da die Hüttenwirte mit der reinen Nächtigung (fast) nichts verdienen, scheint es, dass manche Hüttenwirte versuchen, auf anderen Wegen zusätzliche Einnahmen zu erzielen. Eine dem Nächtigungsgast aufgezwungene Halbpension bietet sich dafür natürlich an. In so einem Fall sollte dann aber zumindest das Frühstück ausreichend früh angeboten und der Zwang zur Halbpension klar vorab kommuniziert werden.
Leider gibt es selbst auf vielen Hochgebirgshütten das Frühstück erst sehr spät. 7:00 Uhr ist leider die oft übliche Zeit. Vor 7:30 Uhr schafft es so niemand aus der Hütte. Gerade bei gewitteranfälligen Wetterlagen wie im Sommer 2021 kann das für viele Touren gefährlich spät sein. Anstatt den im Frühsommer bereits um 5:00 Uhr beginnenden Tag nutzen zu können, muss man die oft schönste Zeit des Tages abwarten, bis es der Hüttenwirt aus den Federn geschafft hat. Wer glaubt, dass ein „Thermosfrühstück“ die Lösung ist, wir leider auch immer wieder eines Besseren belehrt. Unsere Leser berichteten uns, dass beispielsweise am Westfalenhaus (DAV Münster) und auf der Pforzheimer Hütte (DAV Pforzheim) auf das bezahlte Thermosfrühstück vergessen wurde. Glücklicherweise gibt es aber auch positive Ausnahmen mit Frühstück ab zumindest 6:00 Uhr oder noch früher.
Kuriositäten
Um im Winter in der Ulmer Hütte (DAV Ulm) übernachten zu dürfen, muss man im Besitz eines gültigen Skipasses der Arlberger Bergbahnen sein. Der Hüttenwirt droht auf seiner Homepage „Wir machen Sie ausdrücklich darauf aufmerksam, dass wir gehalten sind, Hausgäste ohne gültigen Skipass ausnahmslos den Arlberger Bergbahnen zu melden.“ Der DAV erklärt in seinem Leitbild „Bergsport und Bergsteigen bieten ein faszinierendes Spektrum von Aktivitäten. […] Wesentliche Disziplinen sind das Wandern, Tourengehen, Klettern, Skibergsteigen und Mountainbiken.“ Wie passt das damit zusammen, dass Skibergsteiger auf der Ulmer Hütte (eine Schutzhütte der Kategorie II) nicht willkommen sind?
Die von einigen Hüttenwirten eingeführten Handyladegebühren wurden von uns schon 2017 kritisiert. Siehe unseren Artikel.
Fazit
Der ursprüngliche Zweck der alpinen Schutzhütten war, Bergsteigern bei Schlechtwetter Unterschlupf zu bieten. Die neuen hotelähnlichen Bewirtschaftungspraktiken sind aus Pächter- und Betreibersicht durchaus verständlich, decken aber nicht mehr die Bedürfnisse der Bergsteiger und Bergwanderer. Viele alpine Hütten haben den eigentlichen Schutzhüttencharakter verloren. Damit könnte aber auch ein Argument für die Mitgliedschaft bei alpinen Vereinen, für den Entfall der Kurtaxe, die Ausnahme bei der Gewerbeberechtigung und den Genuss entsprechender Förderungen fallen. Am Ende bleibt ein unzufriedener Gast.
Text: Dieter Wissekal
Stellungnahme des ÖAV:
In seinen 231 Alpenvereinshütten beherbergen der Österreichische Alpenverein und die Pächter*innen seiner Hütten Jahr für Jahr tausende Bergsteiger*innen. Jeder Gast ist wichtiger Bestandteil im geselligen Zusammenkommen von gleichgesinnten Bergliebenden. Auf hochgelegenen Hütten geben die Wirt*innen unter schwierigsten Bedingungen tagtäglich ihr Bestes, um logistischen Herausforderungen gerecht zu werden und nicht zuletzt auch die Schutzfunktion zu erfüllen.
