Die erste 9c der Welt, das erste El Cap-Free-Solo, tolle Frauenpower, Dawn Wall Vol 2 und ein Abschied prägten dieses Bergjahr
Adam Ondra
An diesem jungen Tschechen führte auch in diesem Jahr kein Weg vorbei. Fünf 9b und als erster Mensch überhaupt eine 9c (Silence in Flatanger) gingen in diesem Jahr auf sein Konto. Aber damit nicht genug, Adam gelang auch die sensationelle Wiederholung der 1000 m Route Dawn Wall am El Capitan in gerade einmal 8 Tagen und ohne davor jemals eine Bigwall gemacht zu haben. Chapeau!
Frauenpower
Das Jahr 2017 gehörte aber auch dem weiblichen Klettergeschlecht. Den Anfang machte am 26. Februar die US-Amerikanerin Margo Hayes mit der Wiederholung von La Rambla 9a+ in Siruana und am 24. September gelang ihr mit Chris Sharmas Biographie in Ceuse sogar ihre zweite 9a+. Den Höhepunkt im Frauenklettern setzte die zierliche Imsterin Angy Eiter. Am 22. Oktober kletterte Angy die über 45 Meter lange Monsterroute "La Planta de Shiva" 9b in Villanueva del Rosario rotpunkt! Den Saisonschlusspunkt setzte Babsi Zangerl mit der ersten Wiederholung von Tommy Caldwells Magic Mushrom, 27 Seillängen, 8b+ am El Cap.
El Cap – free solo
Am Morgen des 03.06.2017 kletterte der 31-jährige Kalifornier Alex Honnold in 3:56 Stunden free solo durch die 30 Seillängen von „Freerider“ ( 5.12d bzw. 9/+) am El Capitan. Damit wurde die Geschichte des Klettersports im Allgemeinen und die des Yosemite Valleys im Speziellen um ein weiteres, großartiges Kapitel reicher.
Ueli Steck 1976-2017
Wenige Tage nach dem Start seines Lhotse-Everest-Projektes stirbt Ueli Steck. Der Schweizer stürzt am Morgen des 30.4.2017 auf einer Erkundungstour zwischen Camp I und Camp II am Fuße des Mount Nuptse tödlich ab. Natürlich war Ueli wieder alleine unterwegs und er war schnell. Diese Faktoren prägten das Leben dieses Ausnahmealpinisten - Ueli Steck zählte zu den leistungsfähigsten Alpinisten unserer Zeit und wurde durch seine Solo-Rekordbegehungen der drei großen Alpenwände auch Swiss Machine genannt. 2011 zog es ihn in die hohen Berge, wo er ebenfalls beeindruckende Erfolge erreichte. Es gab aber auch kontroverse Ereignisse im Alpinleben des Schweizers.
Speed
Höher, schwieriger und schneller, das sind die wichtigsten Leistungsattribute im Bergsteigen. Im Mai läuft der sympathische Ecuadorianer Karl Egloff in gerade einmal 3:26 Stunden auf den 5642 Meter hohen Mount Elbrus (3300 Hm) und für den Abstieg braucht er nur weitere 45 Minuten. Auch an der berühmten 1000 Meter hohen Nose wird der Speedrekord von Brad Gobright und Jim Reynold um 4 Minuten auf 2:19:44 verbessert. Am Everest ist Kilian Jornet aktiv und besteigt den höchsten Berg der Erde zweimal in einer Woche ohne Sauerstoff (17 und 38 Std.), das Problem dabei, Kilian soll für beide Gipfel-Besteigungen keine Beweise haben.
Willful blindness
Den unrühmlichen Höhepunkt der bewussten Falschangabe im Bergsteigen setzt aber leider ein Österreicher. Andy Holzer, der als Blind Climber bekannte blinde Seven Summit Jäger, wird kurz nach dem Erreichen des Everest Gipfels, seinem letzter Seven Summit, mit einer Gipfellüge überführt. Vor rund zehn Jahren soll Andy nicht auf dem Gipfel des Denali gestanden haben. Andy Holzer, der seither auch mit den Seven Summits als Vortragender sehr gutes Geld verdient hat, ignoriert den Umstand kurzerhand und verlegt den höchsten Punkt Nordamerikas um ca. 64 Meter nach unten. Interessant dabei, dass neben Andy Holzer auch seine vier Begleiter diese Fehlinterpretation fast zehn Jahre lang mitgetragen haben.
Alterserscheinungen? Von Wegen!
Das Altern prägt auch die Bergsteigerszene: Die Huberbuam werden Ende Dezember 100 und sind noch voll im Saft, Peter Habeler feierte seinen 75er mit der Begehung der Eiger Nordwand und Marcel Remy kletterte mit 94 Jahren!!! zusammen mit seinen beiden Söhnen Claude und Yves durch die Nordwestwand des Miroir d’Argentine (450 m/6-). Auch der Abstieg war für den 94-jährigen kein Problem – dieser erfolgte per Tandemflug mit dem Gleitschirm.
Warum gehen wir eigentlich in die Berge?
Als der beim Erstbesteigungsversuch des Everest verschollene Brite G. L. Mallory davor einmal gefragt wurde, warum er auf hohe Berge steigt, gab er ganz lapidar zur Antwort: „Weil sie da sind.“ Oder suchen wir die Gefahr, die körperliche Herausforderung, das Hochgefühl, auf einem Gipfel zu stehen, eine Route geschafft zu haben? „Bergsteiger sind auch Liebhaber. Sie sehen das, was sonst keiner sieht, die Schönheit einer Linie, einer Geste, die Schönheit einer Route. Sie verfallen dem Objekt ihrer Begierde, sie kommen nicht zur Ruhe, bis sie dieses Objekt mit Händen greifen können.“ Schreibt Krimhild Buhl in einem Buch über ihren Vater.
„Die Natur vollbringt Wunder, es liegt an mir, sie zu genießen.“
Jean-Christophe Lafaille
Bergsteigen.com wünscht euch frohe Weihnachten und ein gesundes Bergjahr 2018!
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