Besonderheiten und Gefahren einer Hochtour
Wer mit dem Gedanken an seine erste Hochtour spielt, hat bereits Bergerfahrung gesammelt und ist daher mit den Grundregeln rund um Ausrüstung, Tourenplanung, Sicherheit & Co vertraut. Ohne Bergerfahrung sollte sich niemand auf eine Hochtour wagen, denn sie stellt besondere Herausforderungen an die Bergsportler und birgt zusätzliche Gefahren.
In der Regel wird von einer Hochtour gesprochen, sobald diese auf eine Höhe über 3.000 Meter führt. Solche Berge sind zumeist vergletschert, was eine besondere Ausrüstung sowie großes Know-how erfordert.
Zusätzliche Gefahren bei Hochtouren sind zum Beispiel
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Gletscherspalten,
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Lawinenabgänge
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Steinschlag
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oder ein Gletscherabbruch.
Selbst, wenn bereits Bergerfahrung gesammelt wurde, werden die ersten Hochtouren deshalb stets mit einem professionellen Guide oder in einer erfahrenen Gruppe empfohlen.
Um sich vor diesen Gefahren im Hochgebirge zu schützen, ist somit ein größerer Planungsaufwand notwendig als bei einer Bergtour in niedrigeren Lagen. Zusätzlich zu den klassischen Vorbereitungen fallen für eine Hochtour deshalb folgende Planungsschritte an:
Schritt 1: Eine geeignete Hochtour auswählen.
Auch bei Hochtouren gibt es große Unterschiede, wenn es um die Schwierigkeit und Gefahrenlage geht. Deshalb ist Recherche unverzichtbar, um eine anfängergeeignete Hochtour auszuwählen. Ebenso gilt es, die aktuellen Verhältnisse auf der jeweiligen Route in Erfahrung zu bringen, denn nicht jede Tour ist zu jeder Jahreszeit begehbar – und je nachdem kann sie mehr oder weniger sicher sein.
Der erste, aber auch wichtigste Schritt besteht somit darin, das Internet für umfassende Recherchen zu nutzen oder mit erfahrenen Bergsportlern zu sprechen, um eine geeignete beziehungsweise geführte Hochtour für den gewünschten Zeitraum zu finden.
Schritt 2: Sich körperlich vorbereiten.
Das Bergsteigen erfordert stets eine gute Grundkondition, Trittsicherheit sowie Schwindelfreiheit. Doch Hochtouren bergen zusätzliche Herausforderungen. Einerseits kann die Höhenluft selbst bei hervorragender Fitness zu Problemen führen. Andererseits ist die Tour zwischen Schnee, Kälte und Eis deutlich anstrengender als eine klassische Bergtour und wird daher vor allem von Einsteigern gerne unterschätzt.
Deshalb ist es wichtig, den Körper explizit auf die Hochtour vorzubereiten. Das kann auch einen Besuch beim Arzt einschließen, um die persönliche Eignung für Hochtouren zu überprüfen und sich bezüglich der Höhenverträglichkeit beraten zu lassen. Neben der Steigerung der Grundfitness sollte somit auch das Höhentraining im Vordergrund stehen, um die Höhenkrankheit mit all ihren Gefahren präventiv zu vermeiden, vor allem bei mehrtägigen Hochtouren.
Schritt 3: Das notwendige Know-how erwerben.
Neben der körperlichen ist die geistige Vorbereitung wichtig. Das bedeutet nicht nur, die notwendige Motivation mitzubringen und sich ein realistisches Bild davon zu machen, welche Herausforderungen sowie Gefahren in der großen Höhe warten werden. Das bedeutet auch, das notwendige Wissen zu erwerben, um sich auf der Hochtour sicher fortzubewegen.
Der Umgang mit Steigeisen oder das Gehen in einer Seilschaft sind dafür nur zwei von vielen Beispielen – je nach gewählter Tour. Selbst, wenn die Hochtour mit einem erfahrenen Führer geplant wird, lohnt es sich, das grundlegende Wissen zu erwerben. Das bedeutet mehr Sicherheit, falls es zu ungeplanten Ereignissen kommt und beschleunigt den Prozess, eines Tages eigenständig Hochtouren planen sowie durchführen zu können.
Schritt 4: Kleinere Übungstouren durchführen.
Wie immer im Bergsport, gilt auch bei einer Hochtour die Devise: Langsam an die großen Herausforderungen herantasten. Anstatt direkt eine anspruchsvolle sowie mehrtägige Hochtour zu planen, lohnt es sich deshalb, mehrere kleine Übungstouren durchzuführen und dabei langsam die Höhe zu steigern oder neue Herausforderungen wie den ersten Gletscher zu meistern. Dadurch lernen die Bergsportler, ihre körperlichen sowie technischen Fähigkeiten realistisch einzuschätzen. Sie können diese verbessern und zugleich die richtige Planung von Hochtouren üben.
Schritt 5: Den Versicherungsschutz optimieren.
Da es in Deutschland nur noch wenige Gletscher gibt, finden Hochtouren in den allermeisten Fällen im Ausland statt. Dadurch kann der Schutz der Krankenversicherung unzureichend sein. Zudem greifen die Versicherungen bei Unfällen infolge von gefährlichen Sportarten nicht immer. Ob das der Fall ist und auch für den Bergsport gilt, ist von Police zu Police verschieden.
Deshalb ist es wichtig, vorab zu prüfen, ob der bestehende gesetzliche oder private Krankenversicherungsschutz ausreicht und welche zusätzlichen Versicherungen gegebenenfalls notwendig sind. Bei einer privaten Krankenversicherung können manchmal zusätzliche Bausteine ausgewählt werden, sodass sich eine individuelle Zusammenstellung der Leistungen lohnt. Manchmal ist der Abschluss einer zusätzlichen Unfall- oder Auslandskrankenversicherung notwendig.