Der durchschnittliche Arbeitstag unserer Hüttenwirt*innen beginnt bereits gegen 4.00 Uhr morgens und endet erst ein paar Stunden, nachdem die letzten Gäste zur Nachtruhe gegangen sind. Schlaf ist vorprogrammierte Mangelware, genauso wie ausreichend Platz und jedes Lebensmittel. Je nach Bedingungen steigt bzw. sinkt die Zahl der Besucher*innen rasant. Zur besseren Planung, Kalkulation und nachhaltigen Lebensmittelversorgung haben einige Hütten vor wenigen Jahren ein Reservierungssystem eingeführt.
Die Priorität des Österreichischen Alpenvereins war es stets, trotz strenger Covid-19-Auflagen die Hüttentore geöffnet zu halten und den Stellenwert von AV-Mitgliedern zu bewahren. Trotzdem sind gewisse Maßnahmen unerlässlich. Zu ihrer eigenen Sicherheit bringen Gäste ihren Schlafsack und Kopfkissenüberzug mit. Die Abstandsregel reduziert die Anzahl der Schlafplätze in den Schutzhütten drastisch. Ein Platzreservierungssystem ist daher die einzige Lösung, um einen sicheren Aufenthalt zu gewährleisten.
Wir als Alpenverein sehen beim Blick hinter die Kulissen die fordernden Arbeitsbedingungen unserer Wirtsleute. Durch die derzeitige Ausnahmesituation sind die ohnehin hohen Anforderungen an das Personal bestimmt nicht weniger geworden, ganz im Gegenteil. Wenn wir uns etwas wünschen dürfen, dann wäre dies eine ehrliche Anerkennung und ein angebrachtes Verständnis für die besondere Situation am Berg.
Anmerkung des Autors dazu: Natürlich hat Corona auch die Betreiber und Hüttenwirtinnen getroffen, der Bergsommer 2020 war aber dank der vielen heimischen Gäste im Vergleich zur Hotelerie anscheinend gar nicht so schlecht. Die in meinem Beitrag beschriebene Entwicklung betrifft die letzten Jahre und ist aus meiner Sicht kein reines Corona-Problem. Ich würde mich freuen, wenn Bergsteiger wieder kurzfristig, d.h. bei Schönwetter, Mehrtagestouren mit Hüttenbesuch durchführungen können, gerne auch mit kurzfristiger Vorankündigung.
Kommentare
AW: Droht das Ende der alpinen Schutzhütten?
Es scheint so, dass man endgültig aus dem Alpenverein austreten sollte. Schon vor einiger Zeit waren plötzlich "ausseralpine" Aktivitäten nicht mehr in der Such- und Bergekostenversicherung enthalten. Wir sind dann zum OeAV gewechselt, weil es dort noch enthalten war. Inzwischen dort auch nicht mehr. Seit einiger Zeit beobachten wir auch die Praxis der Reservierungen. Vielleicht sind wir schon zu alt (Jahrgang 65 und 66), aber das können wir nicht mehr unterstützen.
AW: AW: Droht das Ende der alpinen Schutzhütten?
Der Artikel spricht mir aus der Seele. Wie in der Stellungnahme des ÖAV Covid als Ausrede zu bringen ist lächerlich. Das ist eine Tendenz, die bei ÖAV, DAV und mittlerweile auch SAC seit Jahren zu beobachten ist, und das wird sich nach Covid auch nicht ändern. Bleibt noch der CAF (Stand 2020)...
AW: AW: AW: Droht das Ende der alpinen Schutzhütten?
Der Artikel und die Kommentare decken sich genauestens mit meinen Beobachtungen. Sollte man einmal gezwungen sein, unvorhergesehener Weise auf einer anderen als der geplanten Route von einem Berg abzusteigen, ist es das Allerwichtigste, daß man reserviert hat, ansonsten ist alles voll belegt. Schutzhütten im eigentlichen Sinne sind das nicht mehr, nur noch Ausflugsziele für die Spaßgesellschaft mit mehrseitigen Speisekarten. Ich jedenfalls habe die Kosequenzen gezogen und bin aus dem DAV ausgetreten.
AW: Droht das Ende der alpinen Schutzhütten?
Das Geschilderte deckt sich mit meiner Erfahrung. Danke, dass sich Dieter die Mühe gemacht hat!
