Jetzt ist die Katze aus dem Sack – Christian Stangl gibt zu, das Foto von seiner K2 Besteigung ca. 1000 Meter unterhalb des Gipfels aufgenommen zu haben. Dem ORF gegenüber behauptet der als Skyrunner bekannte Bergsteiger, er wäre in einer Art „Koma“ gewesen und hätte Stress und Angst vor dem Versagen gehabt – deshalb habe er sich den Gipfelsieg nur eingebildet.
Seine Besteigung wurde von einigen anderen Alpinisten angezweifelt (wir haben berichtet, mehr…). Auch viele „Normalsterbliche“ dachten sich, dass es schon eigenartig ist, wenn Spitzenbergsteiger wie z.B. Gerlinde Kaltenbrunner am K2 scheitern und Stangl plötzlich zwei Tage später alleine auf dem Gipfel steht.
Waren die anderen Rekordzeiten alle korrekt?
Wie es nach diesem Supergau, der in den österreichischen Medien als „Sportskandal“ sogar in den Hauptnachrichten gebracht wird, weiter geht, ist fraglich. Evtl. hat sich ja Stangl auch die ein oder andere Rekordzeit seiner zahlreichen Skyrunns im „Trance“ nur eingebildet und immer schon unterhalb des Gipfels die Zeitnehmung gestoppt.
Was man Christian Stangl aber unserer Meinung nach zugute halten muss, ist: Dass er den Mut gehabt hat, reinen Tisch zu machen! Er hätte auch nichts sagen müssen und wäre für die „Kronenzeitungsleser“ immer noch als Gipfelheld dagestanden. Nur in sehr wenigen, kritischen Fachmedien wäre weiter über sein Beweisproblem und das falsche Foto berichtet worden.
Ob Stangl jetzt seine Profi-Bergsportkarriere weiterführt und wie die Sponsoren mit diesem Skandal umgehen ist noch ungewiss. Er wird es aber sicher schwer haben und vielleicht sogar, je nach Vertragsauslegung mit den Hauptsponsoren, mit Rückzahlungen der Sponsorengelder konfrontiert werden. Sein 14 Summit-Projekt wird Stangl im September nur schwer abschließen können – außer er steigt vorher noch einmal auf den K2.
Explorersweb bringt schlüssigen Bildvergleich
Das Bild war von Anfang an auch ein Hauptkritikpunkt an Christian Stangls angeblichem Gipfelsieg. Das Expeditions-Fachportal explorersweb hat das Gipfelfoto nun genauer analysiert und mit älteren Bildern von K2 Besteigungen verglichen.
Das Stangl Gipfelfoto wurde definitiv in der Umgebung von Lager 3 aufgenommen (ca. auf 7500 m), das zeigt die Gegenüberstellung mit anderen Aufnahmen (siehe Bildmontage und Vergleich mit einem alten Bild von Jim Haberl rechts).
Reinhold Messner über den „Pistenalpinisten“ Stangl
Bis zur Bekanntgabe, dass das Gipfelfoto gefälscht ist, hätte Reinhold Messner an Stangls Erfolg im Grunde geglaubt. Christian Stangl wäre aber für Messner mit oder ohne gefälschtem Gipfelfoto „nicht einmal eine Fußnote in der alpinen Geschichte“.
Messner bezeichnet den Stangl-Stil laut APA-Meldung als „Pistenalpinismus“, da dieser ausschließlich Routen wählt, welche von anderen Bergsteigern präpariert (gespurt und mit Fixseilen ausgestattet) werden. Laut Messner hätte Stangl in seiner Karriere niemals eine „anspruchsvolle Route“ gewählt.
Hauptsponsor Mammut zum gefälschten Gipfelfoto
Die Mammut Sports Group bedauert die Fehlinformation im Zusammenhang mit Christian Stangls K2-Besteigung zutiefst. Diese Art der Täuschung widerspricht jeglichen alpinistischen Grundsätzen und Mammut distanziert sich davon in aller Form…
Auf der Mammut Webseite begründet Christian Stangl sein Handeln wie folgt:
"Ich vermute, dass ich aus Mischung zwischen körperlicher Existenzangst und noch viel mehr aus Versagensangst zu diesem Schluss kam. Leistung und Erfolg waren und sind in meinem Sport bestimmende Faktoren und ich denke, dass ich meinen persönlichen Misserfolg nach drei Sommern und insgesamt sieben Versuchen an diesem Berg zu unterdrücken versuchte. Von Seiten meiner Sponsoren und Förderer wurde zu keiner Zeit Leistungsdruck auf mich ausgeübt. Diesen Druck machte ich mir selbst. Eine bedrohte körperliche Existenz ist schlimm genug, die Angst vor dem Versagen in einer leistungsorientierten Gesellschaft noch viel schlimmer."
TV-Tipp (auch zum nach sehen): Zeit im Bild über den K2-Skandal mehr...
Diskussion über das Themal im Forum: mehr
Webtipp: Christian Stangl
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