Gesten war es wieder soweit, in Reinhold Messners Mountain Museum auf Schloss Sigmundskron bei Bozen wurde der zehnte Paul Preuss Preis für ein herausragendes Lebenswerk als Weltklasse Alpinist und Extrem-Kletter vergeben. Der diesjährige „Hauptpreises“ ging an den Berchtesgadener Spitzenkletterer Thomas Huber, der ältere der berühmten Huberbuam, die schon seit vielen Jahren das Freiklettern im Sinne von Paul Preuss geprägt haben. Der seit 2021 vergebene Förderpreis für junge Spitzenkletterer ging heuer an in Europa eher unbekannte Kletterer, die beiden argentinischen Brüder Pedro und Tomas Odell, die in Südamerika zu den vielversprechendsten Klettertalenten zählen und bereits mit großartigen Leistungen in ihrer patagonischen Heimat, dem Kletterzentrum El Chalten, auf sich aufmerksam gemacht haben.
Im Sinne des Worte „Flagge zeigen“ vergibt die IPPG ( Internationale Paul-Preuss-Gesellschaft) aus aktuellem Anlass eine Ehrung an den ukrainischen Spitzenkletterer Mikhail Fomin, stellvertretend für die Klettergemeinde dieses vom russischen Angriffskrieg heimgesuchten Landes am Rande Europas.
Thomas Huber (geb. 1966), der ältere der Huberbuam, hatte seine erste spektakuläre Klettertour in den 90er-Jahren mit „End of Silence“ am Feuerhörndl auf der Nordseite der Reiteralm in den Berchtesgadener Bergen gemeistert; viele weitere, auch in Alpinkreisen kaum für möglich gehaltene Routen in den Alpen und an den Bergen der Welt folgten. Den XI. Grad hat Thomas - ebenso wie sein Bruder Alexander - auch geschafft, nämlich bei der zweiten Rotpunktbegehung in der Route „Adrenalin“, 8c+ in Karlstein in den Berchtesgadenern. Zahlreiche Erst- und Zweitbesteigungen, unter anderem am Latok im Karakorum (7108 m), im Yosemite (El Capitan), am Shivling, am Ogre, Speedrekorde im Yosemite oder die dritte Winterbesteigung der Westwand des windumtosten Eispanzers Cerro Torre in Patagonien: Thomas Huber zählt damit - und an vielen anderen schwierigsten Wänden - seit vielen Jahren zur internationalen Elite der Kletterer.
Dabei geht es Thomas - ebenso wie seinem Bruder Alexander (der 2017 den Paul-Preuss-Preis erhielt) - im Sinne ihres Idols um eine nachhaltige Art des Kletterns, um den Respekt vor der Wand und der Natur, By Fair Means, wie es so schön heißt, und um die Preusssche Philosophie, wonach das Können das Maß des Dürfens ist. Thomas fügte bei seiner Dankesrede noch "im richtigen Moment" hinzu.
Argentinische „Huberbuam“
Seit 2021 vergibt die Internationale Paul-Preuss-Gesellschaft auch einen Förderpreis für junge Alpinisten. Nach dem Steirer Mich Kemeter, der 2021 als erster diesen mit 5000 Euro dotierten Preis bekam, geht der diesjährige Nachwuchspreis an die argentinischen Brüder Pedro (geb.2003) und Tomas Odell (geb. 2005). Aufgewachsen bei den wohl kühnsten Berge unserer Erde, dem Fitz Roy und dem Cerro Torre, fanden die beiden über das Bouldern schon bald zu den großen Herausforderungen und so standen sie schon in jungen Jahren auf dem Fitz Roy. Die beiden entwickelten sich zu den besten argentinisch-patagonischen Seilschaften - ähnlich wie am anderen Ende der Welt die Brüder Thomas und Alexander Huber. Auch die Odell-Brüder hatten die Leidenschaft von ihrem Vater geerbt, sie tragen das gleiche Feuer in sich wie die Huberbuam, sie haben den Mut und den Willen, einfach loszuziehen, es zu versuchen, aber auch zu wissen, wie weit sie gehen dürfen, um zu überleben.
Preisträger Paul Preuss Preis
Reinhold Messner 2013
Hanspeter Eisendle 2014
Albert Precht † 2015
Hansjörg Auer † 2016
Alexander Huber 2017
Beat Kammerlander 2018
Bernd Arnold 2019
Thomas Huber 2022
Förderpreisträger
Mich Kemeter 2021
Pedro und Tomas Odell 2022
Kommentare