Wäre sehr wünschenswert, wenn dieser Artikel auch auf weiteren Plattformen veröffentlicht werden könnte. Hat jemand eine Idee, wie das gehen könnte?
AW: Droht das Ende der alpinen Schutzhütten?
Volle Zustimmung. Wurde heuer behandelt als hätte ich da gar nichts zu suchen, unfreundlich, barsch. Frühstück auf einer Hütte über 3.000 ab 7:00, wer in der Früh gehen will, bekommt nicht mal Tee. Als ich wegen eines Unfalls meines Kletterpartners einer Hütte abgesagt habe, kam nicht mal ein "gute Besserung" oder "schade", nur der Hinweis "Anzahlung wird nicht angerechnet, Übernachtungen plus Storno geht umgehend an ...".
AW: Droht das Ende der alpinen Schutzhütten?
Deckt sich mit meinen Beobachtungen. Es macht schon lange keinen Spaß mehr (Corona mal ganz ausser Acht gelassen).
Mir ist auch klar, dass die Wirtsleute nicht zum Spaß dort oben sind und Geld verdienen wollen. Bei so mancher Hütte muss der Hüttenwirt das unter extrem erschwerten Bedingungen schaffen und das ganze noch dazu mit dem gesamten Spektrum von Charakteren auf sehr engem Raum bei einem extrem starken Ansturm.
Der eine will ein Cappuccino, der andere will auf den Gipfel. Wenn am Nachbarstisch der 10. Schnaps bestellt wird und die Stimmung steigt, freut sich der Wirt aber nicht der Bergsteiger der um 4 Uhr aufstehen will/muss.
Aber wenn man sich für das Bestellen eines Bergsteigeressens schämen muss, weil so mancher Wirt deswegen herablassend darauf reagiert, dann frag ich mich schon warum ich das ganze System schon so viele Jahre finanziell unterstütze.
Ich dachte ich tu was Gutes, aber so wie sich das Ganze entwickelt hat, habe ich ernsthafte Zweifel.
AW: Droht das Ende der alpinen Schutzhütten?
Aussage eines Bergsteigers, den ich vor 2 Jahren im September in der Brenta getroffen habe: "nicht leicht einen Hüttenplatz zu finden, ich habe im November (im Vorjahr!!!!) reserviert."
Mit dieser Praxis kann ich mir vorstellen, dass alpine Rettungsdienste immer wichtiger werden - eine adäquate Tourenplanung ist unmöglich ...
Schutzhütten haben keine Schutzfunktion mehr, sie sind nur mehr touristische Beherbergungsbetriebe mit Gewinnmaximierung für Pächter und alpine Vereine. Zielgruppe sind leider nur mehr zahlende Touristen und nicht die Bergsteiger, die der Berge wegen auf Schutzhütten angewiesen wären.
Ich hoffe, dass die alpinen Vereine in Zukunft wieder zu ihren Wurzeln zurückfinden.
AW: AW: Droht das Ende der alpinen Schutzhütten?
Vielleicht sollte man es wie in Neuseeland machen. Dort wird man auf den Hütten überhaupt nicht bekocht. Bei den großen Hütten gibt es einen Hüttenwart (kein Gastronom), bei den kleineren ist man komplett alleine.
Ich bin für den Ausbau von Selbstversorgerhütten die man nur zu 50% reservieren kann. Dazu gibt es einen kleinen Vorrat für Notfälle, mehr nicht.
Wer dort oben Geld verdienen will, soll in die Skigebiete und auf Privathütten gehen. Der Alpenverein ist dafür eigentlich die falsche Platform.
AW: AW: AW: Droht das Ende der alpinen Schutzhütten?
