Anfang November kletterte Andreas Proft an der Costa Blanca eine 25 m lange 8b free solo und barfuss. Wir haben mit ihm gesprochen:
Lebst du vom Klettern bzw. bist du Profikletterer?
Nein. (habe bisher keine Geld-/Materialgeber gefunden)
Warum hast du dich entschieden schwere Routen solo und barfuss zu gehen?
Am Limit und ohne Seil kann ich natürlich nicht vollkommen kontrolliert klettern. Es besteht die Gefahr zu stürzen, auch ohne Griffausbruch usw. Mich reizt der Nervenkitzel und wie in der Vorbereitungszeit fast alles andere an Bedeutung verliert. Das Barfussklettern liegt mir und es macht mir Spaß. Ich fühle gerne den Fels, auch wenn es manchmal weh tut.
Wie hast Du Dich auf die Begehung vorbereitet?
Ich hatte The First and Last schon vor zwei Jahren geklettert und damals zwei Wochen benötigt. Zwischendurch musste ich mal Pause machen, weil einige Fingerklemmer echt gemein und verschleißend sind... Dieses Mal verbrachte ich vier Wochen mit der Route, habe Bewegungsabläufe trainiert, und bin mit nur zwei Exen geklettert, um die Nerven zu trainieren. Seit September habe ich Diät gehalten und - zum ersten Mal - gezieltes Konditionstraining gemacht: Die Route pumpt und man darf kurz vorm Umlenker nicht ausgelaugt sein.
Du bis ja extra für dieses Projekt nach Spanien gefahren. Warum gerade diese
Tour? Ist das Risiko hier kalkulierbar?
Wir leben im Bus. diesen Winter wollten wir auf Sardinien verbringen. Ende September, als wir schon in Arco waren, setzte ich mir in den Kopf, diese Route zu klettern. Ich kannte die Route schon und hielt die free solo Durchsteigung für möglich. Der Fels ist noch nicht poliert und der Parkplatz ist super für längere Aufenthalte geeignet. Das Risiko war nicht wirklich kalkulierbar, deshalb kletterte ich die Tour schon nach etwa einem Monat des Übens (an der Route), der nervliche Druck, die Zweifel und auch die Angst wurden mir zuviel und ich konnte nicht länger warten, wollte und konnte aber auch nicht aufgeben.
Was ist dir beim Erreichen des Umlenkers durch den Kopf gegangen?
Ich kletterte sehr konzentriert, stand aber auch irgendwie neben mir. Ich musste am Umlenker (25m) vorbei zum Umlenker des Projekts (30m) rechts der Route klettern, da ich dort ein Seil deponieren konnte. Diese letzten Meter waren nicht mehr wirklich schwer, da wusste ich schon, dass ich es geschafft hatte und fühlte mich unglaublich erleichtert.
Mit The First and Last (8b)hast du die bisher schwerste Route barfuss free solo geklettert. Woher nimmst du die Motivation und was wird dein nächstes Projekt sein?
Zum Teil war genau das meine Motivation. Ich brauchte einfach ein Ziel. Neue Projekte habe ich nicht. Eine Route, die ich gern mal solo klettern möchte ist "Fiesta del biceps" in den Riglos, die kletterten wir im Herbst und ich fand sie sehr schön. Meine Frau hat seit Anfang Dezember Rückenprobleme und wir können nicht klettern. Ich muss also erstmal sehen, wie sich das entwickelt. Zur Zeit sind wir auf einem Campingplatz und tun nichts.
Andreas Proft ist 37 Jahre alt, von 1995-97 kletterte er hauptsächlich im Sandstein, dann machte er eine lange Pause, reiste viel und heiratete. Seit 2003 lebt er mit seiner Frau im Bus, seit 2005 klettern sie wieder. Seit 2005 klettert er barfuss, anfangs um Routen, die seine Frau und er zusammen kletterten, schwieriger zu gestalten.
Schwerste Tour: rp 8b, on sight (barfuss) 8a, (er trainiert nicht gerne an einer Route für mehrere Tage :)
Lieblingsgebiete: Rodellar (es), Seynes (f)
Wichtigste Tour: The first and last (8b). Bis dahin hatte er noch nie so viel Zeit und Mühe in eine Tour investiert; so viel riskiert.
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