Schritt 6: Fehlende Ausrüstung besorgen.
Auch bezüglich der Ausrüstung bringt eine Hochtour Besonderheiten mit sich.
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Steigeisenfeste Schuhe,
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Hochtourengurte,
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Steigeisen,
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Gletscherbrillen,
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Eispickel,
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Helme
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Biwaksäcke
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und vieles mehr
kann je nach Hochtour notwendig werden, um sicher unterwegs zu sein.
Wer diese Ausrüstung noch nicht besitzt, muss ein bisschen Geld in die Hand nehmen. Das gilt auch für die Kleidung:
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Isolation,
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Atmungsaktivität,
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Bewegungsfreiheit,
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Belüftung,
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Funktionalität
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oder Recco-Technologie
sind hierbei nur einige von vielen Stichworte, die für die Auswahl wichtig sind.
Spätestens bei einer Hochtour darf also nicht mehr an der falschen Stelle gespart werden, um Gefahren wie ein Abrutschen oder Auskühlen zu vermeiden. Deshalb ist es wichtig, frühzeitig eine vollständige Packliste zu schreiben und die noch fehlenden Gegenstände zu besorgen oder auszuleihen.
In diesem Zuge muss auch die bestehende Ausrüstung wie ein Helm darauf überprüft werden, ob sie noch funktional ist und passt.
Schritt 7: Sicherheitsmaßnahmen ergreifen.
Nun sind die Voraussetzungen für eine sichere Hochtour gegeben, allerdings müssen die verfügbaren Sicherheitsvorkehrungen auch ergriffen werden. Wer ohne Seil klettert oder ohne Gletscherausrüstung auf einen Gletscher geht, riskiert unter Umständen sein Leben.
Deshalb ist es wichtig, alle verfügbaren Maßnahmen für maximale Sicherheit zu ergreifen und auch das erfordert ein bisschen Planung sowie Übung vorab. Wann findet eine geführte Hochtour statt? Welche erfahrenen Bekannten können und wollen einen begleiten? Wie geht die richtige Sicherungstechnik? Wie funktioniert die Spaltenbergung?
Es gilt, sich ein Grundwissen anzueignen und so viel wie möglich vorab zu üben, um schließlich auf der Hochtour alle verfügbaren Sicherheitsmaßnahmen nutzen und im Fall der Fälle zuverlässig anwenden zu können.
Schritt 8: Den Schnee- und Wetterbericht checken.
Ob das Wetter überhaupt mitspielt und die Hochtour sicher durchgeführt werden kann, lässt sich erst wenige Tage vorher sagen. Flexibilität ist bei der Planung daher ein weiteres wichtiges Stichwort, sprich es sollte einen „Plan B“ geben, wie einen anderen Tag oder eine andere Route, falls die Hochtour nicht begehbar ist.
Der Blick in einen zuverlässigen Wetterbericht empfiehlt sich deshalb wenige Tage vorab – und von diesem Zeitpunkt immer wieder, bis die Hochtour gestartet wird. Ebenso gilt es, währenddessen das Wetter im Auge zu behalten, denn Wetterumschwünge passieren im Gebirge schnell und können lebensgefährlich sein. Auch diesbezüglich ist Know-how und Erfahrung gefragt, gegebenenfalls durch einen professionellen Bergführer.
Neben dem Wetterbericht sollten Informationen zur Schneelage, im Frühjahr auch die Lawinenwarnstufe sowie Begehbarkeit der Route eingeholt werden; und falls sich während der Hochtour unerwartete Probleme ergeben, muss ein Abbruch stets eine Option sein.
Schritt 9: Hütte reservieren.
Die meisten Hochtouren erfordern eine oder mehrere Übernachtungen auf Schutzhütten. Sie sind in der Hochsaison und bei den beliebten Hochtouren regelmäßig voll. Deshalb sollte man bereits Wochen vor der geplanten Tour die benötigten Schlafplätze reservieren. Der Hüttenwirt weiß auch oft über die aktuellen Verhältnisse der Hochtouren bei seiner Hütte genau Bescheid.
Schritt 10: Einen Notfallplan entwickeln.
Auch ein Notfallplan für jedes Szenario ist wichtig. Es gilt sich vorab zu fragen, wann die Route beispielsweise für einen schnelleren Abstieg verlassen werden kann, wo es Schutzhütten gibt oder ob bei schwerwiegenden Notfällen Hilfe durch einen Hubschrauber möglich ist.
Angesichts dieses Notfallplans kann dann endgültig entschieden werden, ob die Hochtour wie geplant sicher durchgeführt werden kann oder auf einen anderen Zeitpunkt verschoben werden muss.
Schritt 11: Auf den Körper hören.
Die letzte Grundregel direkt vor und während der Hochtour lautet, auf den eigenen Körper zu hören. Wer sich unwohl oder nicht fit fühlt, sollte umkehren beziehungsweise gar nicht erst aufbrechen. Falls es Anzeichen für eine Höhenkrankheit gibt, ist ein Abbruch unumgänglich. Dasselbe gilt, wenn offensichtliche Gefahren drohen, wie ein Gewitter.
Die Augen offenzuhalten und die Umgebung zu scannen, ist daher bei jeder Bergtour unerlässlich. Die meisten Unfälle passieren nämlich in unachtsamen Momenten, beispielsweise beim Abstieg, wenn die Konzentration schwindet.
Und zuletzt kann auch das Bauchgefühl ein guter Ratgeber sein, der niemals ignoriert werden sollte. Wer diese Grundregeln beachtet und mit erfahrenen Leuten unterwegs ist, für den wird die Hochtour ein unvergessliches und sicheres Erlebnis zugleich.
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