Bin selber Pächter einer hochalpinen, hubschrauberversorgten und im inselbetrieb geführten Hütte im Kalkgestein (keine Quelle!) und sehe mich gezwungen , dass oben gezeichnete Bild etwas zu korrigieren. Seit Anfang August habe ich ebenfalls eine Stornoregel ( bis 3 Tage vorher kostenfrei, dann 10,- pro Gast) eingeführt, da ich wiederholt kurzfristige Absagen von grossen Gruppen - trotz Schönwetter - erleben musste. Diese Storno entfällt bei Schlechtwetter und so wird niemand zu alpinen Abenteuren gezwungen. Leider wurde unsere Gutgläubigkeit immer wieder ausgenutzt und ich als Unternehmer muss den Betrieb so führen, dass meine Mitarbeiter und ich überleben können. Selber schlafen wir im Schnitt 6-7 h pro Tag , der Rest ist Arbeit für die Gäste. Wir unterliegen den Regeln der alpinen Vereine und müssen um € 9,- ein Essen anbieten (davon geht ca € 1,- an den Verein ) welches dann sogar vegitarisch, vegan und glutenfrei sein soll. Dass bei diesem Preis kein Nachschlag dabei ist, stösst leider oft auf Unverständniss. Weiters biete ich gratis Dusche ( kalt) und Wlan sowie Strom für Handy an und probiere - dank Voranmeldung möglich - auf Essenwünsche einzugehen. Wir biete 4 versch. Biersorten an , doch manchen ist dass auch noch zu wenig. Die Gäste haben sich auch verändert und wir müssen regagieren so gut es geht. Unsere einzig negative Kritik war, dass die Hütte voll war und die Covid19 Regeln nicht völlig eingehalten werden konnten, obwohl wir alles dafür tun. Sicher gibt es unter den Hütten auch welche, die das Stornosystem eventuell zu streng nehmen, ich kenne aber genug Kollegen, die tagtäglich hart dafür arbeiten, den Regeln der Vereine, des Staates mit den Gästewünschen in Einklang zu bringen.
AW: AW: AW: AW: Droht das Ende der alpinen Schutzhütten?
Die Adamekhütte ist sicher nicht die Art von Hütte die hier kritisiert wird (Ein Beispiel von mir mit dem Bergsteigeressen hat sich auf einer Hütte mit Zufahrtsweg und E-Bike Ladestation abgespielt).
Erst mal vielen Dank dafür, dass du dort oben die Stellung hältst und das auch bei schlechtem Wetter. Wir lassen uns ja nur bei Sonnenschein blicken (manche aber auch nicht wie du schon angemerkt hattest).
Viele verstehen auch den Unterschied nicht, was die Versorgung so einer Hütte bedeutet und haben viel zu hohe Ansprüche.
Die Alpenvereinshütten sind wirklich etwas sehr besonderes aber ich stelle mir die Frage ob das aktuelle Konzept auch wirklich gerecht ist. Natürlich bist du nicht zum Spaß dort oben und du hast es 1000x schwieriger wirtschaftlich zu arbeiten wie Hütten mit einer einfacheren Versorgungslage.
Ist es gerecht den Pächter in so einer Hütte genauso zur Wirtschaftlichkeit zu zwingen, oder sollte der Alpenverein einen anderen Weg gehen?
Viele von uns wünschen sich weniger Komfort und erhoffen sich dadurch auch weniger Ansturm. Ob das sich das bewahrheiten würde? Ihr Pächter wünscht euch natürlich nicht weniger Umsatz.
Deswegen die Frage. Sollte der Alpenverein vielleicht das Hüttenpersonal (im reduzierten Umfang) fest anstellen und unabhängig vom Umsatz bezahlen mit gleichzeitiger Reduktion des vielschichtigen Angebotes und im Gegenzug mehr Flexibilität ermöglichen?
Der DAV hat sich auf Kletterhallen fokusiert und klettern olympisch gemacht. Ist das Geld dort wirklich gut investiert oder sollte man es besser in ein anderes Hüttenkonzept investieren? Bleibt der Alpinismus nun auf der Strecke für Komforttouristen? Gibt es dafür nicht schon genug privates Angebot?
Ich denke hierbei nicht mal an mich, ich komme auch schon in das Alter wo ich es etwas gemütlicher angehen lasse. Ich denke hier wirklich an ein schützenswertes Erbe für die nächsten Generationen.
AW: Droht das Ende der alpinen Schutzhütten?
