Eiskletter WM im Bouldern Val Daone 2005
Da vergangenes Wochenende gleich zwei absolute Top Eis events (Champany/Frankreich und der Boulder Wm in Valdaone/Italien) stattfanden, war die Entscheidung wahrlich nicht leicht.
Beide Veranstaltungen versprachen nur das Beste, doch letztlich entschied ich mich für Valdaone, da die Anfahrt doch um 5 Stunden kürzer war, WM im Bouldern auch sehr verlockend ist, aber vor allem Eisbouldern einfach extrem Spaß macht.
Wein und Essen bis zum Abwinken - das ist Italien
Wie immer wurden wir herzlich, wie es sich für Italien gebührt, empfangen und gleich am ersten Abend mit literweise Wein und grandiosem Essen bis zum Abwinken abgefüllt.
Leicht verkatert sahen wir am Samstag zum ersten mal die Konstruktion und mussten feststellen, dass es trotz der supergenialen und extrem steilen Konstruktion vor zwei Jahren noch eine Steigerung gab. Den ganzen Nachmittag pumpten wir uns in den sehr trickreichen und abwechslungsreichen Routen die Unterarme auf, damit die Finalrouten tags darauf auch ja nicht zu locker wurden. Albert, Markus und ich schafften es ins Finale und sorgten somit für einen gebührenden österreichischen Schnitt.
Wegen Übertritt nicht top gewertet
Beim zweiten Finalboulder, der durch einen 3m Doppeldynamo gekrönt war, wurde ich leider nur bis kurz vor dem Ziel gewertet, da anscheinend ein Pickel außer der Linie war. Ich hatte schont mitbekommen, dass zwei Kletterer den zweiten Boulder top geklettert waren, also hieß es beim dritten alles zu geben. Komplett am Limit kämpfte ich mich den letzten Boulder bis zum Top. Glücklicherweise war schon im Vorfeld klar, dass die ersten zwei ein Superfinale zu bestreiten haben, also wieder zurück in die Isolation.
Der Abstand der Zapfen war das Problem
Eigentlich liebe ich es, an diesen freibaumelnden Zapfen zu hängen, jedoch in diesem Superfinale stellte gleich der Abstand vom ersten zum zweiten Zapfen meine Vernichtung dar. Ziemlich sauer war für mich klar das Rennen verloren zu haben, doch wider meinen Erwartungen machte Herbert, der extrem starke Südtiroler, der als einziger im Finale alle Boulder top klettern konnte, einen Fehler in der Drytoolingpassage und ich durfte überglücklich meinen zweiten WM-Titel entgegen nehmen.
Größter Respekt gebührt den Organisationen, aber vor allem jenen, die in wochenlanger Arbeit die unzähligen Dach- und Überhangkonstruktionen vereist haben, um uns Kletterer ein Maximum an Spaß zu bescheren.
Eiskletterwettkämpfe am absteigenden Ast?
Nachdem der IWC (Eiskletterweltcup) schon im letzten Jahr nicht mehr stattgefunden hat, haben sich viele gefragt, ob dieser Wettkampfsport überhaupt eine Zukunft hat. Stunden, Tage und Wochen wurde diskutiert über Regeln, Sponsoring, Organisation, mediales Interesse, Engagement der alpinen Verbände, Material, etc.. Wenn auch nicht in Form eines Weltcups fanden trotzdem 2004 und 2005 viele Wettkämpfe statt und die Beteiligung und aber auch die Begeisterung der Kletterer ist nach wie vor enorm.
Die Unterstützung der alpinen Verbände fehlt noch
Betrachten wir nur diese Saison, so finden und fanden unzählige nationale Bewerbe in Italien, Österreich, Schweiz, Frankreich aber auch in Amerika statt. Überaus erfreulich ist meiner Meinung auch die perfekte Organisation und Durchführung der WM im Difficulty in Saas Fee und der WM im Bouldern in Valdaone. Wenn auch die Hilfe der alpinen Verbände noch sehr stark auf sich warten lässt, ist es umso mehr einzelner idealistischer Organisatoren zu verdanken, dass wir Eiskletterer uns immer wieder öffentlich die Arme aufpumpen dürfen.
Viel Diskussion über die Ausrüstung
Viel Diskussion gab es heuer im Bereich Ausrüstung und Materialreglements. Obwohl einige Kletterer stark für das Klettern ohne Spur plädieren, galt bei den meisten internationalen Bewerben „nur“, das Eisgerät nicht mehr mit den Beinen, dem zweiten Eisgerät oder dem Spur, sondern einzig und allein mit den Händen zu belasten. Ich persönlich habe in dieser Saison an verschiedenen Trainingsrouten alle Varianten ausprobiert und kam zu der Überzeugung, dass das Klettern ohne Spur zwar den Pumpfaktor enorm erhöht, jedoch die Kletterei gerade in stark überhängenden Routen in ein endloses Aneinanderreihen von Figure fours endet.
Bei leicht überhängenden Routen brauche ich den Spur eigentlich so gut wie nie, bei dachartigen Routen macht es mir einfach mehr Spaß den Spur trickreich einzusetzen. Wer hierbei einfach zu wenig gefordert ist, sollte sich mal in Alberts (Leichtfried) Route „Game over“/Dryland/Innsbruck probieren.
Mixed Bewertungen sind weltweit extrem unterschiedlich
Ich sehe diese Diskussion nach wie vor nicht sehr eng, da die mixed Bewertungen weltweit extrem unterschiedlich sind und sowieso keinen absoluten Wert darstellen. Zum Beispiel bin ich letztes Jahr The Game/M13(?)/Cineplex/Canada mit Spur geklettert und dieses Jahr eine eher „flache“ Route von Stefan Housson ca. im selben Grad ohne Spureinsatz. Wer den absoluten Vergleich sucht, ist am besten bei den Wettkämpfen aufgehoben.
Erfreulich fand ich bei den diesjährigen Wettkämpfen, dass auch etliche neue Gesichter aus der klassischen Kletterwettkampfszene auftauchten, wobei ich auch zu hören bekam, dass wir die besseren Partys feiern!
Professionelle Unterstützung für kleinere Bewerbe
Für die Zukunft erscheint mir jedoch sehr wichtig, dass die kleineren Bewerbe professionelle Unterstützung erhalten, denn nur durch eine dementsprechend gute Konstruktion, Routensetzer, Judges, Medienarbeit und Gesamtorganisation kann die Qualität und somit auch die Motivation der Teilnehmer gehalten werden. Hier ist auch noch am meisten Nachholbedarf und dies ist die wichtigste Basis um überhaupt Wettkämpfe und Eisevents am Leben zu erhalten.
Und nicht vergessen, außer Fels gibts auch noch Eis!
LG Hari
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