Der Mittlere Kasten ist ein sehr abgelegener Berg im hinteren Kalser Dorfertal und bildet den Beginn des berühmten „Kastengrates“, einer der längsten Gratüberschreitungen auf über 3000m Österreichs, die auf den Großglockner führt. Der Mittlere Kasten liegt knapp unter der 3000er Grenze und bildet nach Süden hin eine 120-250m hohe, sehr steile Gneiswand, die vielmehr an den Bagaboos in Kanada erinnert als an die Wände der Hohen Tauern.
Vor knapp 10 Jahren waren legten erstmals die Kalser Bergführer Michael Amraser und Christoph Bacher Hand an dieser Wand an. Die Abgeschiedenheit und die großen Schwierigkeiten ließen jedoch etwas Zeit vergehen, bis die Route „Kurzer Prozess in dritter Instanz“ letztendlich 2016 beendet wurde. Links daneben eröffneten ein Jahr zuvor Isidor Poppeller und Vittorio Messini eine sehr schöne Risslinie, die jedoch aufgrund fehlender Strukturen nicht bis zum Gipfel führt.
Simon Gietl und Vitto Messini ergriffen im Herbst 2018 nochmals die Initiative, etwas Neues in Pfeilermitte zu eröffnen. Nach einem ganzen Tag Arbeit gelang es ihnen nun, eine natürliche Linie zu finden, die nun klassisch abgesichert (Normalhaken und zum Großteil mobile Sicherungsmittel) bis zur Gratschulter hinaufführt.
Im Juni 2019 brachen die zwei wiederum auf, um die Route rotpunkt zu klettern. Auf zwei Tage aufgeteilt konnten die seichten Risse, Platten und überhängenden Verschneidungen, die man in dieser Tour antrifft überwunden werden.
Im Nachhinein betrachtet muss nun wirklich festgehalten werden, dass die Route „Alles im Kasten“ wirklich was Besonderes ist und für Liebhaber von Granit-artiger Kletterei ein absolutes Muss!
Facts: Alles im Kasten
Erstbegehung: S. Gietl und V. Messini, 22.10.2018, 1. RP. S. Gietl und V. Messini, 13-14.6.2019
Länge: 140m (5 Sl)
Schwierigkeit: 9 (8 obl.)/R3/III
Material: alle geschlagenen Haken wurden belassen, keine Bolts, 2 Sätze Cams (C3 und C4 bis Größe 4, letztes nur 1 Mal), Keile und 1-2 Pecker
Routeninfos und Topo von Alles im Kasten.
Text: Simon Gietl
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