Zunächst Dank an den Autor dafür, eine Position zuzuspitzen, von der ich zumindest meine Wünsche in Teilen repräsentiert sehe. Mir geht der Artikel aber entschieden zu weit. Eine Gefahr mit den Regeln der Hüttenwirt*innen zu begründen widerspricht dem Bergsteigerkodex in Punkto der Eigenverantwortung. Wenn wir glaubwürdig bleiben wollen, vor uns selbst und vor unseren Mitmenschen am Berg und im Tal, dann dürfen wir den Hüttenwirt*innen, den Vereinen und der Bergrettung genau so wenig die Verantwortung für unser Risiko und unser Leid geben, wie dem Wetter und den Bergen. Mit jeder Abweichung davon bringen wir uns selbst in Gefahr!
Das Beste an dem Artikel fand ich die Frage nach Alternativen, wie eine Anstellung der Wirtsleute beim Alpenverein. Das wirft bei mir die Frage nach dem Grund auf. Der Alpenverein ist eben kein Wirtschaftsbetrieb und das ist auch gut so. Der Einfluss durch die ökonomischen Chancen und Risiken einer eigenen Bewirtung würden dem Alpenverein nicht gut tun. Möglicherweise würde er sich dann sogar für ein Bergbesteigungsverbot statt Sicherheitsforschung einsetzen, weil Wanderer ökonomischer sind. Seine Aufgabe soll bleiben, die Nutzung der Alpen in nachhaltige Bahnen zu lenken. Zum Glück haben wir die Ursprünglichkeit der Schutzhütten überwunden. Ob Frauen, Familien und Kinder auf den "ursprünglichen" Schutzhütten besser dran waren als mit den "kundenfeindlichen" Geschäftsbedingungen auf Hütten heute? Wenn uns Bergsteigern eine "ursprüngliche" Hüttenkultur so wichtig ist, warum wird der Alpenverein dann nicht von Freiwilligen überrannt, die oben gegen Kost und Logis Arbeitsdienst verrichten?
Wir haben ja die Wahl. Das kann eben bedeuten, das bezahlte Frühstück auf der Hütte sausen zu lassen und unser selbst mitgebrachtes Frühstück um 4 Uhr vor der Hütte in der Kälte zu verzehren und unseren Gasbrenner zu deponieren, nachdem wir den Tee gekocht haben. Wir können den Berg auch aus dem Tal versuchen anstatt von der Hütte oder eben biwakieren. Da muss man schon die Frage stellen, ob wir Bergsteiger uns nicht viel lieber vom Angebot und der Infrastruktur der Hütten verführen lassen, als wir uns das eingestehen wollen.
Die Frage ist ja, wie ein Hüttenwirt, wie der des Matras Hauses dazu kommt, eine solche Ansage zu machen. Das lässt sich in dem Teil des FAQ lesen, der im Artikel nicht zitiert wird.
Meist sind wir nicht die Helden von damals, die das Leben der Sache untergeordnet haben. Wir sind meist genauso gebunden in Job, Familie oder anderweitig, wie die Hüttenwirt*innen mit der Bereitstellung von Infrastruktur. Und das ist ein viel größeres Commitment als ein 9to5 Job - mit weniger Verdienstchancen nach oben. Wir machen machen lieber viele Touren anstatt uns selbst um Probleme wie Fäkalien, Müllentsorgung, Trockenheit, Logistik, etc. zu kümmern.
Ich kann mich nicht erinnern, dass mir jemals ein*e Hüttenwirt*in ein frühes Frühstück verweigert hätte. Das mag daran liegen, dass ich sie darum bitte, mir statt des bezahlten Frühstücksbüffes nur Müsli hinzustellen und nicht einmal nach Milch frage. So signalisiere ich, dass ich bereit bin, die Opportunitätskosten einer Ausnahme vom Standard, die dies für sie bedeutet, auszugleichen. Und siehe da - es stand dort auch immer ein Kännchen Milch in der Frühe. Wenn ich hingegen versuchen würde mich auf einen Bergsteiger-Sockel zu stellen und so einen Anspruch zu begründen würde ich nichts als Ablehnung erwarten.
AW: AW: Droht das Ende der alpinen Schutzhütten?
Dieser Artikel ist sehr präszise geschrieben und gut recherchiert! Es wäre super, ihn soweit wie möglich zu verbreiten!
Die aktuelle Übernachtungs- und Bewirtungspraxis der meisten alpinen Hütten ist sicherlich ein Zeichen unserer Zeit (möglichst luxoriös, möglichst gutes Essen, möglichst bequem,...). Die Nachfrage nach einer Art Hotelaufenthalt im Gebirge ist hoch. Leider vergessen viele Hüttenwirte inhzwischen die u.a. alpine Verantwortung, die sie haben und denken nur an möglichst hohe Gewinne. Viele der Hüttenwirte kennen ihre eigenen Hüttenumgebung geschweige denn die näheren Gipfel oder Kletterwege kaum oder gar nicht mehr, haben wenig Ahnung vom Wetter oder aktuellen Wegverhältnissen. Hier zeigt sich schon seit Jahren eine hohe Divergenz zwischen den offiziellen Auftreten der alpinen Verein inkl. ihrer Hütten und der Realität. Wer einen Bergsteiger aufgrund mangelnder Reservierung bei schlechtem Wetter abweist, handelt fahrlässig! Wer seine Schlafplätze bis auf den letzten Platz reserviert, handelt entgegen den Vereinbarung der alpinen Vereine! Sollte ein Bergsteiger es wagen aufgrund mangelnder Schlafplätze in der Nähe der Hütte zu biwakieren, ist die Hölle los.
Bergsteigen ist zum Geschäft geworden und nimmt jeder alpinen Unternehmung ihre oftmals nötige Flexibilität und Spontanität. (Routen- oder Wegänderung). Dies scheint im CAF oder CAI noch verankert zu sein und entsprechend offen sind dort die Hüttenwirte (von den ganz großen Hütten mal abgesehen). Es wäre wirklich zu wünschen, dass DAV und der OEAV sich wieder mehr auf ihren Ursprung besinnen.
AW: Droht das Ende der alpinen Schutzhütten?
Glaubt ihr wirklich, dass es einen Unterschied macht ob 50% oder 100% der Schlafplätze reserviert werden dürfen. Wenn es eine begehrte Hütte mit ihren ebenso begehrten Touren ist, wird die Hütte trotzdem voll sein. Und bei anderen Hütten bekommt man auch ohne Reservierung einen Platz, weil ja sowieso verfügbar. Der Vorteil der 100% Reservierung ist, dass die Hütte nicht unkontrolliert überfüllt ist mit Menschen die denken sie haben ein Recht auf einen Schlafplatz. Gerade in den letzten Jahren hat die Anzahl der Bergsteiger dramatisch zugenommen (das eigentliche "Problem" der überfüllten Hütten), sodass ich die Hüttenwirte gut verstehe und ehrlich gesagt hatte ich nur wenige Probleme, weder bei Absage noch bei kurzfrstiger Reservierung, die sich nicht durch ein verständnisvolles Gespräch gelöst haben.
AW: Droht das Ende der alpinen Schutzhütten?
Wir dürfen uns kurz vorstellen: Susi und ich (Flo) bewirtschaften das (im Artikel in der Statistik) erwähnte Friesenberghaus seit 9 Jahren.
Wir sind familiär bedingt schon seit unserer Kindheit auf Hütten und in Susis Familie waren schon zwei vorherige Generationen Hüttenwirte.
Dieser Artikel ist zwar interessant geschrieben, aber teilweise schlecht bzw. falsch recherchiert (siehe Bettenangaben der Hütten).
Er ist ein Sinnbild der Realitätsfremdheit und romantische verklärten Schreiben des Autors.
Der Autor hat es sehr gut verstanden ein paar Extrembeispiele herauszupicken und diese ausreichend negativ zu beleuchten. Klar macht Stimmung und hat man inzwischen von der Politik und Presse auch ausreichend gelernt. Auf den meisten Hütten kann man sich als Gast sehr wohl gut aufgehoben und bewirtet wissen. Wo er das Drohende Ende der alpinen Schutzhütte wittert, wissen wir nicht. Das dies nicht passiert, dafür sorgen der Alpenverein und die Wirte schon. In Kooperation und mit viel finanzieller, persönlicher Anstrengung und unzähligen Stunden freiwilliger Arbeit wird dafür gesorgt, dass Alle ein Dach über dem Kopf und einen vollen Bauch haben im Hochgebirge.
Und jetzt mal zur gelebten und gearbeiteten Realität:
Es ist einfach mehr los auf unserem Planeten als noch vor 50 Jahren und damit auch in den Bergen. Damit werden wir uns abfinden müssen. Die romantische Vorstellung der stillen urigen Hütte schwing zwar noch in vielen Köpfen weiter, war aber auch in den 80ern schon ein Blödsinn. Auf gut frequentierten Hütten (sei es jetzt auf Grund der Lange in einem Klettergebiet oder am Fuß eines bekannten Berges, Höhenweg etc.) war auch damals schon die Hölle los. Ich kann mich gut erinnern, wie die Leute am Boden, auf Bänken und Tischen geschlafen haben. Gemault wurde damals schon. Nur hatten die "Sumser" damals keine praktische so Plattform wie heute.
Den ewig gestrigen unter den Alpinisten muss aber eins klar sein. Wenn ihr euch die Zustände auf den Hütten wie früher wieder herbeisehnt, dann wirds schwierig noch wen zu finden der euch die Hütten bewirtschaftet!
Die Zeiten haben sich geändert! Und das auf vielen Ebenen, die man als Gast nicht sieht. Der Bürokratische Aufwand hat sich vervielfacht im Hüttenbetrieb für die Sektionen, sowie für die Wirte. Die erheblich strenge Behördenlage und Steuergesetzlage hat, von den Sektionen wie von Wirtsseite hohe Investitionskosten gefordert und bringt viel Papierkrieg mit sich. Unzählige freiwillige Arbeitseinsätze haben dies mit ermöglicht. Das bindet Zeit, Geld und Nerven beim AV wie bei den Wirten. Ein durchschnittlicher Arbeitstag eines Wirts/Wirtin liegt irgendwo bei 12-16h am Tag, 7 Tage die Woche. und das die ganze Saison.
Weiters haben sich die kulinarischen und Unterbringungsansprüche der Gäste stark verändert (AV & nicht AV).
Wir bemühen uns um Alle! Allergiker, Veganer, Vegetarier, Große, Kleine und selten auch die einfach ewig Unzufriedenen. Aber das gehört nun mal zu unserem Job und den machen wir, soweit wir wissen ganz gut. Unsere Einkäufe versuchen wir nach Möglichkeiten so ökologisch und regional wie möglich zu gestalten. Und das, obwohl wir aufgrund der Helikoterbelieferung eingeschränkt sind und mit den Insel Energieanlagen nun mal sehr knapp kalkulieren müssen.
Aber dem Autor des Artikels ist das natürlich vollkommen klar und er würd, das wahrscheinlich viel besser machen.
Dass heutzutage nun mal alle lieber im Zimmer wie im Lager schlafen ist auch nichts Außergewöhnliches. Wir leben nun mal in einer Wohlstandgesellschaft. Aber das lässt sich gut lenken und zur Zufriedenheit der meisten lösen und regeln.
Dabei hilft eben das Buchungstool des Alpenvereines ungemein.
Bewirtschaftete Hütten sind Wirtschaftsbetriebe und sind das schon ganz lange! Wir Wirte müssen Einkäufe, Flüge, Versorgungen und Personal planen und dies auch alles bezahlen. Weiters zahlen wir brav Pacht und führen das Nächtigungsgeld ab. Wir leben nun mal vom Umsatz auf der Hütte. Wer glaubt, dass man davon fett wird, der ist herzlich eingeladen, natürlich bezahlt, mal einen Sommer bei uns zu arbeiten.
Nun zum Punkt bevorzugte Behandlung von Mitgliedern: Ja es gibt Sondervergütungen für Mitglieder und das ist auch gut so. Die Nächtigungspreise für Mitglieder sind gemessen am Aufwand, den der Erhalt (AV) und Betrieb (Wirte) macht, immer noch sehr günstig. Der Alpenverein bietet auf vielen Hütten großartige und günstige Ausbildungen und Fortbildungen an. Das Bergsteigergetränk und das Bergsteigeressen gibts auch noch. Damit kann man immer noch gut und günstig seine Tage in den Bergen verbringen.
Aber zu glauben, dass der AV Ausweis eine Freikarte für alles ist und einem ein Vorrecht auf alles und vor allen anderen beschert ist einfach falsch. Klar wird ein Teil des Hüttenhaushalts auch aus den Mitgliedsbeiträgen finanziert. Aber eben auch alles andere was der Alpenverein so bietet (und das ist verdammt viel) + die Versicherung. Ein großer Teil der Hüttenerhaltung und technischen Investitionen wird allerdings öffentlich gefördert (Bund, Länder etc.) und diese Gelder kommen aus Abgaben und Steuern aller Steuerzahler, nicht nur der AV Mitglieder. Daher wäre es vermessen alle anderen kategorisch hintenanzustellen.
In unserem ersten Jahr auf der Hütte gabs das Tool noch nicht und wir hatten wenig Chance die Besucherzahl zu lenken. Hinzu kamen der schöne Sommer und der Trend zum Bergsport. Folge war, dass wir in der Ferienzeit an den Wochenenden teilweise bis zu 130 Leuten im Haus hatten zum Nächtigen und das bei 65 Schlafplätzen. Ein „tolles“ Erlebnis für alle Beteiligten. Keine Auswahl beim Essen (dafür sind wir einfach nicht ausgelegt bei so einer Überbelegung), kein Platz zum Sitzen (eh klar) und von der Schlafplatzsituation gar nicht zu reden (Sardinenbüchse). Wir kamen kaum vor halb 1 (Möbel raus, Notmatratzen auslegen, Schaffelle, Stuhlauflagen, einfach alles was besser ist als der nackte Boden) nicht ins Bett und mussten um 5 wieder raus die Leute wecken, raus aus den Stuben, Möbel wieder rein, Frühstück richten, putzen, etc. Und ist da ja auch noch der Tagesbetrieb. Die Folge war, dass wir und unser Personal komplett ausbrannten.
Der Sommer im Hochgebirge ist nun mal kurz und je nach Wetter und Schneelage sogar sehr kurz.
Ohne Besucherlenkung geht`s nun mal nicht mehr.
Und 48h Stornofrist sind nicht Zuviel verlangt. Ein brauchbarer Wetterbericht geht 4-5 Tage voraus und man kann kostenfrei stornieren über das Tool des AV. Das ist für jeden zu schaffen. Ein Check der Wetterlage und Touren Verhältnisse gehört zu einer ordentlichen Tourenplanung ohnehin dazu.
Und zu guter Letzt zum Thema Corona. Da werden wir uns kurzhalten. Da es ohnehin schon ein Reizthema ist. Wir Wirte sind die gewerberechtlichen Geschäftsführer auf den Hütten. Folglich haften wir im vollen Umfang für alles was den Betrieb der Hütte betrifft.
Wenn jetzt einer daherkommt und meint, dass die Gesetzeslage doof, falsch oder die Verordnungen unsinnig sind ist das seine Sache. Wir werden allerdings einen Dreck tun und uns strafbar machen oder gar einen Ausbruch auf der Hütte provozieren nur weil irgendein Super Mario meint alles besser zu wissen!
Fazit: Wir lieben unseren Job und machen Ihn voller Energie und allem was wir haben. Unsere kleine Familie wächst hier oben heran und wir haben vor die Hütte noch so lange wie möglich zu betreiben. Unser Kreis an Freunden und Mitarbeitern unterstütz uns nach Leibeskräften und wächst stetig. Ohne die gings nicht. Mit unserem Hüttenwart und seinem Team haben wir ein traumhaftes Verhältnis und die Zusammenarbeit mit der Sektion und den Hauptverbänden funktioniert bestens. Nur so können die Hütten weiterhin zur Zufriedenheit der meisten betrieben werden. Allen kann man es nie recht machen, wie man am obigen Artikel gut sehen kann.
Schöne Grüße
Susi und Flo